...oft Bedeutungslos Haltepunkte, Haltestellen an den Strecken...
Auch ein Thema das an den "großen Themen" der Eisenbahn vorbeigeht, kleine Haltepunkte für den öffentlichen Eisenbahnverkehr.
Aus historischer Sicht wurden Haltepunkte / Haltestellen in allen Kategorien der Strecken errichtet.
- Stadtbahnstrecken, an denen Zugang, Bahnsteig und alle Anlagen nur dem Reiseverkehr dienen.
- Hauptbahnstrecken Haltepunkte zur Abwicklung des Nahverkehr im Städtischen und Ländlichen Bereich
- Nebenbahnstrecken zur Abwicklung des Personenverkehr Teilweise als Bedarfshalt
Zu den Haltepunkten kommen umfangreiche Besonderheiten hinzu:
- Stadtbahnstrecken auf gesonderten Gleisanlagen / S-Bahn Strecken
Paralleler Gleisverlauf der Hauptbahnstrecke für alle anderen Zuggattungen
- Stadtbahnstrecken im Mischverkehr / Haltende Vorortzüge sowie Durchfahrende Züge
- Kupplung der Strecken mit Blocksignalen im Mischbetrieb gibt es Weichen zum Gleiswechsel zwischen den Richtungen und Gleisen, oft auch Fahrt auf Gegengleisen möglich
- Schnelle Verkehrsabwicklung auf Grund starker Zugfolge teilweise mit automatischen Zugbetrieb bzw. Selbstblockbetrieb (Lokführer- und Stellwerksüberwacht)
- Verbindung der Haltestellen mit unbeschrankten und beschrankten Bahnübergängen, Blocksignalen und Ladegleisen / Ladestellen und Gleisanschlüssen
- Besetzte Haltepunkte mit Block- und Schranken- oder Haltepunktwärter / Bedienung der Anlagen, Fahrkartenverkauf, Reinigungs- und Unterhaltungsarbeiten, Pflege der Anlagen, Gepäck- und Postabfertigung
- Haltepunkte die von Agenturen verwaltet werden z.B. Geschäfte, Gasthäuser Fahrkartenverkauf und Anlagenpflege gegen Entgelder
- Unbesetzte Haltepunkte ohne Personal ohne weitere Abfertigung, Aufgabenübertragung auf das Lok- und Zugpersonal z.B. Triebwagen mit Lokführer Fahrkartenverkauf durch Lokführer im Einmannbetrieb, mit Zugführer und Zugschaffner besetzte Züge Übernahme der Aufgaben verkehrlich und betrieblich
- Haltepunkte mit Ladestellen für den Güterverkehr, Bedienung als Rangierfahrt mit Lok- und Zug-, Rangierpersonal
Oberste Priorität hatte das Sparsamkeitsprinzip...
Bei dem Bau der Staats- und Privatbahnen seit der Anfangszeit galt das Sparsamkeitsprinzip. So wurden alle Anlagen und Bauten einer gründlichen Prüfung zwecks ihrer Nutzung, Rentabilität und Zweck unterzogen. Sämtliche Bauvorhaben mußten auch den Nachweis der Baumaterial Kosten bringen. So sollten nur Baumaterialien, Firmen und Zubehör aus der Region verwendet werden. Z.B. Feld-, Bruch-, Ziegelsteine aus nächsten Steinbrüchen, Holz aus der Region, Zement, Kalk, weitere Baustoffe ebenfalls. Gußteile, Schmiedekunst ebenfalls unmittelbar aus nächster Umgebung. Ebenfalls wurden die Bau Lose nur an Heimische Firmen vergeben um Kosten zu sparen sofern das alles möglich war. Ausgenommen waren Brücken-, Tunnelbauten hier brauchte man erprobte Firmen mit Erfahrung. Gleise und Weichen kamen über Direktionsbeschaffungsstellen zum Bahnbau. Ebenfalls Betriebsmittel wie Signale, Schranken e.t.c. Schwellen und Schwellenholz wurde oft aus einheimischen Wäldern bezogen, die Schwellenverarbeitung übernahmen oft einheimische Sägewerke.
Auch wurden durch das Sparsamkeitsprinzip Bahnhofskategorien festgelegt. Neben der wirtschaftlichen Streckennutzung, dem Fahrplan und dem Reise- und Güteraufkommen wurde stark unterschieden. So spielten die Gütertonnage, der Billietverkauf, Gepäck-, Expressgut, Sonderverkehre eine wichtige Rolle für die Beurteilung. Danach richtete sich auch der Fahrzeugeinsatz.
Der Sinn der Bahnhöfe ist schon mehrfach erklärt in jeglicher Hinsicht. Die Errichtung der Haltestellen oder Haltepunkte sind oft nur dem Reisendenaufkommen geschuldet. Oft genügen nur der Bahnsteig und die entsprechenden sparsamen Ausstattungen auf dem Land. Für die Landbevölkerung war es der Anschluß in die "weite Welt". So richtete sich der Bau auch oft nach der Einwohnerzahl oder der Gegebenheit eines Güteranschlußes. Haltestellen waren auch oft noch einige Kilometer von den jeweiligen Ortschaften entfernt. Trotzdem war man stolz auf den Bahnanschluß. Versprach er doch Anbindung zu Arbeitsplätzen, sicherte den Gewerbetreibenden und Restaurationsbesitzern Einkünfte und belebte den Tourismus und die Region. Es gab somit auch zahlreiche Haltepunkte die durch meist Touristische Ziele an den Wochenenden oder im Sommerhalbjahr für ein großartiges Reisendenaufkommen der Züge sorgte. Auch Busunternehmer und Linienbusbetreiber profitierten vom Boom des Reisefiebers der Eisenbahn. Es etablierten sich zahlreiche Ausflugslinien. Auch der Post schadete die Errichtung von Haltestellen nicht. So wurde morgens durch den Postbediensteten die Post am Zug abgeholt und Abends mit dem letzten Zug weggeschickt. So entwickelten sich auch in kleinen Orten mit nur einem Haltepunkt ein oft pulsierendes Leben, daß nicht zu unterschätzen war.
Städtische Haltepunkte dienten ausschließlich dem Innerstädtischen und Vorort Nahverkehr und der Bewältigung des hohen Fahrgastaufkommens. Kurze Haltestellenabschnitte mit Blocksignalen versehen. Zugfolge zum Teil im Minutentakt. Ausstattung mit allen Anlagen am Bahnsteig und im Servicebereich die dem Reisendenaufkommen entsprechen. Oft auf seperaten Gleisanlagen und zum Teil im Mischbetrieb auf Vorstadtstrecken. Anbindung auch an Weichenverbindungen oder Überholungen. Taktung Fern-, Regional, S-Bahn Verkehr.
Reine S-Bahnstrecken mit Haltepunkten
Oft führen auf gesonderten Strecken S-und Vorortbahnen an den Hauptstrecken vorbei. Was die Bedeutung des Anschlußes von Innenstädten oder auch von Prestige Projekten hat. Für den nüchternen Betrachter ergibt sich mitunter ein anderer Sinn. Was Sinnvoll bzw. Nicht Sinnvoll ist diese Frage läßt sich oft nicht immer beantworten. Bei älteren Bahnprojekten dieser Art wurden oft Straßen- und Städtebauten mit oder vor der Bahn errichtet. Denoch wirkten sie in jener Zeit sehr stimmig. Heute dienen solche Projekte oft nur dem Zweck mit unterschiedlichen Betrachtungsweisen. Für die Modellbahn bedeutet das eine seperate Strecke mit Haltepunkt und der Grundidee eine solche Strecke im Unterirdischen Relief auf der Anlage zu präsentieren. Bahnsteig mit Strecke und nach oben führenden Zu- und Abgängen mit Nahverkehr oder Oberirdischen Haltepunkt zur Stadtplanung. Für Stadtliebhaber echt reizvoll.
Haltepunkt mit getrennten Strecken
Schloßplatz - Marx-Engels-Platz - Hackescher Markt in Berlin
Mitten im größten "Stadtgewusel" an der Stadtbahn liegt heute der S-Bahn Haltepunkt Hackescher Markt zwischen Ost- und Hauptbahnhof. Bedient wird der Haltepunkt nur von der S-Bahn, auf gesonderten Gleisen führt die Stadtbahnstrecke für Fern- und Regionalbahnzüge hier vorbei. Ein Modellbahnbeispiel für "Zugfahrer", die mittels Fahrbetrieb den S-Bahn oder Regionalverkehr in einem Haltepunkt "bündeln" möchten und auf einer weiteren mehrgleisigen Strecke Fern-, Regional- und auch güterzüge fahren möchten. Am Hackeschen Markt fahren keine Güterzüge, diese umfahren Berlin auf anderen Strecken. Im Innenstadtbereich findet man nur Güterzüge zwischen Gesundbrunnen und Spandau oder von Richtung Gesundbrunnen über Schönhauser Allee, Frankfurter Allee nach Lichtenberg um dieses Thema einzugrenzen. Sonst sieht man in der Regel nur Bau- oder Arbeitszüge und das oft nur in der Nacht auf Grund starker Streckenbelegung am Tag.
Der Haltepunkt in den Vororten
Oft führen Strecken ohne S-Bahnanbindung von einem Stadt- oder Hauptbahnhof in die Regionale Umgebung. Da S-Bahnen nicht immer alle Strecken bedienen oder nicht immer Strassenbahnen, Busse, U-Bahnen hier her führen gibt es auch solche "schmucklosen Vorort Haltestellen" die ein oft tristen Dasein fristen und oft unbeachtet bleiben. Oft schon marode Bausubstanz, wenig Fotogen und eine Lage in Vororten wo sich oft keiner hintraut oder Industriegebieten mit wenig Zuspruch. Aber im Bereich der Haltepunkte gilt es auch dieses Thema mit zu beleuchten und anzusprechen. Auch finden sich hier einige Interessenten, denen so ein Thema gefällt.
Ländliche Haltepunkte
Neben Haltepunkten auf dem Land an Hauptbahnen gibt es auch die oft errichteten kleinen Haltepunkte unterschiedlicher Art im Original wie auch auf der Modellbahn. Oft auch schlicht aber trotzdem reizvoll diese Anlagen auf der Anlage umzusetzen. Man kann sich bei jedem Thema pausenlos austoben, gerade an solchen Bahnanlagen zählt das Detail und die Landschaft wenn es reizvoll sein soll. Bei geringem Reisendenaufkommen ist es keine Seltenheit, daß Haltepunkte geschlossen werden oder Bahnhöfe zu Haltepunkten degradiert werden.
Haltestellen ohne Personal
Nicht nur heute findet man Haltepunkte zu Hauf ohne Personal, mit elektronischen Infotafeln, Schaukästen und Fahrscheinautomat, einer Glasbude und Metallbänken schon ist die ganze Herrlichkeit der Bahnhofsromantik im 21.Jahrhundert fertig. Sei es wie es will, auch hier greift das Sparsamkeitsprinzip aus der Eisenbahn Urzeit nur unter einem anderen Stern.
Für den Bahnsteig im Modell sind die Holzmastleuchten in unterschiedlichen Ausführungen das "Markenzeichen". Oft waren nur 1-2 Lampen am Bahnsteig und der Weg zum Ort oder gar durch den angrenzenden Wald war "Stockdunkel". Erinnert sei hier an den Haltepunkt Zschachenmühle oder Heinersdorf an der Sormitztalbahn. (Busch Lampen Modelle HO +TT)
Wer auf Vorbildtreue achtet, die Holzmastleuchte am Seilzug mit Hand Kurbel aus der DRG Zeit. Ein unwiederbringliches Detail am Haltepunkt aus alten Tagen. (Weinert)
Haltepunkte mit Agenten und Agenturen
Nicht so selten sind und waren Haltestellen ohne Personal. Bis in die 50er Jahre waren sogenannte Agenturen vor Ort. Privatpersonen, die im Auftrag der Bahn Fahrscheine, teils Gepäck und Post abfertigten und auch Reinigungs-, Auskunfts- und Betreuungsaufgaben erfüllten. Im Hauptberuf waren sie Kolonialwaren-, Lebensmittelhändler, Metzger, Bäcker und Gastwirte. Sie betreuten die Fahrgäste und kümmerten sich um die Bahnanlagen gegen ein Entgelt das ihnen gezahlt wurde. Auch bei Verspätungen, Zugausfall bei Sturm und Schnee hatten sie Kontakt zum nächsten Bahnhof. So wurden Warteräume beheizt, oder den Fahrgästen Verpflegung und Übernachtung angeboten. Gerade im Winter waren manche Strecken oft einige Tage gesperrt. Hier lohnte sich oft der Einsatz eines Mitarbeiters für die Bahn nicht und so wurde diese Lösung auch aus Sparsamkeitsgründen ins Leben gerufen. Agenten gab es bereits zur Frühzeit der Eisenbahn. Waren Betriebliche Aufgaben erforderlich z.B. Schranken, Signale, Besondere Meldungen dann wurde ein Haltepunkt Wärter eingesetzt. Der hier zu seinen Dienstzeiten alle Aufgaben zu erfüllen hatte. Oft waren diese dann als Schranken- oder Blockwärter beschäftigt was oft "einige Pfennige" mehr Lohn versprach. Neben den bekannten beschriebenen Aufgaben war die wichtigste Aufgabe die Zugbeobachtung der Haltenden und Durchfahrenden Züge. Sicherheit das keine Unbefugten Personen den Bahnsteig betraten. Position und Sichtbar am Bahnsteig, Grüßen der Personale, Behilflichkeit beim Ein- und Aussteigen, Abfertigung der Fahrgäste. Das Erteilen des Abfahrtsignal erfolgte durch den Zugführer. Bei unbesetzten Haltepunkten oder Schließzeiten der Agenturen (Nachts, Wochenende, Feiertage) übernahm der Zugführer bzw. Zugschaffner die Aufgaben.
Skizzen für das Modell in verschiedenen Variationen und Betriebsmöglichkeiten
Skizzen erstellt: Karsten Claus - Saalfelder Lokschuppen
Städtische Haltepunkte für S- Bahn und Vorortzüge
Oft sind solche Haltepunkt mitten im Stadtgebiet eingebettet und berühren oder verzweigen sich auf ihren Strecken oft von Innenstadt- zum Vorstadtbereich. Solche Anlagen auf der Modellbahn sind günstig für "Vielfahrer" ohne große Bahnanlagen, denen der Haltepunkt mit Bahnsteigen genügt. So läßt sich der Zugverkehr aus einem Schattenbahnhof und mit wenigen Digitalen Blockabschnitten bequem steuern. Auch eine Möglichkeit für viel Fahrbetrieb mit wenig Aufwand.
Ländliche oder Regionale Haltepunkte mit Besonderheiten
Im Modell wird meist der ländliche Haltepunkt bevorzugt. Bei Hauptbahnen im Modell wird oft die oben dargestellte Variante der zweigleisigen Strecke mit einem einfachen Bahnsteig bevorzugt. Während es im Nebenbahnbereich oft kreativer zugeht.
Ein Modellvorschlag, der von zahlreichen Details lebt. Es finden sich bei vielen Herstellern passende Modelle und Zubehör womit jeder Modelleisenbahner den "kleinsten Haltepunkt" ordentlich in Szene setzen kann. Oft findet man Fotografische Vorbildideen, Fachliteratur oder Filmmaterial um sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Na dann viel Vergnügen.