Rbd Erfurt - Bw Saalfeld
Historische Geschichte und Wiederbelebung
des Bahnbetriebswerkes Saalfeld
Bilder vom "Affenfelsen"...
Am Thema Lokomotiven im Bw Saalfeld führt kein Weg vorbei in keiner Dokumentation, deshalb ein kurzer Beitrag zum Thema. Es soll auch keine historische Abhandlung sein, lediglich ein geschichtlicher Abriß, der neben dem Bw auch Allgemeine Informationen enthält, die fast überall in Deutschland anwendbar sind und waren.
Das Bahnbetriebswerk Saalfeld bestand nicht nur aus Lokomotiven
der BR 01...
Selbstverständlich rufen die "Hochbeinigen" immer Begeisterungsstürme hervor, aber die Kleinen blieben oft im Verborgenen und wurden wenig gewürdigt.
Man möge auch die Motivwiederholung vom Saalfelder Wasserkran Gleis 7 verzeihen, aber es war zu Dampflokzeiten der günstigste Punkt in Saalfeld alle Maschinen meist von ihren Zügen zur Fahrt zum Bw abzulichten. So wurde gescherzt, das dies der "Meistfotografierteste Wasserkran" der DR war.
Bw Rudolstadt oder Bw Saalfeld
Mit Inbetriebnahme der Eichichter Bahn, Gera - Saalfeld - Eichicht wurde in Saalfeld und in Eichicht jeweils eine Lokremise mit Werkstatt errichtet, denoch sollten die Anlagen wenig später erweitert werden, da schon zu diesem Zeitpunkt der Bau der Saalbahn Großheringen - Jena - Rudolstadt - Saalfeld und der Verbindung Erfurt - Rudolstadt - Schönberg - Hof im Raum stand. Geplant war ein Eisenbahnkreuz der Privaten Saalbahngesellschaft und der Königlichen Eisenbahndirektion in Rudolstadt, in Höhe des heutigen Güterbahnhofes. Auch war die Errichtung eines Lokschuppens mit Werkstatt und kompletten Anlagen in der Planung. Gefahren sollte auf der Hofer Strecke mit Vorspann und Schiebelokomotiven. Für den Bahnhof Schönberg im Vogtland war eine Lokstation geplant, da hier Güterwagen Richtung Zwickau bzw. Hof / Regensburg / Nürnberg / Prag umgestellt wurden und die Weiterbeförderung der Sächsischen Staatsbahn oblag. Personenzüge sollten in Schleiz und Schönberg enden, Schnellzüge sollten von Erfurt bis Hof bzw. Eger durchgehend befördert werden. Ebenso von Erfurt bis Zwickau und Chemnitz sowie Erfurt nach Dresden und Breslau waren Zielbahnhöfe. Für das Kreuz Rudolstadt bedeutete das den Bau und die Inbetriebnahme eines Bw in der Form des Bw Saalfeld. Durch das Eisenbahnkreuz zweier wichtiger Hauptbahnen. Seine Durchlaucht Fürst Günther war entzückt über die moderne Verkehrsplanung jener Zeit und das "sein Rudolstadt" in der Mitte wichtiger Verkehrsstrassen lag, "...von Rolschd (Rudolstadt) sausen Dampfzüge nach Sachsen, Böhmen, Schlesien, Berlin, München, Italien, die Alpen, Erfurt und Frankfurt...". So schien der Fürst sehr glücklich über den Entscheid eines Rudolstädter Bahnknotens zu sein. Rudolstadt als Residenzstadt rückte in die Mitte sich kreuzender Verkehrswege, wer auf den Verkehrswegen unterwegs war konnte sich höchstpersönlich vom Vorzuge unserer Residenz überzeugen. Lange unbequeme Kutschfahrten entfielen und auch das Volk könne reisen.
Durch die Insolvenz der Baufirma wurde das Projekt der Strecke Erfurt - Schönberg beendet, so war die Errichtung einer Lokremise der Saalbahn in Saalfeld ein weiterer Baustein für ein Bw. Das Rudolstädter Bahnkreuz war leider in weite Ferne gerückt. Immer wieder "flammten Pläne" zur Inbetriebnahme auf wurden aber nie verwirklicht.
Bereits ab 1882 / 1883 begannen Pläne für eine große Lokremise für Preußische, Sächsische und Bayerische Maschinen die Runde zu machen. Man ahnte von zu Anbeginn der Bauarbeiten der Loquitz- und Frankenwaldbahn das es eine große Menge Güter- und Reisezüge geben wird die Saalfeld tangieren. Waren in Bayern, Preußen und Sachsen wichtige Lieferanten und Industrien für Thüringen und Saalfeld. Bis dahin bestand Teilung auch bei den Länderbahnen.
Mit dem Lückenschluß von Eichicht nach Stockheim wurden die Anlagen des Bw Saalfeld erweitert, da von nun an vermehrt Lokomotiven aus Halle, Leipzig, Bamberg, Probstzella in Saalfeld wendeten. Durch Inbetriebnahme aller weiteren Strecken nach Katzhütte / Königsee, Arnstadt und Lobenstein / Marxgrün wurde ab 1908 nicht nur der Saalfelder Bahnhof auch das Bw neu errichtet und 1910 dem Verkehr übergeben.
Nun bestand über Reuss (Lobenstein) und Hof auch eine direkte Verbindung nach Böhmen was sich positiv auf die Wirtschaft übertrug. So war Saalfeld Gott gesegnet in alle Himmelsrichtungen sehr gute Gleisverbindungen zu besitzen. Nicht nur die Wirtschaft auch die Region profitierte durch die Zugverbindungen im Tourismus und Pensionsgewerbe. Luftkuren, Badeanstalten, Kurgärten huldigten der Erbauung der Eisenbahnstrecken.
Um 1910 war Saalfeld eines der größten Bahnbetriebswerke das von sieben Strecken profitierte.
- Nürnberg / Bamberg / Frankenwald / Schieferstadt Lehesten
- Sonneberg / Coburg
- Eger / Hof / Lobenstein
- Leipzig / Zeitz / Gera sowie Anschluß aus Raum Zwickau und
Sachsen
- Berlin / Halle / Leipzig über Jena
- Hessen / Erfurt / Arnstadt
- Katzhütte / Königsee
So tangierten ca. 40-50 Lokomotiven täglich das Bw Saalfeld.
Bereits ab den 20er Jahren stand mit dem Bau größerer und leistungsstarker Lokomotiven fest, daß das Bw bereits wieder zu klein war. Auch beginnende Entwicklungen im Diesel- und E-Motorenbau brachten völlig neue Perspektiven mit dem Bau von Werkstätten und Anlagen. Revolutionärste Entwicklung war der Akku Triebwagen Bauart "Wittfeld" zwei und dreiteilig, der hier die Dampfkraft auf vielen Strecken hätte ersetzen können. Warum es nicht zur Stationierung der lägendären ET kam ist nicht überliefert. Vermutungen liegen nahe das man im Gebirge vor allem im Winter die Zuverlässigkeit von Dampflokomotiven schätzte und sich an das Neuland Akku Triebwagen nicht herantraute. Es gab keine Erfahrungen.
Der Plan des Groß Bw Saalfeld reifte bereits Ende der 20er Jahre als größtes "Mittel Bw" auf der Streckenhälfte zwischen Berlin und München.
Über 200 Lokomotiven für Saalfeld waren geplant
Hinzu kamen auch Lokbahnhöfe bzw. angegliederte Bahnbetriebswerke
- Rottenbach für den Schiebebetrieb nach Singen sowie die Strecken nach Katzhütte, Königsee, Saalfeld und Rudolstadt. Hier befanden sich jeweils ein Lokschuppen in Katzhütte und Königsee. Eingesetzt waren die BR 93 und BR 58, BR 65/10, BR 83/10.
- Eichicht war stillgelegt bis zur Eröffnung der Strecke nach Hohenwarthe, wo bis 1945 jeweils täglich ein bis zwei Lokomotiven auf der Werkbahn zum Pumpspeicherwerk und Papierfabrik Hohenwarthe im Einsatz waren. BR 93, 57, 58 bzw. gelegentlich BR 86.
- Triptis für die Strecken nach Gera, Saalfeld, Lobenstein über Saalfeld , Wurzbach , Marxgrün über Ziegenrück und Lobenstein sowie nach Münchenbernsdorf. Ein zweiständiger Lokschuppen in Münchenbernsdorf beherbergte zwei Maschinen für den Zugbetrieb bis Niederpöllnitz bzw. Triptis und gelegentlich bis Weida. BR 57, BR 58, BR 93, BR 65/10, BR 83 / 10
Der in Ziegenrück entstandene Lokschuppen aus den Anfangsjahren der Strecke wurde für Lobensteiner und Triptiser Maschinen benutzt und beherbergte nur eine Lok bis zur weiteren Eröffnung der Strecke nach Marxgrün. Lokschuppen Münchenbernsdorf wurde in den 60er Jahren stillgelegt und der Bahnhof mit der Triptiser V 60 bedient. Im Lokschuppen befand sich eine Werkstatt für DR Klein- und Rollcontainer bis 1990.
- Bw Lobenstein wurde später dem Bw Saalfeld zugeteilt Leistungen nach Marxgrün, Saalfeld über Wurzbach, Triptis, Rundfahrten von Lobenstein über Wurzbach - Saalfeld - Triptis nach Lobenstein oder umgekehrt. Gera Hbf sowie Güterzüge Saalfeld - Unterwellenborn bzw. Personenzüge Lobenstein-Wurzbach-Saalfeld-Pößneck ob.Bf. BR 93, BR 57, BR 58 gelegentlich BR 86, BR 65/10, BR 83/10
- Bw Göschwitz wurde mehrfach verschoben nach Weimar, Saalfeld und Gera zum Schluß nach Saalfeld mit dem Lokschuppen in Pößneck unt. Bf. Der Lokschuppen für den Schiebebetrieb in Jena - West unterstand ebenfalls dem Bw Göschwitz. Einsatz erfolgte zwischen Saalfeld - Göschwitz - Großheringen bzw. Naumburg / Weißenfels, Weimar - Göschwitz - Gera, Göschwitz - Porstendorf - Eisenberg - Crossen - Zeitz, Göschwitz - Gera - Zeitz - Teuchern - Naumburg - Göschwitz und Göschwitz - Orlamünde - Pößneck unt.Bf. - Oppurg, zeitweise Saalfeld - Unterwellenborn Übergabeverkehr. BR 41, BR 44, BR 57, BR 58, BR 65/10, BR 83/10, BR 93.
- Bad Blankenburg Lokschuppen der Saalbahngesellschaft, für den Zugverkehr Schwarza - Blankenburg ein einständiger Lokschuppen. Mit Eröffnung der Strecke Saalfeld - Arnstadt und Rottenbach Katzhütte / Königsee wurde der Schuppen nicht mehr benötigt.
Mit der Verdieselung ab den 70er Jahren gab es nur noch Lokomotiven der BR 110 später 115 dann 114 für den Zugverkehr auf diesen Strecken. Ab den 80er Jahren erhielten Triptis, Göschwitz Lokomotiven der BR 119.
Für den Rangierdienst waren in Saalfeld, Könitz, Triptis, Bad Blankenburg, Jena (Saalbf.) Göschwitz und Lobenstein jeweils eine
V 60, BR 106 zugeordnet.
Für den örtlichen Rangierverkehr waren Kleinlokomotiven Kö BR 100 vorgesehen, sie waren in Saalfeld, Pößneck ob. Bf., Neustadt (Orla), Münchenbernsdorf, Rudolstadt Gbf, Göschwitz, Uhlstädt, Kahla, Camburg stationiert. Bis in die 70er Jahre das Ausbesserungswerk Jena (Saalbf.)
Die in Stadtilm beheimatete Kleinlok gehörte zum Bw Arnstadt.
Im Bw Verschub sorgte eine BR 101 / 102 für den Rangierdienst.
Bewußt nicht nach Baureihen geordnet - Lokomotiven des Bw Saalfeld
Schnellzüge mit den ersten B-Kupplern
In folgenden Bahnhöfen waren Rangierdiesellokomotiven auf Anschlußbahnen eingesetzt
Saalfeld - Probstzella
- Eichicht (Kaulsdorf) Mischfutterwerk, Schiefergruben Unterloquitz
,Kalugga, V 23, V 15
- Unterloquitz 2 x V 15
Hockeroda - Blankenstein
- Blankenstein Papierwerk Dampfspeicherlokomotiven, V 60
- Rangierlok V 60 Bahnhof Lobenstein
Saalfeld - Arnstadt / Katzhütte
- Bad Blankenburg Transportgummi V 15
- Wöhlsdorf Schrotthandel 2 x V 15
- Stadtilm Saline V 15 gehörte zur Technischen Betreuung Bw Arnstadt
- Bergbahn Oberweißbach V 23, V 15, BR 101 für Verschubarbeiten und
Güterverkehr auf der Flachstrecke Lichtenhain - Cursdorf
- Sägewerk Kernsthal bei Katzhütte Kalugga
Saalfeld - Gera Hbf
- Unterwellenborn Maxhütte V 15, V 23, V 60
- Könitz Tanklager V 15
- Krölpa Ranis Gipswerk V 15
- Triptis Landmaschinenhandel V 15
- Niederpöllnitz Mischfutterwerk V 15
- Großebersdorf / Lederhose Tanklager V 15
Saalfeld - Großheringen
- Schwarza Zellwolle V 15, V 23, T 334
- Rudolstadt Betonwerk V 15, später Kalugga
- Rudolstadt Mischfutterwerk BR 100 (Kö), V 15
- Kahla Porzelanwerk V 15
- Göschwitz Heizkraftwerk V 60
- Jena West Schottwerke BR 100 (Kö), V 15, E-Lok 700 V Gleichstrom
im Werkanschluß Fa. Schott
- Porstendorf Papierwerke BR 100 (Kö)
- Dornburg Zementwerke V 15
Nach 1920 war das Bw schon zu klein...
Groß Bw Saalfeld ab den 30er Jahren
Mit dem Ausbau zahlreicher Strecken auf höhere Geschwindigkeiten und Achslasten dem Bau moderner großer und leistungsfähiger Lokomotiven stieg die Zahl der Güter- und Reisezüge stetig an. Große Städte waren leicht mit dem Zug zu erreichen. Durch die Erschließung der Touristischen Gebiete um Saalfeld, von denen es reichlich gab profitierten alle Strecken, was auch zur Mehrung des Lokomotivbestandes führte. Auch Lokomotiven zahlreicher anderer Dienststellen kamen nach Saalfeld. Saalfeld lag für den Lokwechsel sehr zentral, der gerade bei den Schnellzügen München - Berlin hier stattfand. Ebenso bei durchgehenden Güterzügen (Leuna / Buna) - Weißenfels - Nürnberg Rbf.
Nach der Verschrottung und Ausmusterung der altgedienten preußischen Länderbahnlokomotiven die auch auf Grund ihrer Naßdampregulierung nicht die entsprechenden Geschwindigkeiten und Zugleistungen erbrachten kamen folgende Lokomotiven im Bw Saalfeld bis 1958 zum Einsatz.
BR 01 Altbau Schnellzüge nach Leipzig, Halle, Nürnberg
BR 17 pr.S 10 im leichten Schnellzug-und Personenzugdienst
BR 36 Vorläufer der P 8, Einsatz im Schnell-, Eil- und Personenzugverkehr
BR 38 pr. P 8 Eilzug-, Personenzüge, Güterzüge Richtung Großheringen / Naumburg / Leipzig / Erfurt Hbf
BR 39 pr.P 10 Schnellzüge nach Leipzig, Halle über Zeitz / Weißenfels und Haupteinsatzgebiet bis Nürnberg über den Frankenwald, Erfurt Hbf
BR 41 Einheitslok für den Personen- und Güterverkehr nach Erfurt, Gera, Leipzig Einsätze auf der Frankenwaldbahn verliefen nicht zufriedenstellend
BR 43 zur Erprobung im Güterverkehr meist über die Frankenwaldrampe bis Bamberg und Nürnberg Rbf
BR 44 für den schweren Güterverkehr nach Gera / Zeitz / Profen / Zwickau / Göschwitz / Weißenfels / Arnstadt / Erfurt und Bamberg / Nürnberg Rbf sowie Zeitz / Meuselwitz / Altenburg / Regis-Breitingen bzw. Zeitz / Groitzsch / Neukieritzsch / Regis - Breitingen im Ganzzugverkehr Kohle
BR 55 für den Rangierdienst und Übergabeverkehr
BR 56 für den Mittelschweren Güterverkehr
BR 57 bildete das Rückrat im Saalfelder Güterverkehr bis zum Eintreffen der BR 43 und 44, Einsatz bis Bamberg, Weißenfels, Zeitz, Erfurt Gbf sowie auf allen Nebenstrecken
BR 58 meist im Güterverkehr nach Katzhütte, Arnstadt, Göschwitz, Gera Süd, Lobenstein, Probstzella eingesetzt mit entsprechenden Füll Leistungen im Personenverkehr
BR 78 im Personenverkehr nach Leipzig über Gera bzw. Großheringen / Naumburg und Arnstadt / Erfurt
BR 86 für den Personen-und Güterzugdienst auf den Nebenstrecken
BR 93 Einsatz im Personen- und Güterverkehr im Nahbereich sowie den Nebenstrecken um Saalfeld
BR 95 zeitweise Zuordnung zum Bw Saalfeld für den durchgehenden Vorspann- und schiebelokbetrieb ab Saalfeld bis Pressig - Rothenkirchen
Es ist überliefert, daß mehrfach verschiedene Sonderbauarten oder Lokomotiven mit neuen Teilen in Erprobung im Bw Saalfeld kurzzeitig stationiert waren, die meist auf der Frankenwaldbahn, der Rampe nach Unterwellenborn und am Singener Berg vor Güter-oder Personenzügen getestet wurden. Auch lag Saalfeld in der Mitte zwischen Leipzig / Halle und Nürnberg, so waren zahlreiche Meßfahrten für Lokomotiven mit Ziel Saalfeld. Da in Saalfeld über das Blankenburger Dreieck (Saalfeld-Blankenburg-Schwarza-Saalfeld) ganze gekuppelte Meßzüge mittels Meßfahrzeuge, SVT, oder Lokomotiven mit zusätzlichen Schwerwagen gedreht werden konnten. So das diese Versuchseinheiten nicht auseinandergekuppelt werden mußten und so die Lok wieder in Fahrtrichtung stand. Das gleiche wurde mit E-Lokomotiven im Meßzugbetrieb praktiziert, da die Meßlok immer mit Führerstand V (vorn) heute Führerstand 1 in Fahrtrichtung stehen mußte, so kamen schon frühzeitig E-Lokomotiven auch nach Bad Blankenburg. Der entsprechend lange Streckenverlauf und die optimale Möglichkeiten des Wendens solcher Einheiten, so war in den 30er Jahren Saalfeld ein technisches Eldorado in Bezug auf die Erprobung neuer Eisenbahntechnik. Somit ist es in keinster Weise auszuschließen, daß im Bw Saalfeld auch Sonderbauarten zur Behandlung bzw. dem Fahrtrichtungswechsel Station machten.
Rbd Nürnberg - Bw Saalfeld
Heute
DB Regio Bayern Nürnberg - Est. Saalfeld
Desweiteren oblag auch der Bau einer Bayerischen Lokremise in Saalfeld mit dem steigenden Verkehr auf dem ehemaligen "ABUS-Gelände" der Bayerischen Staatsbahn. Zugeordnet war das Bw der Rbd Nürnberg und Betriebliche Regelungen bildeten bayerische Vorschriften von der Bw Grenze bis zum Schuppen. Lokomotiven waren mit Bw Saalfeld, Rbd Nürnberg beschriftet. Durchschnittlich waren 6 Maschinen beheimatet, hinzu kamen Lokomotiven aus Nürnberg, Bamberg, Lichtenfels, Pressig - Rothenkirchen und Hof die hier wendeten.
Im Staatsvertrag Bayern / Preußen mit dem Bahnbau der Strecke Eichicht - Stockheim wurde der Einsatz reglementiert. Einsatz der preußischen Lokomotiven bis Bamberg und Nürnberg sowie der Bayerischen bis Saalfeld. Weitere Regelungen betraffen den Einsatz der Lokomotiven des Bw Probstzella, die die Strecken Probstzella - Pressig und Ludwigsstadt - Lehesten sowie Stockheim - Sonneberg befahren durften. Personale die im Bayerischen Betriebs- und Signalreglement ausgebildet waren. Ebenso waren Bayerische Personale in den Preußischen Reglements unterwiesen und geprüft. Das Befahren beidseitiger Strecken oblag den Hauptlokführern und Lok Inspektoren, sowie Hauptzugführern, Oberzugschaffner und Revisionsbeamten der jeweiligen Staatsbahnen z.B. Zugrevisoren. Ausführung von Bremsproben wurden ab Oberwagenmeister ausgeführt. Das Kuppeln oblag einem Rangierarbeiter der wärend des Kuppelvorganges von einem Oberrangierer begutachtet wurde. So versuchte man Fehlhandlungen aus, mit dem Einsatz von hochdotiertem und erfahrenen Personal. Neben zwei Bay. S 3/6 die in Saalfeld beheimatet waren gab es noch zwei Personenzug- und Güterlokomotiven. Der Langlauf der S 3/6 von Nürnberg bis Halle änderte nichts am Einsatz der Lokomotiven in Saalfeld die hier täglich ein Schnellzugpaar ab Saalfeld bis Nürnberg beförderten und eine zur Reserve blieb.Gleichermaßen war es im Personenzug- und Güterverkehr. Ein Frühzug nach Bamberg und ein Güterzug, eine Lok Reserve. Lokpersonale unterstanden der Rbd Nürnberg. Zugpersonale wechselten in Probstzella. Verbrieft ist auch der sporadische Einsatz der Bayerischen Güterzuglok BR 96, die Gelegentlich für den Einsatz bei schweren Sonder Schnellzügen bis Saalfeld kam und bis Pressig schob. Zum Teil mit 6-achsigen Schnellzugwagen, deren Eigengewicht bis 100 Tonnen pro Wagen betrug. Auch der Sonderzug Adolf Hitlers oblag bestimmten Regelungen auf der Fahrt von Berlin nach Bad Reichenhall zum Obersalzberg und sollte möglichst ohne längere Unterwegshalte fahren.
Schon bereits ab Kaiserzeiten bis 1989 liefen Staats- und Regierungszüge über Saalfeld. Gefahren wurde ab den 30er Jahren ein Vor-, Haupt-, Nachzug. Keiner wußte in welchem Zug und welchem Wagen die betreffende Person saß.
Von Berlin Anhalter bis Halle waren pro Zug zwei Lokomotiven BR 03 Bw Anhalter Bahnhof, von Halle bis Nürnberg je zwei Lokomotiven BR 01 Bw Saalfeld mit Lokwechsel in Saalfeld, von Nürnberg bis München je zwei Lokomotiven BR 18 Bw Nürnberg Hbf von München bis Freilassing je zwei E-Lokomotiven Bw München Hbf bzw. Bw Freilassing im Einsatz. Den "Löwenanteil" an Lokomotiven mußte das Bw Saalfeld vorhalten, da je Zug zwei 01er benötigt wurden und in Saalfeld Lokwechsel war. Somit wurden 6 Lokomotiven hierfür benötigt, Vor-, Haupt-, Nachzug.
Ab den 40er Jahren mit der Elektrifizierung erfolgte die Bespannung mit Dampf-und E-Lokomotiven, so galt die Dampflok als Garant im Stromausfall bzw. Luftangriffen und Schäden der Fahrleitung um den Zug weiter bis zum nächsten Bahnhof zu Befördern. Lokwechsel fand in Saalfeld statt.
Regierungszüge ab den 50er Jahren endeten in Saalfeld, meist mit zwei Maschinen BR 03, später BR 118. Die Wagen wurden in Saalfeld unter Bewachung abgestellt und es erfolgte ein Weitertransport mit PKW und Bussen meist zum Schloß in Leutenberg wo Staatsjagden rund um Leutenberg in den Wäldern stattfanden. Ab 1979 / 980, wurden in Berlin an dem jeweiligen Schnellzug nach Saalfeld meist Abends ein bis drei Regierungszugwagen beigestellt, zur Fahrt nach Leutenberg. Zu- und Ausstieg erfolgte abgeschirmt. Es erfolgte auch eine Bewachung der Stellwerks- und Bahnanlagen ab den 30er Jahren bis 1989, sowie eine überwachte Zugfahrt mit präziser Meldung der Durchfahrtszeiten des Bahnhofes und der jeweiligen Blockstellen und Schrankenposten. Die dem Bw Berlin-Lichtenberg zugeteilten V 180 waren oft im Bw Saalfeld zu Gast. Oft kam es auch vor das der Sonderzug bis Leutenberg fuhr. Es kam auf die Wichtigkeit und den Status der Person an.
Groß Bw Saalfeld ab den 30er Jahren
Bereits wurden schon in den 20er Jahren die Bw Anlagen an der Pößnecker Brücke zu klein. Auch die Gleisanlagen des Güter- und Personenbahnhofes waren mittlerweile dem ansteigenden Verkehr nicht gewachsen. In erster Linie sollte das Bw vergrößert werden und danach ein Umbau von Nord bis Süd des Bahnhofes mit Gleiserweiterungen und Verbreiterungen für Güter- und Reisezüge.
Ortsanlagen sollten weiter östlich in Richtung des heutigen Wohngebietes Gorndorf entstehen mit Geländabtragungen und Gleiserweiterungen.
Eine Wohnsiedlung war geplant östlich der Pößnecker Brücke Richtung Gorndorf auf dem heutigen Gelände der Wohnungsbau Gesellschaft Maxhütte Unterwellenborn die den Plan in den 50er und 60er Jahren umsetzten und hier Wohnungen für ihre Beschäftigten erbauten.
Der Bebauungsplan sah eine Reichsbahn Wohnsiedlung für ca. 1000 Bewohner vor, das Stück für Stück erweitert werden sollte.
Hier waren auch Spiel- und Sportplatz, Gärten, Läden, Gasthof, Kino, Festsaal und Arztpraxen geplant.
Hier waren Wohnungen für den gesamten DR Dienstort Saalfeld geplant inklusive aller Dienststellen am Bahnhof.
Die Anzahl der Wohnungen richtete sich nach der Anzahl der Beschäftigten.
Das Groß Bw Saalfeld sah die Bebauung des Geländes nördlich vom Bahnhof vor zwischen der Saalbahn und der Geraer Strecke Richtung Kulm und Ortsteil Remschütz.
In der Erstplanung war die Zufahrt vom Bahnhof über den Posten 8 an der Gasstation vorbei, parallel zur Saalebahn Richtung Schwarza und dann in die Anlage.
Im nördlichen Teil des Bw war eine Verbindungsstrecke vom Abzweig Remschütz Richtung neu geplanten Abzweig Gorndorf Richtung Unterwellenborn geplant. Für Beschäftigte aus Richtung Triptis und Jena war ein nördlicher Haltepunkt geplanz zum Aus- und Zustieg zum Bw. Hier sollten Züge von Triptis / Pößneck nach Rudolstadt und zurück verkehren. Auch für Beschäftigte der Maxhütte Unterwellenborn und der Zellwolle Schwarza für die dann auch das Umsteigen im Bahnhof Saalfeld entfiel.
Über diese Verbindungsstrecke war eine zweite Zufahrt zum Bw geplant die als Reserve oder Zweitausfahrt genutzt werden konnte. Mit Weichenverbindungen zum Bw so konnten Lokomotiven aus und in Richtung Rudolstedt bzw. Unterwellenborn die nördliche Ausfahrt nutzen ohne den Bahnhof Saalfeld zu tangieren.
Vom Personenbahnhof Saalfeld war ein Triebwagen Einsatz geplant der mehrfach täglich zum Bw pendelte.
Geplant waren zwei Vollrundschuppen, je ein E-Lok und ein Triebwagen Schuppen, eine Werkstatthalle für Großreparaturen Achswechsel, Kesselwechsel etc.
Weiter zwei Gebäude für Büro-, Übernachtungen und Kantine.
Zwei Hilfszughäuser mit Pachtgärten für die Beschäftigten des Saalfelder Hilfszuges, die heute in der Kulmbacher Strasse stehen am Ortsende der Stadt Saalfeld B 85.
Beheimatung von ca. 200 Dampflokomtiven, weiter waren E-Lokomotiven und Triebwagen geplant. Hier gab es keine Zahlen, da dies vorerst nur Unterlagen für Gebäude gab und die Elektrifizierung nicht abgeschlossen war und der Krieg kam.
Stationierung eines Hilfszuges mit Sanitätswagen sowie ein größerer Kran für Entgleisungen.
Sowie Fahrzeuge und Gebäude einer Fahrleitungsmeisterei, die sich mit der Bahnmeisterei südlich des Personenbahnhofes befand aber über eine Verlagerung in das Bw Gelände forciert wurde.
Neben den Saalfelder Lokomotiven waren noch ca. 60 Gastlokomotiven täglich einzuplanen, was einen hohen Bedarf auch an Lokkohle erforderte. Neben dem Bw mußten auch noch umliegende Lokbahnhöfe, Bw und Einsatzstellen versorgt werden.
In der Grundstruktur sprach man von ca. 1000 Beschäftigten im Bw Saalfeld.
Alleine ca. 580 Lokführer und Heizer
ca. 250 Bw Mitarbeiter, Schlosser, Büro Bedienstete
ca. 80 sonstige Bedienstete
(Stellwerker, Rangierer, Hausmeister, Handwerker für Wohnung, Übernachtung, Kantine)
ca. 60 Mitarbeiter Elektrifizierung
ca. 150 Mitarbeiter des Gleisbau
ca. 30 Mitarbeiter Signalmeisterei
Leider sind die Zahlen nur geschätzt, und aus mündlichen Überlieferungen älterer Beschäftigten verlässliche Aussagen und Auskünfte gab es nicht.
Gastlokomotiven in Saalfeld
BR 01 / Altbau Bw Leipzig West
BR 03 / Altbau Bw Leipzig West, Bw Halle P
BR 17 S 10 Bw Halle und Leipzig
BR 18 S 3/6 Bw Nürnberg Hbf
BR 38 Preußische Bauart Bw Zeitz, Bw Gera Hbf preuß., Bw Erfurt P, Bw Weimar, Bw Naumburg
BR 38 Sächs. Bauart Bw Leipzig Süd, Bw Zeitz, Bw Gera Hbf sächs.
BR 39 Bw Erfurt P
BR 44 Bw Weißenfels, Bw Erfurt G, Bw Pressig - Rothenkirchen, Bw Arnstadt, Bw Bamberg
BR 57 Bw Zeitz, Bw Gera Hbf preuß.,
BR 71 Bw Bamberg
BR 78 Bw Probstzella
BR 86 Bw Hof
BR 93 Bw Lobenstein
1942 veröffentlichter Personalbestand des Maschinenamt Jena mit den dazugehörigen Dienststellen, den stationierten Geräte-, Arzt-und Fahrleitungswagen
Einiges zum Thema Schnellverkehr
Mit Einführung der SVT Verbindungen München-Berlin-München verkehrten ab 1934 Züge der BR VT 137 auch über Saalfeld. Planmäßig wurden die SVT Züge zwischen Nürnberg und Halle von Nürnberger Lokpersonalen gefahren. Mit der Planung und dem Bau des Groß Bw Saalfeld rückten auch Saalfelder Lokpersonale in den Fokus, so wurden doch Triebwagen Großschuppen für SVT`s geplant. Ausschlaggebend wäre der Bau und die Errichtung des Passagierflugplatzes in Schwarza gewesen, hier war neben der Planung eines Haltes am Flughafen auch eine schnelle Verbindung für Fluggäste Richtung München und Berlin vorgesehen. Sollte doch Schwarza was ziehmlich in der Mitte Deutschlands lag ein Drehkreuz im Flugverkehr werden. Was in diesem Zusammenhang auch den Anschluß an SVT Züge in Schwarza-Flughafen zur Folge gehabt hätte. Hierbei hätte die Chance für Saalfelder Lokpersonale bestanden auch auf SVT Zügen ausgebildet zu werden, was aber denoch 5 Lokführer besaßen im Falle von Krankheit oder Havarien und Kriegsereignissen das Fahrzeug zu bewegen. Geplant waren Einsätze der Münchner Lokführer von München bis Saalfeld und Berliner Kollegen weiter von Saalfeld nach Berlin und im Tageseinsatz aus der Mitte die Besetzung mit Saalfelder Lokführern bis München bzw. Nürnberg und Berlin. Zahlreiche Sonder-und Meßfahrten erreichten denoch den Saalfelder Bahnhof und das Bw aus beiden Richtungen. Weiterhin bestand die Vertaktung der Nebenstrecken mit Kurswagen von und nach Berlin, München, Nürnberg, Leipzig. Auch die Planung direkter Eilzüge und Sommersaisonzügen wurde in Betracht gezogen, deren Hauptleistungen das Bw Saalfeld zu übernehmen hatte auch in Bezug auf E-Lokomotiven und weitere Schnelltriebwagen, die in Saalfeld beheimatet worden wären. Auch für E-Lok Leistungen waren bereits Lokführer des Bw Saalfeld ausgebildet.
Werdegang und Soziales
Bevor man Lokomotivführer werden durfte oder konnte...
Im 21.Jahrhundert vollzieht sich die Lokführerausbildung in der Regel in der Zeit von 9 Monaten. Aber hier sprechen wir aus der Zeit um 1930 wo nach persönlichen Aufzeichnungen der Werdegang eines Lokführers kurz beschrieben werden soll.
Die Beendigung der Schule erfolgte mit der Konfirmation bzw. Kommunion. Die alten sagten, "dann kommst Du aus der Schule...", daß war meist im Mai eines jeden Schuljahres. Je nach Ausbildung begann der "Ernst des Lebens" oft schon im Juni / Juli wo "Stifte" bereits zur körperlich schweren Arbeit mit Stundenlohn von 1,2 Pfennig herangezogen wurden. Steine Schleppen, Holz hacken, Hilfsarbeiten aller Art.
Eine Bewerbung bei der Eisenbahn erfolgte ab der 7.Klasse. Mit dem Zeugnis, dem Leumund der Eltern, zum Teil auch mit Fürsprechern. Z.B. Oheim, Vettern, Schwippschwager e.t.c. beim Vorstand. Es erfolgte eine persönliche Vorstellung in der besonders auf das Erscheinungsbild, Saubere Finger / Fingernägel / Haarschnitt geachtet wurde. Mit Allgemeinbildenden Schulischen und Gesellschaftlichen Fragen wurde der Bildungs- und Wissensstand getestet. Fragen wie sie Lehrer stellten. Auch wurde auf körperliche Fitness geachtet. Nach Abschluß des Gespräches wurde dem Vater oder Mutter mitgeteilt, daß eine Bewerbung erfolgen darf.
Bewerbung erfolgte dann schriftlich mit Lebenslauf, Bewerbung, Polizeilichem Führungszeugnis.
Nach Abschluß der Schule 8.Klasse damals erfolgte nochmals die Prüfung der Abschlußbeurteilung und Abschlußzensuren. Wichtig waren Fleiß, Disziplin, Ordnung, Deutsch, Mathematik als Hauptbewertungskriterien.
Vorab erfolgte eine Bahnärztliche Untersuchung Sehen, Hören, Farbtauglichkeit, Allgemeine Untersuchungen. Danach der Psychologische Test, hiermit konnte ein allgemeines Bild der Belastung, der Sinne und des Reaktionszustandes, die Denk- und Erfüllungsweise beurteilt werden.
Meist zum September erfolgte die ordentliche Aufnahme in den Dienst der Eisenbahn mit einem Festakt. Anschließend wurden die Dienststellen und die Berufsschulen der Eisenbahn bekannt gegeben und Klassen gebildet. In den ersten Tagen erfolgten Verrichtungen Allgemeiner Dinge. Klassenbildung, Spindzuweisung, Ausgabe von Betriebsausweisen, Fahrkarten, Schloßeranzügen, Arbeitsschuhen bzw. im Bahnhof Uniform mit Lehrlingsschulterstücken zur Kenntlichmachung. Ebenso wichtig Arbeitsschutz, Verhalten in Gleisen, gegenüber Fahrzeugen, Feuergefährliche Materialien auch Strom u.s.w.
Anschließend erfolgte ein Lerngang am Bahnhof und in der Dienststelle, somit wurden die Lehrlinge bekannt gemacht und ihnen wurden alle wichtigen Einrichtungen und Gebäude sowie Verhaltensregeln gezeigt.
Nach ca. 5-10 Tagen begann die Ausbildung im Wechsel mit Theorie und Praxis im Bahnhof / Bw oder der Berufsschule.
Zur praktischen Ausbildung zählte auch die Erfüllung von Hilfstätigkeiten.
- Bier und Frühstück holen
- Kehr- und Reinigungsarbeiten
- Transport von Material und Versorgungsgut
- Kohlen schaufeln für Heizungskeller
- Bänke, Zaun streichen, Grünanlagen pflegen
- Laufburschentätigkeit für die Gattin des Bw Vorstandes, die meist am
Bw oder am Bahnhof wohnten sowie dortige Hilfs-, Reinigungs-und
Gartenarbeiten oder Beaufsichtigung der Kinder des Vorstandes
Somit wurde Arbeitswille, Gehorsam, Fleiß in seinen Grundprinzipien getestet. Um es kurz zu sagen, man hat sich "hochgedient".
Neben den Hilfsarbeiten war die praktische Arbeit wichtigster Bestandteil der Ausbildung. Zuerst wurde gefeilt bis die Hände bluteten, Feilen mit jeder Art (Dreieck, Flach, Rund). Metallkunde von A-Z, dazu gehörte das Wissen vom Erz bis zum Fertigprodukt, seine Eigenschaften, Beschaffenheit, Physik, Chemie, Berechnungen, Belastungen. Weiter ging es mit Eisensägen, Bohren mit Hand und Maschine, Gewinde bohren, auch Behandlung mit Laugen, Säuren, Farben, Dichtmitteln waren von Belang. Wichtig waren thermisches Verhalten bei Wärme, Druck, Ausdehnung, Ablagerung von Kalk und Rückständen. Biegen von Rohren, Aufbringen von Gewinden, Muffen.
Danach ging es zum Schmied, Normaler Schmied für das Anfertigen von Metallteilen, Kesselschmied, Schloßer, Dreher, Fräser, Maler und Schreiner. Weiter zur Aufarbeitung von Lampen, Radsatzdreher, Glaser.
So erhielt der Lehrling eine umfassende Ausbildung im gesamten Bw. Er erlernte den kompletten Aufbau und die Wirkungsweise der Lok in allen Einzelheiten. Ab dem dritten Lehrjahr erfolgte die zielgerichtete Ausbildung als Lokschlosser. Nach erfolgter Ausbildung und Abschluß wurde der Geselle 2-3 Jahre im Lokschuppen als Schlosser in Verbindung mit anderen Tätigkeiten beschäftigt. Danach erfolgte der Einsatz beim Militär, viele waren als Soldaten in allen zwei Weltkriegen eingesetzt und erlebten die Hölle an der Front. Ihr Einsatz erfolgte oft als Schloßer oder Bahnbaupionier bzw. bei Militärbahnen unterschiedlicher Art. Wer die Hölle überlebte bei dem verblieben wenn keine körperlichen Schäden zu beklagen waren oft Seelische und Psychische Krankheiten. Hier wurde mittels bahnärztlicher Untersuchung eine weitere Verwendung festgestellt. Bei auftretenden Krankheiten erfolgte eine Weiterbeschäftigung als Schloßer, Schmied, Werkstattarbeiter, Schuppenfeuermann oder Umsetzung zum Bahnhof als Schrankenwärter, Schaffner, Gepäckschaffner, Bahnhofsarbeiter e.t.c.
Bei weiterer Eignung erfolgte die Grundausbildung zum Lokheizer, nach entsprechender Bewerbung und Befürwortung. Wobei es neben dem fachlichen Wissen und Feingefühl für den Dampfverbrauch und das Fahrverhalten der Lok auf körperliche Fitness ankam. Das Arbeitspensum eines Lokheizers war das Bestücken des Lokkessels mit mindestens 5-10 Tonnen Kohle pro Arbeitstag. Rechnet man 7 Tonnen Kohle im Durchschnitt pro Tag und Schicht mit einer üblichen 6-Tage Woche und damals durchschnittlich 280 Arbeitstagen pro Jahr bewältigte ein Lokheizer ca. 1960 Tonnen Kohle, ohne weitere Zusatzarbeiten. Was rechnerisch bedeutet ein Heizer brauchte ca. einen kompletten schweren Güterzug Kohle für seine Lok im Jahr. Grundlage des Kohleverbrauches ist die durchschnittliche Laufleistung einer Lok von 200 km täglich. Hinzu kamen das ziehen von Lösche, Schlacke, Ascherückstanden mit knapp einer Tonne, Schleppen von Ölkannen, Schmierstoffen, Lokreinigung, Ergänzung von Vorräten Wasser, Öl, Kohle hier oft Beladung der Tender mit Hand um einen möglichst effektiven Vorrat zu haben. Und somit "herzliche Grüße an Gelenke und Bandscheiben".
Der Heizer blieb arbeitete am Anfang auf Güterzuglokomotiven, da hier die Tonagebewältigung am höchsten war und später auf Schnell- und Personenzuglokomotiven. Ab 50 kamen Alte Herren Pläne, was bedeutete Nebenbahn, Tenderlokomotiven und Rangierlokomotiven mit körperlich geringen Arbeitsaufwand.
Der Aufstieg fand statt nach der Ausbildung zum Heizer als Reserveheizer also heute die Lok, Morgen die Lok unter Besonderer Berücksichtigung der Duldung des Meister`s bei Fleißigkeit und Disziplin. Somit legte man den Grundstein für die Befürwortung der Hauptlokführer zur späteren Lokführerausbildung. Bei einer Bewerbung wurde der Werkmeister bzw. Oberschloßer zur Befürwortung zur Heizerausbildung befragt und später Hauptlokführer bei denen man dienen mußte ob die Eignung zum weiteren Aufstieg besteht. Bei "Ungnade" war es meist mit der Karriere vorbei, Schloßer blieben Schloßer und Heizer - Heizer. So hatte jeder die Möglichkeit sich durch Fleiß und Disziplin hochzudienen. "Arschkriecher" waren verpöhnt und ihre Karriere war meist schnell beendet. Was zählte waren Taten und Arbeitswille. Nach 2-3 Jahren erlangte man den Aufstieg vom Reserve- zum Lokheizer, durchschnittliches Alter Ende 20. Hier ging es auf einer festen Planlok zuerst im Güterverkehr wieder einen Schritt weiter und bei besonderer Eignung durfte es eine Personenzuglok sein. Gut geeignet war die P 8 hierzu, sie war geduldig und ertrug manchen Anfängerfehler.
Nach 2-3 jähriger Tätigkeit bekam man die Möglichkeit zur Ausbildung als Lokführer, bei guter Ausbildung und Disziplin wurde der Lokheizer in der Regel mit 30 Jahren verbeamtet. Mit ca. 32 / 33 Jahren stand der frischgebackene Reservelokführer selbst am Regler. Wenn man bedenkt, mit 14 Jahren angefangen, dauerte es 18 Jahre bis "Er" selbst fahren durfte.
Reservelokführer wurden zuerst im Rangierdienst im Bahnhof oder Bw eingesetzt, danach erfolgte das Bespannen von kleinen Rangierzügen, Übergabefahrten. Ebenso der Einsatz auf Nebenstrecken bzw. in Groß Bw`s Lokomotiven vom Zug zum Bw und zum Zug fahren oder Spitzen auszufahren. Oft bekamen sie "Wilde Zicken" oder Abgedroschene, Störanfällige Maschinen wo sie ihr ganzes Können unter Beweis stellen mußten. Kein altgedienter gab seine Planlok aus der Hand. Das war seine Lok, und aus.
So mußten Reservelokführer vom Bw Halle P Schnellzüge vom Anhalter Bahnhof die über Halle nach Leipzig und weiter liefen. In Halle am Bahnsteig ablösen, "Er" stieg ab und ging in die Reservestube. Der Reservelokführer übernahm die Lok meist eine 03 oder S 10 - BR 17 vom Anhalter Bw und fuhr die Spitze Halle-Leipzig 39 km aus. In Leipzig mußte er ins Bw fahren die Lok drehen, Bevorraten, Kontrollieren, Abölen und wieder an den Gegenzug fahren. Den Zug in Leipzig bespannen und wieder bis Halle bringen. Hier wurde er wieder vom Meister abgelöst. Der Alt Meister stand am Bahnsteig an einem speziellen Punkt an dem er nur geraden Schrittes zur Lok und Aufsteigen mußte. Hatte der Reservelokführer den Punkt verfehlt also verbremst, "war es aus mit Lustig". Somit erlernten Reserve- und Junglokführer ihren Beruf und das zum Fahren auch Feingefühl gehört. Schließlich sitzen Menschen im Zug, als Oberster Grundsatz und Regel. Hinzugefügt werden muß, daß die Eisenbahn zu dieser Zeit wie das Militär mit Weisungs-, Befugnis- und Befehlserteilung geführt wurde. Alles war militärisch im Sinne der Eisenbahn geregelt, daß war das Erste was man lernte.
Ebenfalls nach ca. 2-3 jähriger Reservelokführer Tätigkeit wurde "Er" Lokführer war verbeamtet und bekam "seine eigene Lok" zugewiesen. Also eine Planlok hier ging es zuerst wieder auf Güterzugpläne, später auf Personenzugpläne die teilweise auch gemischt waren. Inzwischen wurde "Er" Oberlokführer mit Anfang 40 und diente in hochwertigen Plänen, Schnellgüterzüge, Eil-und Schnellzüge, Post-Expressgutzüge, also alles was Schnell war und nicht oft hielt.
Mit 50 wurde man Hauptlokführer und in der Regel beförderte man nur noch Schnellzüge, Sonderfahrten, Lokzüge zum Ausbesserungswerk, Züge von Regierung, Militär.
Bei weiterer Eignung und Gesunderhaltung konnte der Lokführer bis 65 Jahre arbeiten. Aber oft kam es ab Ende 50 zu altersbedingten Erkrankungen, hervorgerufen durch Jahrzehntelangen Wechseldienst. Oft gab es "Alte Herren Pläne" nur Tagschichten oder Nebenbahnleistungen, wenn es nicht mehr ging Lokleitungsbüro, Diensteinteiler, Lokumlaufplaner, Erstellen von Dienstschichten alles im Tagesdienst wo auch eigene Erfahrungen und Kenntnisse mit einfließen konnten. Bei extremen Erkrankungen erfolgte eine vorzeitige Pensionierung ohne Abschlag in Würdigung seiner erbrachten Arbeitsleistung.
"Die Götter mit Stehkragen",
..."hat er..."
Neben der schweren körperlichen Arbeit auf und an der Lok waren Standesdünkel oberstes Gebot.
- Lokheizer waren Arbeiter - Lokführer Lokomotivbeamte
- In der Regel erfolgte die Trennung des Führerstandes in Heizer und Lokführerseite mit einem weißen dicken Kreidestrich der vom Heizer nicht übertreten werden durfte und über den keine Kohle, Dreck, Öl hinüberzugelangen hatte
- Gespräche wurden vom Lokführer zum Heizer nur in der Dritten Person geführt, "...hat er die Stangenlager geölt...", "...hat er Wasser genommen...", der Heizer mußten den Lokführer mit Sie und Herr Ober- oder Hauptlokführer ansprechen.
- Vor dem Betreten der Lok, als wenn der Meister nahte hatte er alle Arbeiten zu verrichten, sich an der Lok aufzustellen und einen mündlichen Bericht zu erstatten. Vor dem Aufsteigen auf die Lok wurden die Handstangen nochmals gereinigt, damit er der Meister seine Hände nicht beschmutzt.
- War alles zur besten Zufriedenheit des Meister`s war die Fahrt entspannt für den Heizer. Gab es Beanstandungen wurde er gerügt und gemaßregelt. Oft mußte auch der Heizer die Lok verlassen sich in der Lokleitung melden und darum bitten einen Reserveheizer zu stellen. Der sich dann unverzüglich zu melden hatte. Bei Beanstandungen oder Persönlichen Differenzen lehnte der Lokführer den Heizer ab. Dabei mußten über persönliche Unterschiede Buch geführt werden "Schwarze Listen" wer mit wem fahren durfte. Der Anspruch des Meisters war hoch.
- Weiterhin oblag dem Heizer das Öffnen und Schließen der Tür Abnahme oder Herunterreichen der Tasche oder sonstige Niederwertige Tätigkeiten, die den Meister zufrieden stimmen sollten
- "Er" führte nur Kontrollgänge an der Lok durch und überprüfte das alles in Ordnung sei, der Heizer hatte dies vorzuweisen oder vorzuführen, "Er" fuhr nur...
- Aufgabe des Heizers war die Feuerung, Wasser, Öl und die Beobachtung des Rangier- und Fahrweges sowie der Signale.
- Persönliche Gespräche gab es kaum auch auf Grund des Lärm`s auf der Lok, der Heizer hatte nur zu sprechen wenn "Er" gefragt war und Signalbegriffe, Aufträge und Sonstiges zu artikulieren.
Lokführer - " Einfahrtvorsignal frei, Einfahrtsignal mit 40 erwarten" , der Heizer wiederholte die Signalbeobachtung und Bestätigte somit die Richtigkeit der zu erwartenden Signalstellung
Rangiert wurd von der Bw Grenze zum Bahnhof mit einem Rangierer, der die Lok übernahm und Rangiersignale von der Spitze der Lok gab, den Auftrag bekam er nach vorheriger Anfrage vom Stellwerk. Der Lokführer wurde über den Weg, Zweck und Ziel der Rangierfahrt unterrichtet, die z.B. lautete "Lok von der Bw Grenze über Gleis 20 nach Gleis 3 zum P 73 zur Bespannung". So wußten alle beteiligten über diese Rangierfahrt Bescheid. Der Rangierer begleitete die Lok bis zum Zug und er oder ein Hilfsrangierer mußten die Lok kuppeln, was bedeutete Zughaken, Druckluftleitung und Dampfheizungspintsche miteinander verbinden.
Das Erscheinungsbild der Lokführer waren eine tadellose Uniform, gebügelte Hosen, täglich geputzte Schuhe, weißer Stehkragen und Handmanschetten. An Feiertagen und bei Besonderen Anläßen trug "Er" seine Galauniform.
Ein weiterer Standesdünkel war das Lokführer sich im Wirtshaus an den Tisch setzen durften an dem Bürgemeister, Pfarrer, Lehrer sonstige Beamte saßen. In Aufenthaltsräumen, Reservestuben und Kantinen gab es feste Regelsitzplätze unterteilt in Haupt-, Oberlokführer / Lokführer- und Reservelokführer sowie Oberlokheizer / Lokheizer seperat Reservelokheizer. Nur mit Erlaubnis des jeweils Dienstranghöheren durfte sich ein Niederer Dienstrang hinzusetzen, daß war meist erlaubt, wenn dieser gut Karten spielen konnte. Ebenso ging es den anderen Dienstbereichen, die ihre festgelegten Sitzordnungen und Standesdünkel vertraten.
Der "glorreiche Rest" 25.03.2019
Totgesagte Leben länger ein erfolgreicher Tag
am 06.Mai 2022
Wiederbelebung des Bahnbetriebswerkes Saalfeld
Nach langen Bürokratischen und Genehmigungspflichtigen Hürden und einer Wohlwollenden Entscheidung des Saalfelder Stadtrates gab es "grünes Licht" im November für die "Wiederbelebung" des Bw Saalfeld, daß nach 1990 so langsam und klanglos in der Bedeutungslosigkeit verschwinden sollte. Da es aber baulich gesehen ein recht "neues Bw" ist, daß erst nach 1970 neu erbaut wurde auf Grund der bestehenden Bombenschäden vom April 1945. So ist eine noch gute Bausubstanz und Erhaltungszustand im Rahmen der Finanzierungsmöglichkeiten noch ein sehr gut erhaltener Gebäudekomplex gegenüber Alt Gebäuden aus der Zeit um 1900.
Im Herbst 2019 wurde mit einem sehr guten Nutzungskonzept der Weg für die "Reanimation" geebnet. Nicht die Nutzung der Gebäudestruktur mit Privat und Gewerbeflächen, auch die Lokstände werden durch Reparaturen und Abstellflächen wieder zum Leben geweckt. Sicher wäre es sehr blauäugig zu glauben, daß alles ohne Hindernisse abläuft. Bereits zwei Jahre Corona Pandemie haben von 2020 bis 2022 finanzielle, wirtschaftliche und bauliche Herausforderungen gebracht. Auch Unwetter gingen nicht spurlos an Gebäuden und Dachflächen vorrüber. So kamen noch einige Herausforderungen dazu. Nichts dest trotz jetzt wird in die Hände gespuckt. Damit sich etwas bewegt und auch dreht wurde im April 2022 die Drehscheibe wieder mit Zulassungs in Betrieb genommen. Und mit einem kleinen "Bw Fest" befuhr 232 238 am Nachmittag des 06.Mai 2022 gegen 17:00 Uhr die Bw Drehscheibe nach langer Pause. Und so wurde auch nicht nur die TÜV Zertifizierung bestätigt, auch eine Lastprobe mit der 120 Tonnen schweren Diesellok der WFL brachte eine nochmalige Bestätigung und Zertifizierung. So können die Drehscheibe und die Lokständen ab sofort wieder befahren werden. Mit den Reparaturarbeiten von Lokomotiven und den Vermietungen sollen die Strukturen finanziert und weiter ausgebaut werden. Sicher werden noch weitere Meilensteine nach der Wiedereröffnung des Bw Saalfeld folgen. Drücken wir die Daumen für einen guten Start und Erfolg des neuen Bw Saalfeld auf dem Weg in die Zukunft.
Die erste Frist der 155 237 im Bw Saalfeld am 28.03.2023
Ein Historischer Tag...
Im BW Saalfeld fand an diesem Tag die erste Revision der "250 137" (155 237) im DR Look statt. Im Laufe des Vormittags wurde die Lok des EVU Budamer-West mit der 261 065 von DB Cargo in den Reparaturstand über die Drehscheibe des Bw Saalfeld überstellt. Herzlichen Dank für die Bilder an die Kollegen von DB Cargo Saalfeld und die freundliche Überlassung.
Das Bw Saalfeld und seine Lokomotiven ab 1974 bis in die Neuzeit