Der "Eisenberger Esel" die Strecke
(Jena Saalbahnhof) Porstendorf - Bürgel - Eisenberg - Crossen (Elster) - (Zeitz)
Der Bau der Strecke hatte mehrere Gründe, zuerst die Anbindung der ländlichen Region an die Städte Jena, Eisenberg, Gera und Zeitz. Somit erhielten zahlreiche Bewohner der Region die Möglichkeit einer Beschäftigung nachzugehen, die vorerst nur von etwas Land-, Forstwirtschaft, Kleingewerbe leben konnten. Der Produktionsabsatz der Bürgeler Töpferindustrie und des Handwerkes konnte mit dem Bahntransport erhöht werden und das Bürgeler Topf- und Keramikgeschirr wurde bekannt in aller Welt. Zentral an der Strecke lag Eisenberg, gerade hier entstanden vorallem Metall-, Möbel- und Pianowerke die ihren Absatz ebenfalls Weltweit hatten. Auch der Transport der Braunkohle aus Mitteldeutschen Bergbaurevieren um Zeitz und Profen war jetzt einfacher . Auch die Steinkohle aus Zwickau kam auf kürzestem Weg zur Industrie. Durchgehende Zugverbindungen bzw. mit Umstieg in Porstendorf bzw. Crossen ermöglichten auch die Aufnahme bestimmter spezieller Arbeiten in Jena z.B. Optik oder Gera Maschinenbau und in Zeitz . Neben der Industrie war auch der Transport von Landwirtschafts Gut, Schlachtvieh, Düngemitteln eine bedeutende Einnahmequelle für die Bahn.
Auch heute noch gut erkennbar die riesigen Felder der Region die sich hinter Eisenberg bis Bürgel und weiter nördlich bis Schkölen, Naumburg und Camburg hinziehen. Wärend im Süden das Holzland verläuft mit seinen Wäldern. Von der nördlich verlaufenden Strecke Camburg - Zeitz und der Eisenberger Strecke transportierte die Bahn riesige Mengen an Feldfrüchten und Getreide zur Versorgung der Bevölkerung, nicht nur des Umlandes auch in die Großstädte Leipzig, Zwickau und Chemnitz.
Neben der Industrialisierung und der Vergrößerung der Landwirtschaftsproduktion waren viele Orte an dieser Strecke beliebte Ausflugsziele. Gerade im Sommer und an den Wochenenden zog es die Jenaer, Zeitzer und Geraer Bevölkerung in das Mühltal bei Eisenberg oder in die Gegend um Bürgel, so das die Züge zufriedenstellend ausgelastet waren.
Porstendorf
Abzweigbahnhof für den "Esel"
Beutnitz
Löberschütz
Für den Bahnhof Löberstedt fanden sich noch keine Postkarten.
Graitschen
Kreuzungs- und Überholungsbahnhof mit Ladegleisen.
Bürgel
Kleinstadt mit Töpferhandwerkes und Kleingewerbe. Viele Bewohner der Stadt arbeiteten in Jena und Eisenberg.
Errichtung eines Wasserturmes, Bürgel war Kreuzungsbahnhof mit relativ umfangreichem Güterverkehr. Gerade das Töpferhandwerkes verlud hier große Mengen an Stückgut für Export und Versand im In- und Ausland. Vorhanden Ladegleis und Güterabfertigung. Umschlagbahnhof für Kohle und Brennmaterial gerade gerade für die Kleinindustrie. Auch mit Wander- und Touristikzielen konnte Bürgel punkten. Wie bereits erwähnt zog es gerade viele Ausflügler aus Richtung der "Saalbahn" hier her, nicht nur von Jena auch von Naumburg, Apolda und Weimar kamen Gäste.
Serba
Kreuzungsbahnhof Serba sorgte mit für einen umfangreichen Güterverkehr auf der Strecke, vorallem im Transport von Landwirtschaftsgütern für Betrieb.
Gerade in westlicher, nördlicher und östlicher Richtung weit bis Camburg, Schkölen, Naumburg ziehen sich riesige Anbauflächen. Neben der nördlich verlaufenden Strecke Camburg - Zeitz über Schkölen galten Serba und der Nachbarbahnhof Hainspitz mit als große Verladebahnhöfe der Strecke was den Verkehr mit Landwirtschaftsprodukten betraf. Hier wurden gerade von Frühjahr bis Herbst Tonnen verladen und sofort abgefahren, was der Strecke ein Überleben sicherte. Umliegende Güter transportierten ihre Fracht bis Serba oder Hainspitz. Gerade Getreide, Kartoffeln Zuckerrüben waren das Haupttransportgut jener Zeit. Aber auch Saatgut, Dünger, Kohle, Schlachtvieh frequentierten diese Bahnhöfe in großem Maß.
Von Serba aus geht es in südlicher Richtung über die "Ziegenböcke" nach Hermsdorf bzw. in den Zeitzgrund nach Stadtroda., auch von hier war es nur eine relativ kurze Strecke bis zur "Holzlandbahn" Gera - Weimar ca. 10 km Fußmarsch, was hier zahlreiche Ausflügler anzog, die dann über die Holzlandbahn wieder Richtung Gera oder Jena die Heimreise antreten konnten. In nördlicher Richtung ging es meist über Felder und Wiesen nach Schkölen ebenfalls ca. 10 km zur Strecke Zeitz - Camburg. Auf Grund der geringen Entfernungen der Strecken untereinander wird klar warum diese Strecke als "Konkurenzlinie" angesehen wurde und somit auch dann in den 60er Jahren nicht mehr überlebte. Die Transportgeschwindigkeiten erhöhten sich und die Wege mittels LKW verkürzten und beschleunigten sich ebenfalls. Wurde doch nach 1950 ein großer Teil des Landwirtschaftsgutes direkt nach Zeitz, Jena, Gera, Eisenberg befördert.
Leider existieren vom Bahnhof Serba und vom Ort selbst keine Postkarten, gewiss ist das es hier zwei Gleise gab mit Ladegleis, Güterabfertigung und Ladestrasse.
Neben den erwähnten Transporten, verlud man aus den südlich verlaufenden Wäldern Holz für die Kartonagenfabrik Porstendorf. Verladung erfolgte in Bürgel, Serba und Hainspitz. Porstendrfer Kartonagenfabrik profitierte vom kurzen Transportweg mit der Bahn. Ebenso die Holzgroßhändler in Camburg und Großheringen. Ein weitaus größerer Teil des Holzes wurde aber in Hermsdorf bzw. Stadtroda verladen.
Spuren in Serba im Februar 2017
Natürlich freut man sich als Eisenbahnfreund, wenn man noch nach 40 Jahren Betriebseinstellung einige Relikte der ehemaligen Strecken oder Gebäude findet. In Serba hat sich ein Privatmann gefunden und das Gebäude der Nachwelt erhalten und sehr schön renoviert. Auch der Baustil vieler Gebäude im Fachwerkbaustil sind sehr schöne Vorbildmotive für den Nachbau auf Modellbahnanlagen. Sie sind es einfach wert.
Hainspitz
Wie der Nachbarbahnhof Serba, sorgte Hainspitz ebenfalls mit für umfangreichen Güterverkehr auf der Strecke. Neben den Pendlern Richtung Eisenberg und Bürgel besuchten auch hier zahlreiche Zeitgenossen jener Zeit den Ort als Touristen und Ausflügler.
Das Gasthaus "Am See" zählte zu den besten Adressen der Umgebung. Mit Eröffnung der A 9 Abfahrt Eisenberg / Bürgel strömte nebst Bahntouristen ganze Autokolonen zum Gasthaus, und in die Ausflugsgebiete entlang der Strecke. Durch die landwirtschaftliche Prägung der Ortschaften zog es auch zahlreiche Arbeitskräfte auf die umliegenden Güter die sich als Knechte, Mägde oder Erntehelfer verdingten.
Realistisch betrachtet, beginnt der Rückgang des Verkehres schon in den 30er Jahren mit der Einführung der Kraft Omnibuslinien Eisenberg - Gera und Eisenberg - Jena. Ein großer Teil der arbeitenden Bevölkerung nutzte die kürzere und schnellere Busverbindung und den direkten Anschluß mitten in die Städte. Durch den Weg über Porstendorf bzw. über Crossen verlängerten sich die Fahrzeiten gegenüber dem Bus erheblich. Eine Variantenplanung einer Strecke von Eisenberg durch das Mühltal nach Kraftsdorf und weiter bis Gera sowie die Verlängerung der Jenaer Strassenbahn von Jena Ost bis Beuthnitz waren als verkürzte Linientangenden im Gespräch, kamen aber nie über die Gesprächsplanung hinaus. Aus Kostengründen bestand wenig Interesse.
Nach Aussagen von Zeitzeugen beschränkte sich der stärkste Pendlerverkehr nach Bürgel und Eisenberg sowie auf den Schülerverkehr. An den Wochenenden und im Sommerhalbjahr kamen zahlreiche Sommerfrischler im Frühjahr und Herbst der Landwirtschaftsverkehr, so überlebte diese Linie bis in die 60er als gesamte Linie und wurde dann nur noch zwischen Crossen und Eisenberg betrieben Hauptgrund war der starke Güterverkehr der Eisenberger Industrie. Die Ab- und Zufuhr der Güter erfolgte über Crossen und dann mit den jeweiligen Nahgüterzügen nach Gera bzw. nach Zeitz. Den Dienst übernahmen dann die Geraer Lokomotiven. Der Haupt Verkehrsstrom im Personenverkehr ging nachwievor ab Eisenberg nach Gera mit dem Bus, Fahrgäste nach Leipzig oder Zeitz benutzten den Zug nach Crossen mit Umstieg in die Eil- und Personenzüge in diese Richtung.
Der "Eisenberger Esel" verlief so zwischendrin und war in seiner Hauptfunktion dem Güterverkehr gewidmet, der dann aber wie erwähnt zum großen Teil mittels LKW in die umliegenden Städte kam oder auf den Hauptstrecken der "Holzlandbahn" oder in Richtung Jena bzw. Naumburg transportiert wurde was erhebliche Zeit- und Kostenersparnis mit sich brachte. Daraus lassen sich der massive Rückgang am Güter- und Personenverkehr erklären. Das Netz der Strecken war zu dicht und die ländlich geprägte Gegend brachte bis auf die Städte Eisenberg und Bürgel nur mäßige Einnahmen im Personenverkehr, zumal die starke Konkurrenz der Buslinien der Strecke stark zu schaffen machte.
Auch die Nähe zu den Autobahnen A 4 und A 9 waren harte Konkurrenz für diese Strecke.
Eisenberg (Thüringen)
Neben Bürgel war Eisenberg einer der wichtigsten Bahnhöfe der Strecke. Die Gründung der Eisenberger Piano Werke machte die Stadt sehr berühmt. Ausstoß ca. 1000 Stück pro Jahr, Versand erfolgte per Bahn, auch der Transport des dafür benötigten Materials der Firma Steinberg kam per Bahn, Holz, Metall, Lacke, Farben e.t.c. Auch sonst gab es in Eisenberg umfangreiche Industrie. Die Porzelanfabrik Jäger transportierte ebenfalls einen großen Teil ihrer Produkte mit der Bahn. Seit der Bahneröffnung etablierte sich die Stadt Eisenberg zu einem wirtschaftlichen Zentrum der Region. Hinzu kam auch das ab 1946 gegründete Waldkrankenhauses in Eisenberg mit der Spezialisierung auf Orthopädie. Das sich südöstlich vom Stadtzentrum befindet und ebenfalls neben der Industrie zahlreiche Arbeitsplätze in der Region bot. Gerade nach dem Krieg fanden hier viele Menschen mit orthopädischen Krankheitsgeschichten Behandlung und Heilung. Der Transport vieler Patienten des Waldkrankenhauses oblag der Eisenbahn, da zahlreiche Patienten aus weiteren Regionen kamen. Ehemalige Soldaten, Zivilisten wurden hier behandelt und soweit es möglich war unter den Umständen geheilt. Auch die Metallindustrie in Eisenberg hatte einen erheblich positiven Einfluss auf Stadtentwicklung und Rohstofftransport mit der Bahn. Wichtig für die Eisenberger Industrie war auch der Kohletransport. Der sehr kostengünstig war, da jeden Tag Güterwagen aus Zeitz bzw. Zwickau mit Braun- bzw. Steinkohle hier eintrafen, von Vorteil war die geringe Entfernung. Für den Tourismus war und ist das "Mühltal" bei Eisenberg durch seinen Erholungswert sehr geschätzt. Vom Eisenberger Bahnhof oder den Haltepunkten vor Eisenberg ging es zu Fuß ins Mühltal, was dem Personenverkehr der Strecke sehr gut tat. Nach dem Krieg war das Mühltal berühmt durch den hier wohnhaften stärksten Mann der Welt, "Mili Barus" der in der "Meuschkensmühle" ein Wirtshaus übernahm. Er war eine Legende und jeder wollte ihn sehen.
Der Bahnhof selbst war der gewisse Mittelpunkt der Strecke mit Kreuzungs- und Überholungsmöglichkeiten, Lade- und Abstellgleisen sowie Lokbehandlungsanlagen. Für den Rangier- und Übergabeverkehr war in Eisenberg ständig eine Lok vor Ort, die zum Bw Gera gehörte. Für den Güterverkehr war die Hauptablaufrichtung der Streckenteil über Crossen und sein Anschluß an die Strecken in alle Richtungen für den Abtransport der unterschiedlichen Ladegüter. In Richtung Porstendorf lief die Wagenabfuhr über Göschwitz und die Verteilung ab Göschwitz in alle Richtungen, oder es erfolgte die Einstellung in Porstendorf in Nahgüterzüge nach Naumburg bzw. Weißenfels bedingt durch deren Laufwege. Aber auch in Eisenberg machte sich die Nähe zur Autobahn ab den 30er Jahren auch im Güterverkehr bemerkbar. Zum Teil erfolgte die Bedienung mit PmG Zügen auf Grund der geringen Wagenanzahl. Beheimatung der Reisezugwagen war das Wagenwerk Saalfeld, Aussenstelle Gera. Täglich gelangten die Reisezugwagen einmal Umlaufbedingt nach Göschwitz zur Wagenuntersuchung und Wagenreinigung, dadurch war es auch möglich defekte Fahrzeuge von Göschwitz nach Saalfeld über die Saalbahn zu tauschen. Wärend die Eisenberger Lokomotiven Umlaufmäßig ebenfalls nach Göschwitz bzw. Gera zur Untersuchung und Wartung kamen. Überlegungen die Strecke mit Benzoltriebwagen zu bedienen zerschlugen sich da die Fahrzeuge zu schwach waren zusätzliche schwere Güterwagen z.B. mit Kohle zu befördern, so das zusätzliche Lokomotiven auf der Strecke eingesetzt werden müßten was keine Ersparnis brachte auf Grund der eingesetzten PmG Züge konnte der Betriebsablauf relativ wirtschaftlich gestaltet werden. Auch später nach Schließung des Abschnittes Eisenberg - Porstendorf wäre dies nicht möglich gewesen. Anfänglich verkehrte ein Güterzugpaar Gera - Eisenberg sowie alle Personenzüge waren als PmG eingelegt was die Möglichkeit einräumte Einzelwagen nach Eisenberg zu befördern. In Eisenberg selbst war Lok- und Zugpersonal beheimatet, was den größten Teil der Zugfahrten auf der Strecke übernahm, die später zum Bahnhof Gera kamen. Sowie Personale aus Gera, Zeitz , Zugpersonale aus Jena (Saalbahnhof) und Göschwitzer Lokpersonale machten hier Dienst.
Bemerkt sei noch der interessante Güterverkehr mit russischen Breitspurwagen, die auf 1435 mm Drehgestellen und mit Pufferwagen nach Eisenberg kamen. Hier erfolgte die Verladung von Möbeln für den Export von Möbeln in die Sowjetunion bis 1990. Auch internationale Güterwagen kamen nach Eisenberg, neben der LKW Verladung über die A 9 und A 4 wurden hier Möbel besonders begehrte Schrankwände an die Bundesdeutschen Versand- und Möbelhäuser geliefert. Gerade im Versand der "Möbelwagen" hatte Eisenberg eine große Bedeutung neben anderen Güterverkehrsaufgaben. Mit der Wende nach 1990 kam der Güter-und Personenverkehr auf dieser Strecke fast zum erliegen.
Ein Rundgang in Eisenberg im Mai 1990
Bereits nach der Politischen Wende 1989 / 1990 in der DDR zeichnete sich in kürzester Zeit auch der Verkehrsrückgang auf der Strecke Crossen - Eisenberg ab. Waren die Züge bereits vorher auch nicht gerade gefüllt auf Grund der Lage und der Streckenführung so ging es hier in dieser Zeit mit dem Reiseverkehrsaufkommen rapide abwärts. Auch der Zusammenbruch der Exportindustrie nach Rußland und die weiteren RGW Länder und des westlichen Exportmarktes beschleunigten den Rückgang des Schienenverkehres in Eisenberg. War doch ein großer Teil der Eisenberger Industrie Exportabhängig. Der Westeuropäische Markt fiel weg, da das damalige Billiglohngefüge der DDR Industrie mit einem Stundenlohn von durchschnittlich 2,50 Mark wegfiel und auf Grund der Wirtschaftlichen Neuordnung der Stundenlohn in DM erheblich angehoben wurde. Somit wurden die Bezugsquellen nach Asien verlagert. Der "Billiglohnstandort" DDR entfiel damit in dieser Zeit. Weitere hervorragende Arbeit leistete die Abwicklung durch die damalige Treuhandgesellschaft, was der Region einen wirtschaftlichen Abwärtstrend bescherte und sich langsam in der Zeit nach dem Jahr 2000 ohne Eisenbahn wieder stabilisierte.
In den letzten Jahren verkehrte täglich eine Geraer V 100 (BR 110) auf der Strecke mit einem Bghwe (64 Sitzplätze) + einem Reko Gepäck Wagen. Einmal täglich wurden Lok und Wagen nach Gera Hbf überführt zur Wagenreinigung, Wagenuntersuchung, Wartung, Fristentausch. Die Lok wurde für weitere 24 Stunden im Bw Gera getauscht. Danach ging es zurück. Meist wurden noch Güterwagen von Eisenberg nach Gera und zurück überführt. So das in der Zeit von 09:00 Uhr bis 12:00 Uhr Zeit war den Bahnhof Eisenberg Mittels Nahgüterzug von Gera aus zu bedienen. Zum Einsatz kamen BR 120, BR 119, BR 110 vorher oft Geraer 58er, G 12.
Der Nahgüterzug bediente von Gera Süd her kommend Gera Langenberg, Bad Köstritz, Crossen und Eisenberg. Und fuhr auf gleicher Strecke wieder zurück mit Bedienung. Zeitlich gesehen eine 10-12 Stunden Schicht für das Lokpersonal. Dieser Bedienungsplan wurde bereits ab 1968. Nahgüterzüge von Gera nach Zeitz entfielen, da in Wetterzeube und Haynsburg der Stückgut Verkehr 1969 eingestellt wurde und die Ladestrassen der Bahnhöfe mit einer Übergabe von Zeitz aus aus im Bedienungsplan standen.
Auch Sonderzüge (Möbelzüge) wurden ab Gera nach Eisenberg gefahren meist mit einer Lok der BR 120. Russische Güterwagen mit Mittelpufferkupplung, die in Brest nur Umgespurt wurden.
Die Bilder aus jener Zeit sind unwiederbringliche Dokumente aus einer Zeit, in der sich niemand mehr um das Alte Leben scherte. Klar man wollte Leben und alles was neu war ausprobieren.
Deshalb gilt hier an dieser Stelle mein Dank dem Bildautor, der mir dieses Bildserie freundlicher Weise zur Verfügung stellte.
Haltestelle Kastanie - Eisenberg Ost
Nach 1,2 km wurde die Haltestelle Kastanie erreicht. Später hieß diese Station Eisenberg-Ost. Am Stadtrand von Eisenberg gelegen, eine Haltestelle besetzt mit einem Wärter der für alle Arbeiten eingesetzt wurde und für den reibungslosen Ablauf "seiner Haltestelle" sorgte. Ein recht schönes und stilvolles Gebäude wurde hier errichtet, das einladend für Gäste wirkte. Mit Warte- und Diensträumen sowie einer Wohnung im OG des Gebäudes. Güterverkehr gab es hier nicht. Kastanie galt auch als Ausgangspunkt für Wanderungen in das Mühltal, was südlich vom hier erkundet werden konnte. Dabei galt es schon als weite Reise, wenn Gäste von Jena, Gera und Zeitz hier Erholung suchten. Auch die Restaurationen und Pensionen des Mühltales lebten von den vielen Gästen die hier mit dem "Esel" regelmäßig herkamen und sich zerstreuten. So kann man behaupten, daß die Nutzung der Haltestelle bis zur privaten Motorisierung sehr gut von Fahrgästen genutzt wurde. War sie doch mit der Sonntagsrückfahrtkarte mit 33 1/3 % Ermäßigung ein erschwingliches Reiseziel. Aber das Mühltal wurde auch durch Buslinien aus Gera bzw. Jena gut bedient. Und die Streckenführung, die erst um Jena und Gera herumführte und die Städte nicht direkt berüherte führte zu einem weiteren Verlust von Fahrgästen nicht nur für die Hst Kastanie.
Haltestelle Kursdorf
Genau zwei Streckenkilometer hinter dem HP Kastanie in Richtung Crossen gelegen ebenfalls ohne weitere Fotodokumente.
Haltepunkt Rauda bei Eisenberg
Ein "dreihundert Seelen Dorf" mit Bahnanschluß. Wer kennt Rauda ? Kleine Gemeinde im nördlichen Thüringen, die Bewohner lebten von der Landwirtschaft und der Industrie der umliegenden Orte Eisenberg, Hartmannsdorf sowie Crossen wo sich Arbeit fand.
Wie in Cursdorf oder Kastanie war das Reisendenaufkommen bescheiden, so ging es auch oft zu Fuß oder mit dem Fahrrad über Land wenn man eins hatte, den Geld war knapp. So das sich wie an allen weiteren Haltepunkten das gleiche Bild abspielte Morgens und Abends die Arbeiter und gelegentlich Franz, Fritz und Martha zum Einkauf oder zu Besorgungen in die Stadt, wenn nicht doch ab und zu Wanderer oder Ausflügler den Zug verliesen und neugierig hinter dem Fenster oder Tor gefragt wurde, "Wer ist den das?". Hier und da "verirrte" sich schon mal einer nach Rauda und weiter in das Mühltal. So galt zum Teil Rauda als Eingang zum "Mühltal" . Gäste kamen und übernachteten oft im im Gasthaus "Zur Mühthalspforte" . Rauda war "schnell" mit dem Zug aus Gera oder Zeitz erreichbar man nutzte gerade zu dieser Zeit die günstigen Sonntagsrückfahrkarten. Auch Wanderungen von bzw. nach Klosterlausnitz durch das Mühltal waren keine Seltenheit, daß also durchaus hier und da mancher "Städter" das Örtchen Rauda kannte und in guter Erinnerung hatte. Es existierte ein Schüttbahnsteig eine kleine Bude und einige Pfeiftafeln, H-Tafel sowie zwei Holzmastleuchten und das waren auch schon die Bahnanlagen in einer kurzen Umschreibung. Auch wenn viele damals aus Geldnot zu Fuß in die Fabrik laufen mußten weil man sich keine Fahrkarte leisten konnte was oft vorkam, so war man denoch froh und stolz einen Bahnanschluß zu besitzen. In einer Anekdote wird erzählt, daß ein Raudaer Bürger oft den Schaffner des "Eisenberger Esels" mit etwas essbarem bestochen hat um kostengünstig und schnell nach Eisenberg zu kommen.
Nach 30 km Fahrt endet die Strecke im Bahnhof Crossen an der Elster, die ihren Anfang in Porstendorf an der Saale nahm. Crossen war der Anschlußbahnhof an der Strecke Zeitz - Probstzella.
Crossen (Elster)
Über erhebliche Anlagen verfügte der Bahnhof Crossen an der zweigleisigen Hauptbahn nach Zeitz / Leipzig bzw. Gera / Saalfeld / Probstzella. Ersichtlich die umfangreichen Gleisanlagen für den örtlichen Güterverkehr der Firmen in Silbitz und Hartmannsdorf. Gerade die Eisengießerei sorgte für den größten Anteil an Wagen im Güterverkehr. Ebenfalls war Crossen Verladepunkt für Güter, Stückgüter aller Art und durch die Möglichkeit der Rampenbeladung. Täglich hielten 6 Nahgüterzugpaare in Crossen zur Bedienung der Gütergleise und Anschlüße, die Gießerei verfügte über eine Werkbahnlok, rangiert wurde mit dem "Esel" oder der Zuglok des Nahgüterzuges. Gerade in der Erntezeit gab es sogenannte Durchgangsgüterzüge aus Richtung Nebenbahn nach Zeitz zur Zuckerfabrik beladen mit Zuckerrüben aus den Gegenden um Serba und Hainspitz. Ebenfalls "Tonnen" von Kartoffeln oder Getreide wurde hier in die Nahgüterzüge eingestellt. Die Darstellung der Gleisanlagen läßt auf einen respektablen Güterverkehr schließen. So war neben der Nebenbahn auch ein reger Durchgangsverkehr in Crossen zu verzeichnen. Schnellzüge Berlin-München die über Weißenfels, Zeitz fuhren. Eilzüge Saalfeld - Leipzig, Durchgehende Personenzüge auch aus Greiz oder in der Relation Gera - Weißenfels - Halle. Post- und Expressgutverkehre und "Mengen" von leeren und beladenen Kohlezügen aus allen Richtungen nach Zeitz bzw. Profen. Durch die relativ große Industrie- und Gewerbedichte rund um den Bahnhof gab es hier einen sehr starken Reiseverkehr nicht nur in Richtung Nebenbahn, sondern auch nach Gera bzw. Zeitz.
Quelle: XXX - Betriebs- und Bahnbau Unterlagen, Gleispläne des Eisenbahnbau Ingenieur Günter Fromm, Erfurt