Bahnhofsrestaurants und andere Annehmlichkeiten
Diese Ausführungen wurden allgemein gehalten, da sie sich auf jeden Bahnhof in fast gleichen Situationen vergleichen lassen.
Sie waren besser als ihr Ruf...
...mittlerweile sterben sie aus...
...die Bahnhofswirtschaften...
Auch sie waren Eisenbahngeschichte und Kulturgut.
Oft hörte man ein "Oh" oder abfällige Bemerkungen bei der Erwähnung von Bahnhofsgaststätten. Es ist ungerecht alle über "einen Kamm zu scheren". Ohne Zweifel gab es Gaststätten die Zurecht den Namen "Nahkampfdiele", "Kaschemme" oder "Dreckiger Löffel" hatten. Es waren ja Gaststätten für Jedermann und mitunter saßen "500 Jahre Knast" verteilt um den Biertisch um dies Vornweg zu nehmen. Schlägereien, Prostitution, Saufgelage waren durchaus "normal", was auch in den anderen Gasthäusern zahlreicher Ortschaften zu Tage trat ,nicht nur auf den Bahnhöfen. Oft waren die Bahnhofsgaststätten in "Straffer Hand" geführt auch war die Bahnpolizei in unmittelbarer Nähe, so das immer eine gewisse Grundordnung herrschte, man hatte ja auch einen Ruf gegenüber dem normalen Gast zu verteidigen. Schließlich sollten sich der Gast wohlfühlen. Denn an Bahnhöfen und Bahnhofsvierteln versammelten sich Personen aller sozialen Schichten.
Vor allen in Industriezentren gab es oft "tolle Kneipen" mit Bergbaukumpels, Hafen-, Industriearbeiter, u.s.w., da gab es die "Flotte Erna", den "Starken Max", "den Quietscher", "Panzerschrank Paul", "Schienen Willy", "Droschken Kurt", "Karpfen Trude" u.s.w. alles Originale aus der Bahnhofszene so berichtet man. Gab es Tragödien, lustige Begebenheiten und nicht zu selten Mord und Totschlag. Jeder Schutzmann wie er damals genannt wurde weiß ein Lied über Bahnhofs-, Arbeiter- und Hafenkneipen zu singen. Denoch kannte man und akzeptierte sich. Man half sich auch untereinander und Schutzmänner haben auch mal einen über den Durst getrunken.
Oft schaute man auch mal in die andere Richtung. Aber der größte Teil der Bahnhofsgaststätten und Bahnhofshotels waren zu empfehlen und standen anderen Restaurants in Nichts nach.
Mit dem Beginn der Bahn-und Streckenbauten bemühte man sich dem Reisenden, den Aufenthalt und die Wartezeit am Bahnsteig so angenehm wie möglich zu machen. Selbst wer sich den Besuch nicht leisten konnte hatte auf Bahnhöfen die Möglichkeit kostenlos Trinkwasser zu erhalten. So befanden sich Trinkwasserbecken oder Erfrischungsräume auf jedem Bahnhof zur "kleinen Körperpflege" und zur Ergänzung der persönlichen Trinkwasservorräte in Feldflaschen. Auch die Toilettenbenutzung war kostenlos möglich,dafür sorgte die Eisenbahn von Grund auf. Auch auf kleinen Stationen und Haltepunkten sorgten Haltepunktwärter und Bedienstete neben ihren dienstlichen Obliegenheiten für Sauberkeit und Annehmlichkeiten "am Bahnhof". So galt doch jeder kleine Haltepunkt auch als "Aushängeschild" für Bahn und den dazugehörigen Ort.
Bis in die 90er Jahre fand man noch zahlreiche Bahnhofsgaststätten, die im Zuge der Bahnreform, Streckenstillegungen einfach verschwunden sind. Mitunter unwiderbringliches regionales Kulturgut, tolle Gebäude und Einrichtungen. Dem möchte ich hier ein kleines Denkmal setzen zur Erinnerung. Es wird sicher hier und da noch einige Bahnhofsgaststätten geben, aber sie sterben langsam aus.
Neben der Versorgungs-und Beherbergungspflicht wurden die Gaststätten auch zur kostenlosen Beherbergungspflicht herangezogen. In den Nachstunden auf Umsteigebahnhöfen mußten die Räume zugänglich und geöffnet bleiben auch ohne Verzehr. In der Zeit von 00:00 Uhr bis 05:00 Uhr konnten alle Fahrgäste neben dem Warteraum auch das Restaurant benutzen aber nur mit gültiger Fahrkarte. Hier wurde im Winter geheizt und ein kleiner Imbiß wie Bockwurst, belegte Semmeln oder andere Kleinigkeiten und alkoholfreie Getränke standen zum Verkauf. Die Einhaltung des Alkoholverbotes wurde polizeilich kontrolliert. Ab 05:00 Uhr bis 24:00 Uhr wurde die Gaststätte wieder für Jedermann geöffnet zu DDR Zeiten war der Ausschank von Alkohol erst ab 09:00 Uhr erlaubt. Auch bei Witterungsbedingten Störungen oder verpaßten Anschlüßen gerade in der Nachtzeit waren diese Aufenthalte sehr geschätzt.
In kleineren Stationen standen dem Fahrgast Übernachtungsmöglichkeiten im Bahnhofshotel zur Verfügung, so konnte man mit gültiger Fahrkarte zu einem stark ermäßigten Tarif in einer einfachen Kammer Pritsche, Kissen, Wolldecke übernachten. Oder man nutzte die Möglichkeit die Zeit in geheizten Warteräumen 1.bis IV. Klasse zu überbrücken, die genau wie die Wagenklasse in den Ausstattungen gestaffelt waren.
Bis zur Gründung der Mitropa waren die Restaurants und Hotels privat geführt. Neben der Versorgung von Fahrgästen waren hier gerade auf dem Land noch weitere "Standbeine" der Wirtsleute angesiedelt, z.B. Colonialwarenläden, Metzgereien, Bier-und Faßbrauseausschank (Krugausschank) im Straßenverkauf der gesondert lizensiert war, Brennstoffhandel meist Torf, Pferdeumspanne, Tankstelle mit KFZ Werkstatt, Post-und Bahnstation. Sogenannte Agenturen für den Verkauf von Briefmarken, Paketannahme und Ausgabe sowie Fahrkartenverkauf, Reisegepäck und Expressgut, auch durften unter den Voraussetzungen einer Prüfung Wagenladungen, Frachtbriefe und Güterverkehrsaufgaben ausgeführt werden. Besonders auf Schmalspur-und Nebenbahnen mit geringem Güterverkehrsaufkommen, wo sich der Einsatz eines Bahnbeschäftigten nicht rechnete wurden diese Aufgaben wargenommen. Auch die Annahme und Ausgabe von Stückgut im Güterverkehr konnte durchgeführt werden. Neben den hier aufgeführten "Standbeinen" besaßen die meisten Bahnhofswirte noch eine Land-bzw. Forstwirtschaft zur Eigenversorgung bzw. zur Nutzung der Landwirtschaftsprodukte im Gaststättenbetrieb bzw. Selbstversorgung und dem Holzhandel.
Neben den eigenen Brauereien am Ort oder der Region wurden in großen Betrieben Unmengen von verschiedenen Bieren, Likören, Schnaps, Wein aus Deutschland und der weiten Welt ausgeschänkt. Wärend kleinere Betriebe die o.g. Verdienstmöglichkeiten nutzten, waren in den Städten größere Zuläufe an Gästen zu verzeichnen. Hier mußte man andere Annehmlichkeiten anbieten als frische Luft oder Blick zu den Bergen bzw. Seen. Kegelbahnen, Kino, Tanz-und Ballsäle, Schwimmbad waren hier gefragt.
Auf Grund teilweise großer Anbauten waren die Restaurants-und Hotels oft beliebte Ausflugsziele für Tanz-und Ballveranstaltungen auch auf dem Land. So bot sich die Verkehrsanbindung mit dem Zug, was auch genutzt wurde. So gab es nicht nur Abendveranstaltungen auch Tanznachmittage, Biergärten, Tanztee sorgte für Tagesbetrieb vorallem auf dem Land. Dazu war die Küche des Hauses geschätzt da auf dem Land oft gut, deftig und schmackhaft gekocht wurde. Oft taten es auch ein paar Spiegeleier mit Speck und Brot in jener Zeit.
Denoch war das Speise-und Getränkeangebot sehr vielfältig und schmackhaft, jeder Wirt hatte so sein "kleines Geheimnis" besondere regionale Küche, besondere Getränke, einen Biergarten oder Sonntags Blasmusik Konzerte um Besucher anzulocken. Es gab auch Gäste die einfach nur aus der Stadt heraus wollten und Ruhe sowie Erholung selbst am Bahnhof bekammen.
Mit der Gründung der Mitropa, der Mitteleuropäischen Schlaf-und Speisewagen Aktiengesellschaft kamen die ersten Betriebe unter dieses Firmendach. Sie wurden zwar weiter durch ihre alten Besitzer geführt aber Einkauf-, Preisgestaltung, Pacht, Warenlieferanten wurden einheitlich. Bei der Pacht wurden die Bahnhofsklassen zugrundegelegt die Kategorien der Bahnhöfe von A bis E. Unterschiedliche Pachtzahlungen nach Größe (Kategorie) des Bahnhofes. So zahlte der Bahnhofswirt in Berlin mehr wie der in Lobenstein. Übernommen wurden nur Betriebe auf Bahngelände, Autobahnraststätten und Flughäfen sowie der Speise- und Schlafwagenverkehr. Bezeichnet wurde die Gaststätten auch mit I.und II. Klasse. Z.B. Selbstbedienung wurde als II.Klasse bezeichnet und preiswert sowie Gaststätte mit Bedienung wurde als i.Klasse bezeichnet, gehobener und etwas teurer.
Nach 1945 erfolgte in der DDR die gesamte Verstaatlichung der Bahnhofsgaststätten unter dem Dach der Mitropa. Einige wenige waren Kommisionsgaststätten, halb privat, halb staatlich. Bahnhofsgaststätten und Bahnhofshotels die sich nicht auf Bahngelände befanden wurden vom Konsum bzw. der HO als Hauptträger übernommen und verstaatlicht.
In der Bundesrepublik "kam die DSG zum Zug", beließ alles bei ihren Besitzern, die Eigenwirtschaftlich handeln und wirtschaften mußten. Es gab ebenfalls die Einstufung nach Kategorien aus der DRG Zeit Pacht wurde an die DB bzw. DSG gezahlt. Staatlich auferlegte Zwänge gab es nicht. Meist waren auch Brauereien mit im Bahnhofsgewerbe integriert und finanzierten die Einrichtung mit Vertrag und Abnahme von gewissen Biermengen zur Ablösung des Einrichtungskredites.
Bis in die 90er Jahre gingen die Bahnhofsgaststätten in Deutschland wie überall üblich getrennte Wege. Die Probleme, der Kult, die Sorgen waren überall gleich. Mit der Gründung der DB AG und Weggang vieler Fahrgäste wurden immer mehr Betriebe geschloßen. Teils aus Altersgründen, Wegfall von Strecken und Zügen. Auch auf Grund der Einführung der Taktangebote im Nah-und Fernverkehr mit geringer Umsteigezeit führten zur Schließung. Einige Private überlebten, aber ihre Existenz wird heute durch Imbiß und Fast Food Angebote bestimmt. Cafe to go, Döner, Baguette u.s.w. alles nur Schnell, Schnell. Niveauvolles Essen auf Porzelantellern bzw. das Essen genießen hat heute keinen Platz mehr in der Gesellschaft. Immer mehr Ketten bestimmen den Bahnhofsalltag, auf kleinen Bahnhöfen "gähnende Leere" auf Grund hoher Mietforderungen. Die o.g. Kategoriepacht nach Größe der Bahnhöfe wurde abgeschafft man formulierte es Gleichbehandlung gegenüber allen Mietern. Es gibt nur noch Einheitsmietpreise mit Mietpreisen bis zu 65,00 € pro Qudratmeter so spricht man unter vorgehaltener Hand egal ob in der Großstadt oder auf dem Dorf. Sowie auch von Mindestanmietflächen die sich dann je nach Miete, Nebenkosten zzgl. gesetzlicher Mehrwertsteuer auf Drei-bis Fünftausend Euro belaufen können. Es entsteht eine Philosophie des Leerstandes, daß sich leere Gebäude ohne Mieter und Unkosten besser rechnen und positiv auf die Bilanz auswirken. Somit stirbt bewußt gewollt die gute alte Bahnhofswirtschaft in Deutschland als Teil unseres Lebens- und Kulturgutes aus.
Weitere Annehmlichkeiten für Reisende, was sonst noch dazu gehörte und gehört
In erster Linie waren die Bahnhofsrestaurants der "Mittelpunkt" im Reisegeschehen der Bahn, denoch gab es weitere Annehmlichkeiten auf Reisen. Auf angenehme Art und Weise wurde versucht das Reisen zu überbrücken, nicht nur mit Speisen und Getränken. Es ist sicher unumstößlich, daß auch das wirtschaftliche Interesse und die Vermarktung der Räumlichkeiten nicht von unbedeutenden Interesse war. So mußten doch die Räume sinnvoll genutzt werden. Oft waren es auch nur Kleinigkeiten die das Reisen angenehm machten. Aber nicht nur Reisende nutzten die Annehmlichkeiten auch Laufkundschaft oder Ortsfremde bei ihrer Durchreise suchten und fanden am Bahnhof meist das passende Geschäft. Neben den Bahntypischen Geschäften fanden sich auch gerade in Städten am Bahnhof weitere Einkaufs- und Servicemöglichkeiten.
Der Bahnhof sollte anziehend und optisch Attraktiv sein, ein Willkommens Schild und entsprechend angenehm in Erinnerung bleiben. Höchster Anspruch war Sauberkeit.
1.) Zeitungs Kiosk und Telefonzellen
Mit der weiteren Erhöhung des Informations- und Kommunikationsbedürfnisses "schoßen" die Kioske und Öffentlichen Telephon Apparate wie Pilze aus dem Boden. Nicht nur in den Innenstädten auch an Bahnhöfen, Zentralhaltestellen im Nahverkehr fand man sie. Neben Zeitungen, Zeitschriften, Magazinen, Bücher gab es noch weitere Sortimente wie Schreibwaren, Lotto, Süß- und Spielwaren, Filme, Annahme von Fotoarbeiten, Wanderkarten, Fahrpläne, Verkauf von Nahverkehrsfahrscheinen Bus, Strassen, S-,U-Bahn oder Schiffslinien, Tabakwaren, Briefmarken, Postannahme z.B. Briefe und Karten. Meist befanden sich am Bahnhof auch noch Briefkästen der Post.
2.) Warter- und Erfrischungsräume, Wasserversorgung
In der Frühzeit der Eisenbahne waren Warteräume nach der Wagenklasse gekennzeichnet beginnend von der Ersten bis zur Vierten Wagenklasse in größeren Stationen. In kleineren Bahnhöfen gab es nur einen Warteraum oder Wartesaal wie sie genannt wurden. Zu den Grundausstattungen zählten Bänke, Tische, Stühle, Garderobenständer, Papierkörbe, Heizungen bzw. Öfen. Meist waren Wartesäle in Bereiche mit und ohne Verzehr geteilt. Denoch wurde auch bedient. Die Nutzung von Wartebereichen in Bahnhofsgaststätten wurde dem Bahnhofswirt honoriert in der Pachtermäßigung auf Grund der Personal-, Heizungs- und Stromkosten. Neben den Warteräumen stellte die Eisenbahn ihren Fahrgästen auch kostenlos Trinkwasser zur Verfügung, im Winter angewärmt. Oft an Empfangsgebäuden ersichtlich Anschlüße von Waschbecken und Wasserhähnen zur Erfrischung, Waschmöglichkeit und Auffüllen der Persönlichen Wasservorräte. In größeren Bahnhöfen gab es auch Erfrischungsräume.
3.) Toiletten
Für die persönliche Notdurft wurden in fast allen Bahnhöfen und Haltepunkten WC errichtet, nicht nur wegen der Hygiene die Vorrang hatte auch um Unhygienische Zustände rund um die Bahnanlagen zu vermeiden. So gab es alles vom Groß WC mit Pachtvertrag, Pisoir und Bretterbuden mit Schlüßel beim Wärter aber es gab sie. Entsorgt wurden diese kleineren WC nicht über örtliche Leitungen sondern bis in die 50er Jahre mit Fäkalienwagen der Eisenbahn. Hier wurde mittels Pumpe und Reinigungsschlauch die "Angelegenheit bereinigt". Heute ist es oft nicht mehr selbstverständlich ein WC vorzufinden. Die Anlagen wurden demontiert bzw. finden sich im katastrophalen Zustand. In Großbahnhöfen selbstverständlich aber es geht um die Bahnhöfe in der Fläche.
4.) Automaten
Auch oft völlig unbeachtet sind Automaten am Bahnhof. Denoch freut sich der Reisende wenn er Nachts wärend der Schließzeiten hier noch ein Getränk oder etwas Essbares findet. Hoch im Kurs stehen Zigarettenautomaten. Ebenso Hygieneautomaten und Automaten zur Befriedung "persönlicher Gelüste", deren Nutzung oft in Anonümität und in den Nachtstunden stattfand. Gab es auch Zeitungs-und Filmautomaten. Hierzu zählen auch Fahrkartenautomaten der Neuzeit, die auf Grund Personaleinsparung hoch im Kurs stehen. Der Automat ist rund um die Uhr im Einsatz, ist nicht Krank und braucht keinen Urlaub.
5.) Weitere Geschäfte und Annehmlichkeiten
Durch Fahrplanbedingte längere Aufenthaltszeiten in früheren Jahren entwickelte sich im und um den Bahnhof eine Einkaufs- und Vergnügungsmeile. Neben Geschäften, Restaurants und Automaten waren auf vielen Bahnhöfen unterschiedliche Geschäftszweige vertreten, ja auch das "Vergnügungsgewerbe der Horizontalen Arbeitsstellung", Bar`s, Etablisiements, Puff`s, Striptisbar u.s.w.. Es gab aber durchaus noch mehr, Postgebäude, Banken, Sparkassen, Auto- und Fahrradvermietungen, Kino, Bibiliotheken, Schreibsäle, Apotheken, Reisebüro`s, Bahnhofsmission, Ärzte, Souvenierläden, Blumenläden, Geschäfte mit Lebensmittel, Gemüse und Obst, Getränken, Rauchwaren, Haushalt- und Textilwaren um nur grob das zu nennen was häufig im und um den Bahnhof anzutreffen war. An kleineren Bahnhöfen befanden sich die Geschäfte in der Bahnhofstrasse oder Bahnhofsplatz, so das hier der Aufenthalt für Reisende angenehm überbrückt werden konnte. So lebten diese Geschäfte nicht nur von der Stammkundschaft, sondern auch von zahlreicher Laufkundschaft oder durchreisenden Gästen, und sie lebten gut. Oft galten regionale Waren in damaliger Zeit als "Geheimtip" z.B. gute Wurst, Brot, Fisch oder eingelegtes Gemüse aller Art oder guter Käse, Bier und Schnaps.
Geschäfte auch auf den kleinsten Bahnhöfen und Haltestellen. Selbst da befanden sich Gasthäuser mit Pension, Colonialwarenläden, die von den Fahrgästen der Bahn lebten. Mitunter in ländlichen Regionen befanden sich in diesen Geschäften auch die Billiett und Gepäckagenturen der Bahn und Post.
So war doch der Bahnhof ein eigenständiges Wirtschaftsgebiet mit unterschiedlichen Angeboten und einer vielzahl gutgehender Geschäfte.
Neben den Geschäften und Vergnügungen aller Art, befanden sich auf Knotenbahnhöfen Kino`s, die rund um die Uhr geöffnet hatten. Nicht nur Kino`s in Bahnhofsnähe, sondern selbst im Bahnhof die Bahnhofs- bzw. Zeitkinos. Mitunter auch kleinere Räume mit geringer Sitzplatzkapazität oder in Nebenräumen der Bahnhofsrestaurationen. Im Leipziger Hbf auf der Sächsischen Seite (Ostseite) befand sich das Zeitkino. In Nürnberg im Ausgangsbereich Westseite / Verkehrsmuseum ebenfalls ein Kino. Neben den großen Kinosälen bei Land-und Bahnhofsgaststätten gab es auch meist an Wochenenden den Landfilm, Filmvorführer die über Land zogen und ihre Filme neben den Bahnreisenden auch den Ortsbewohnern präsentierten und den Wirten Gäste und Kundschaft brachten.
Selbstverständlich gab es weitere Annehmlichkeiten für Bahnreisende, die auch von Ort zu Ort variierten. So wurde dem Fahrgast das Reisen so angenehm wie möglich gemacht.