Saalfeld - Leutenberg - Wurzbach - Lobenstein (Sormitztalbahn)
Streckendaten
- Hockeroda - Wurzbach - Unterlemnitz
- gemischter Betrieb
- eingleisige Nebenbahn
- 28,3 km Streckenlänge (Hockeroda - Unterlemnitz)
- Höchster Punkt Haltestelle Heinersdorf b.Lobenstein 607 m
- Komplette Eröffnung ab 01.03.1908
- Anschluß in Hockeroda an die Hauptbahn Zeitz - Probstzella
und in Unterlemnitz an die Nebenbahn Triptis - Marxgrün
- noch in Betrieb
Offizielle Betriebsbezeichnung der "Sormitztalbahn" Hockeroda - Unterlemnitz auf Grund der Abzweigungen, da bei Inbetriebnahme die Strecke Zeitz - Probstzella Landesgrenze und Triptis - Marxgrün bereits bestanden. Auf Grund des Holzreichtumes des Thüringer und des nördlichen Frankenwaldes sowie zahlreicher Steinbrüche und umfangreicher Schiefervorkommen wurde diese Strecke gebaut. Damit ging das Flößen auf der Saale allmählich seinem Ende entgegen, da gerade riesige Holzmengen in den Sägewerken verarbeitet wurden und egal ob als Brennstoff, Bau- oder Grubenholz nun fast immer bis zum Empfänger transportiert werden konnten. Wärend die Flösser auch oft abhängig waren vom Wasserstand der Saale. Auch die Verbindung von Saalfeld nach Hof bzw. Eger brachte Aufschwung im Reise- und Güterverkehr von und nach Böhmen. Nach Inbetriebnahme fand ein reger Waren- und Produktaustausch zwischen der Wirtschaftsregion Hof und Saalfeld statt die nicht zu unterschätzen war und die Bahn hatte einen erheblichen Anteil an diesem Erfolg. Auch der Tourismus gerade in Leutenberg, Lichtentanne und Wurzbach profitierte an den Reisezugverbindungen nach Hof / Regensburg sowie Leipzig / Halle / Berlin.
Bad Leutenberg (Thür.)
Knapp 20 km von Saalfeld entfernt befindet sich das Städtchen Leutenberg, daß nach seinem Bahnanschluß erheblich vom touristischen Aufschwung profitierte. Bereits bis zum Bahnbau 1907 war Leutenberg ein Ort der von zahlreichen Postkutschenverbindungen angefahren wurde. So lobte man um 1890 bereits in Reiseführern das Klima in Leutenberg, so das bereits zu dieser Zeit Gäste mit der Postkutsche nach Leutenberg kamen und Ferien verbrachten. Auch die Friedensburg galt als Anziehungspunkt bei Wanderungen ab dem Bahnhof Hockeroda zu damaliger Zeit. Leutenberg war Durchgangsbahnhof mit Ladegleis, Güterabfertigung sowie einem Anschluß zum Sägewerk am Bahnhof, das bereits nach Bahnbau für umfangreichen Güterverkehr mit Holz sorgte da zuvor aus der umliegenden Gegend um Leutenberg das Holz mittels Floß oder Fuhrwerk abgefahren wurde. Bis in die 50er Jahre befanden sich Anschriften und Aufdrucke mit der Bezeichnung Bad Leutenberg als offizielle Bezeichnung.
Grünau - später Lichtentanne
Durchgangsbahnhof sowie Verladebahnhof für Lang- und Stammholz, daß in den umliegenden Wäldern geschlagen wurde durch die errichtete Hochrampe erkennbar. Güterabfertigung und Ladestrasse. Weiterhin befand sich der Anschluß des Hartsteinwerkes Fischer in Heberndorf in ca. 2 km Entfernung vom Bahnhof entfernt, der als Anschluß auf der freien Strecke von Lichtentanne aus bedient wurde. Errichtung eines Erholungsheimes in Bahnhofsnähe sowie Urlauber in den umliegenden Ortschaften sorgten im Sommer für starken Reiseverkehr.
Im Jahre 2024, wurde die Anschlußweiche inklusive aller drei Gleise im Anschluß des Hartsteinwerkes Fischer Heberndorf zurückgebaut. Seit diesem Zeitpunkt, ist der Wegfall der Anschlußbedienung für Schotterzüge nun endgültig beendet. Letzte Beräumungsarbeiten am 26.11.2024 im Gelände der Firma Fischer. Inzwischen wurde auch die einstige Loren Schwebebahn vom Steinbruch zum Verladebunker demontiert und abgebaut. Ein weiteres Kleinod an Eisenbahn-, Regional- und Wirtschaftsgeschichte in Thüringen wurde somit beendet. Bis vor wenigen Jahren war die Firma Fischer immer noch um einen kostengünstigen Bahnbetrieb im Schotterladungsverkehr bemüht.
Zschachenmühle
Errichtung eines Haltepunktes für die umliegenden Ortschaften Zschachenmühle, Klettigshammer und Thierbach durch die K.P.E.V.. Bei Klettigshammer befand sich ein weiterer Gleisanschluß auf der freien Strecke eines Hartsteinwerkes der ab Lichtentanne bzw. ab Wurzbach bedient worden ist. Ab 1933 war in Zschachenmühle die Thüringer Landesfeuerwehrschule eingerichtet. Später eine Grenzkompanie, die im Haltepunkt für ein umfangreiches Reisendenaufkommen sorgten. Zahlreiche Urlauber und Wanderer kehrten in dem beliebten Gasthaus "Zum Sormitztal" ein oder übernachteten, dabei war der Haltepunkt Zschachenmühle oft der Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflüge aller Art.
Spitzkehrenbahnhof Wurzbach (Thür.)
Oberhalb des nördlichen Frankenwaldes liegt das Städtchen Wurzbach, deren eisenbahnbetriebliche Besonderheit die Spitzkehre der Strecke ist, um den gewaltigen Höhenunterschied ohne weitere Kunstbauten und Steigungen bis Brechpunkt Heinersdorf zu überwinden. Vor dem Bahnbau spielte man auch mit dem Gedanken der Weiterführung der Linie Richtung Oßla / Grumbach / Rodacherbrunn / Nordhalben / Bad Steben. Somit hätten die Höhenzüge des nördlichen Frankenwaldes "sanfter" umfahren werden können. Die Linie wäre direkt auf den Höhen bis Bad Steben geführt worden. Springender Punkt war die Führung bei Nordhalben einer Strecke auf dem Berg und der Strecke aus Kronach, deren Verlängerung bis "Steben" angedacht war, wäre somit nicht zu verwirklichen gewesen. Zwei Konkurrenzlinien in unmittelbarer Nähe nicht möglich. Desweiteren hätten Fahrgäste von Saalfeld über Nordhalben / Marxgrün nach Lobenstein fahren müßen, was dem Sinn und Zweck der Anbindung des "Oberen Saaletales" an das "Untere Saaletal" nicht entsprach. Auch fehlte diesbezüglich der direkte Verkehr von und nach Loben- und Blankenstein im Güterverkehr. Eine Abwicklung über Ziegenrück hätte dem Knoten Triptis und Gera in die Hände gespielt was man ebenfalls nicht wollte. Somit wurde der Entschluß zum Bau einer Steilstrecke mit Spitzkehre in Wurzbach gefasst.
Spätere "Projekte" führte zur Verlängerung der "Sormitztalbahn" mit Anschluß an die Linie Lehesten-Ludwigsstadt durchaus zu realistischen Bahnprojekten, in Bezug des Anschlußes nach Bayern in Ludwigsstadt und Verkürzungen der Laufwege von Güterwagen über die Linie Stockheim / Sonneberg und weiter bis Bebra.
Durch die weitere Planung der Strecke von Wurzbach nach Lehesten über Oßla und Röttersdorf hätte auch eine Verkürzung des Laufweges vorallem von Güterwagen in der Relation Gräfenthal / Ernsthal in Richtung Ostbayern, Böhmen und Vogtland bedeutet, da gerade zahlreiche Fabriken Verträge mit Lieferanten und Fabrikanten dieser Regionen hatten. Auch der Lehestener Schiefer hätte von diesem geplanten Lückenschluß profitiert. Leider wurde dieser Lückenschluß nicht verwirklicht. Wurzbach zählte mit zu den wichtigsten Holzverladestationen der Strecke und auch die "Heinrichshütte" sowie zahlreiche kleinere und mittlere Gewerbefirmen sorgten in Wurzbach für Belebung des Güterverkehres. Auf den Höhen der Wurzbacher Umgebung wurde schon damals sehr intensiv Landwirtschaft betrieben, was zu einem umfangreichen Versand und Empfang von Landwirtschaftsgütern im gleichen Maße führte.
Mit der Bahn kam auch der Tourismus, wie in allen Orten der Gegend kamen ab 1908 in Wurzbach zahlreiche "Sommerfrischler" an, die hier in den Gasthäusern und Pensionen verweilten. Auch die zahlreichen Wochenendtouristen sorgten für "volle Züge" und das nicht nur im Sommer auch im Winter kamen die Skifahrer und Rodler.
Der Bahnhof Wurzbach verfügte über eine Ladestrasse, Güterhalle, LKW Waage, Lokschuppen mit Drehscheibe. Von Wurzbach aus führten beide Strecken in Steilstreckenabschnitte einmal bis Lichtentanne und in der anderen Richtung bis zum Brechpunkt Heinersdorf Richtung Lobenstein. Interessant für Wurzbach war die stundenweise Abstellung von Preußische und Bayerische Lokomotiven im ehemaligen Lokschuppen. Diese machten hier "Kopf ", um das Abfertigungsverfahren, sowie die Zugfahrzeiten zu beschleunigen bzw. zu verkürzen. Planmäßig kamen Hofer Lokomotiven bis Wurzbach und bis Saalfeld über diese Strecke.
Die in Wurzbach stehenden Lokomotiven hatten die Aufgabe den Zug entweder selbst weiterzubefördern oder bis zum Brechpunkt Heinersdorf nachzuschieben. Dadurch das immer eine frisch restaurierte Lok an der Ausfahrt war konnte sich diese sofort an die Zugspitze setzen und den Zug entweder Richtung Saalfeld oder Lobenstein / Hof übernehmen. Später einigte man sich auf diese Prodzidur bei Güterzügen, Reisezüge wurden umfahren, die Lok in Wurzbach nahm Wasser wurde gedreht und es ging wieder in die entsprechende Richtung. Was den Einsatz der BR 56, 57, 58 auf dieser Strecke favorisierte und mittels Schlepptender und größeren Wasservorräten der Lokbaureihen lohnte. An sich war in Wurzbach durch die vorhandene Spitzkehre immer ein recht aufwendiger Eisenbahnbetrieb durch den Rangier- und Zugfahrten notwendig. Das Vorhalten der Lokomotiven entfiel ab den 50er Jahren mit der Grenzziehung und dem Einsatz der Lobensteiner und Saalfelder Lokomotiven auf der Strecke. Personenzüge mußten gleichermaßen wie Güterzüge umfahren, nur der Güterzug bediente noch die bestehenden Ortsgleise.
Die in Wurzbach ansässige Bahnmeisterei mußte für die Streckenunterhaltung bis Unterlemnitz bzw. Hockeroda sorgen. Gerade im Winter kein "Zuckerschlecken" weil es noch richtige Winter gab und der Betrieb pünktlich geführt wurde. Man sprach von Schneeverwehungen in Einschnitten von zwei bis drei Meter Höhe.
Zustand der Anlagen in Wurzbach im März 2002
Heinersdorf (b.Lobenstein)
Ca. 1,2 km entfernt vom Ort lag der HP. Für die Landbevölkerung ein Segen, so konnte man von nun an mit dem Dampfzug nicht nur in die Stadt nach Lobenstein, nein man war von hier aus mit dem Schienennetz der ganzen Welt verbunden. Auch viele Bewohner der Nachbargemeinde Helmsgrün nutzten ab 1907 den Zug, mußte man nur ein paar Kilometer über den Berg zum "Bahnhof" laufen. Was heute lustig klingt war damals harter Alltag, nicht nur zum Vergnügen, sondern zum 12 Stunden Arbeitstag ging es zu Fuß zur nächsten Bahnverbindung, oft viele Kilometer. In Richtung Unterlemnitz befand sich der Brechpunkt Heinersdorf, hier verließen die Schiebelokomotiven zumeist ihre Güterzüge und fuhren ab da entweder nach Lobenstein bzw. nach Wurzbach zurück. Auch ein nahegelegener Steinbruch mit Gleisanschluß sorgte für Güterverkehr in Heinersdorf, dieser wurde mit einer Sperrfahrt ab Wurzbach bedient. Der Personenverkehr war garnicht so unbedeutend, da auch in Heinersdorf neben zahlreichen Pendlern wie überall auf den Strecken und Unterwegshalten zahlreiche Wanderer und Touristen den Zug benutzten. Vom HP gibt es leider keine Bilder aber von der Ortschaft selbst. Von Anbeginn des Bahnbaues schätzten gerade Sommerfrischler die Ruhe und Erholung in Heinersdorf und Umgebung so sprach es sich durchaus als "Geheimtip" herum in Heinersdorf oder im benachbarten Helmsgrün Urlaub zu machen.
Über einen hoch aufgeschütteten Bahndamm bei Oberlemnitz führt die Strecke recht steil in den nächsten Bahnhof Unterlemnitz der als Keilbahnhof erbaut wurde und hier zweigt die Strecke in nordöstlicher Richtung nach Ziegenrück, Auma und Triptis ab bzw. vereinigen sich in Richtung Lobenstein / Hof zur Oberlandbahn. Bilder hierzu finden Sie auf der Postkartenreise von Triptis nach Marxgrün.