Camburg - Schkölen - Osterfeld - Zeitz
- eingleisige Nebenbahn, hauptsächlich für den Landwirtschaftsverkehr
- Eröffnet 1897
- Gesamtlänge ca.38 km
- Angliederung an Rbd Erfurt
- Abschnitt Camburg - Schkölen Rbd Erfurt ca. 13 km
- Abschnitt Schkölen (Landesgrenze) - Utenbach am Berge - Osterfeld -
Zeitz Rbd Halle ca.25 km
Die Errichtung der Linie beruht hauptsächlich auf den bestehenden riesigen Ackerflächen entlang der Strecke was eine große Beförderungsmenge an Feldfrüchten, Landwirtschaftsgut und Schlachtvieh versprach. Gerade Zuckerrüben die in die nahe Fabrik in Zeitz unproblematisch transportiert werden konnten versprachen hohes Frachtaufkommen. Riesige Güter entlang der Strecke sorgten mit zur Versorgung der umliegenden großen Städte mit Getreide, Kartoffeln und Vieh. Der Reiseverkehr war eher bescheiden und Lokal. Auf dem Abschnitt Schkölen - Zeitz etwas lebhafter auf Grund des Arbeitsplatzangebotes der Stadt Zeitz. Deshalb überlebte die Strecke bis in die 90er Jahre zwischen Zeitz und Osterfeld, wurde aber dann zur Rbd Halle zugeschlagen. Ebenso auch die Umleitung oder planmäßige Fahrten von Kohlezügen auf der Strecke von Zeitz nach Camburg. Hauptsächlich befuhren Zeitzer Maschinen die Strecke BR 55, 57, 58. In Camburg wurde ein dreiständiger Lokschuppen mit Behandlungsanlagen und Drehscheibe errichtet. Neben dem Landwirtschaftsverkehr hielt die Brikettfabrik in Kretschau die Strecke am Leben. Kohlewagen bis Camburg dann verteilt Richtung Jena bzw. Großheringen und Richtung Straußfurt. Im Güterzugdienst kamen auch Göschwitzer Lokomotiven auf die Strecke.
Mal Thüringen, mal Sachsen Anhalt und Spurensuche
im Februar 2017
Nordöstlich von Camburg zweigt die Zeitzer Strecke ab und erreicht nach ca. 2 km den Ort Tümpling. Auf Grund der Kürze der Entfernung zu Camburg errichtete man leider keine Haltestelle, schon aus Rentabilitätsgründen der Ort besaß nur ca. 110 Einwohner. Tümling ist seit 1952 der "letzte Zipfel" Thüringens an der Landesgrenze zu Sachsen Anhalt und gehörte zum alten Landkreis Jena. Mit dem Abbau der Fahrleitung und des zweiten Gleises als Reparationsleistung nach 1945 der Saalbahn wurde im Zuge dieser Maßnahme das Streckengleis Camburg-Crauschwitz-Molau ca. 13 km mit abgebaut, sowie die Stahlbrücken auf dem Abschnitt in Tümpling und Crauschwitz. Der baulich schwierigste Abschnitt befand sich zwischen Camburg und Molau sowie zwischen Osterfeld und Schkölen. Hier kam es zu aufwendigen Damm- und Oberbauarbeiten auf Grund der bestehenden schwierigen Geländeverhältnisse.
Tümpling bei Camburg
Crauschwitz
Schwierigstes Stück beim Bahnbau war der 6 km lange Streckenabschnitt von Camburg nach Crauschwitz, wo die Strecke im weiten Bogen ca. 85 Meter Höhenunterschied zu überwinden hatte. Überlegungen führten auch dazu die Strecke Richtung Kaatschen-Weichau zu führen und nördlich von Camburg am Abzweig Stöben einzuleiten und Züge in Großheringen beginnen und enden zu lassen. Bw Anlagen, Bahnsteige waren ja bereits vorhanden, so hätte die Strecke die Saalbahn gekreuzt und eine Verbindung an die Strecke Großheringen - Straußfurt wäre durchaus auch von respektabler Bedeutung gewesen. So wurden gerade Güterwagen aus dieser Richtung über Naumburg-Teuchern nach Zeitz befördert oder umgekehrt beladen im Kohleverkehr. Crauschwitz selbst eine bescheidene Landstation mit ca. 200 Bewohnern.
Ca. 2,5 km hinter Tümpling liegt die kleine Ortschaft Crauschwitz in Richtung Zeitz ca. 300 Meter Fußweg von der Haltestelle entfernt. Auf der rechten Seite befindet sich die Gemeinde Sieglitz ca. 800 Meter entfernt. Auf Initiative des Crauschwitzer Wirtes wurde hier eine Haltestelle eröffnet. Was sofort Wanderer und Ausflügler aus Camburg, Jena, Naumburg brachte, die die Gegend erkundeten. Aber auch die Landbevölkerung profitierte von einer Bahnverbindung nach Camburg, wo einige in Lohn und Brot standen. Es gab nur einen Bahnsteig mit Wärterhaus.Wie die Gemeinde Tümpling gehörten Crauschwitz und Sieglitz bis 1952 zum Kreis Jena und wurden dann nach Sachsen Anhalt mit der Gebietsreform "umgeschlagen". 1945 endete der Bahnverkehr mit der Reparationsleistung und dem Gleis- und Brückenabbau kurzzeitig in Crauschwitz, danach in Molau. Selbst 70 Jahre nach Beendigung des Bahnverkehres in Crauschwitz finden sich noch Spuren.
Spurensuche im Februar 2017
Molau
Bereits zwischen Crauschwitz und Molau ersichtlich die riesigen landwirtschaftlichen Nutzflächen, die sich südlich bis Camburg, nördlich bis kurz vor Bad Kösen / Naumburg ziehen. Verladung von Getreide zur Camburger Mühle, Schlachtvieh nach Jena und Zeitz. Sowie riesige Mengen an Mais, Kartoffel und Zuckerrüben. Ab 1945 war Molau Endpunkt der Strecke aus Zeitz und gehörte ab 1952 zu Sachsen-Anhalt und der Bahnhof zur Rbd Halle. Richtung Camburg und Naumburg ging es dann im Bus für viele Pendler weiter, obwohl der größere Teil der Bewohner in den Landwirtschaftsbetrieben der Region, also "vor der Haustür" arbeiteten. Weitere Arbeitsplätze befanden sich in Schkölen bzw. Zeitz, die mit dem Zug erreicht werden konnten. Durch die "Abkopplung" von Thüringen verlagerte sich vieles in Richtung Naumburg, schon alleine wegen der Verlagerung der öffentlichen Nahverkehrsverbindung und Schaffung anderer Strukturen.
Spurensuche im Februar 2017
Erneuerungen und Erinnerungen durch den Ortsverein in Molau entdeckt am 19.02.2023
sowie einige Relikte aus alten Tagen
Schkölen
Kreuzungsbahnhof der Kleinstadt mit zahlreichem Gewerbe und Handwerk der Stadt. Auch in Richtung der Strecke nach Bürgel / Hainspitz erstreckten sich hier zahlreiche Felder deren Erträge hier im Bahnhof Schkölen verladen wurden. Der Personenverkehr ab Schkölen in Richtung Zeitz wurde stärker da man mit dem Zug recht schnell Zeitz erreichte und einer beruflichen Tätigkeit nachgehen konnte. Hinter Schkölen verläuft in östlicher Richtung die Landesgrenze zu Sachsen Anhalt, die auch nördlich parallel zur Strecke ab Crauschwitz bis hinter Schkölen führt. Schkölen galt aber für die Städter aus Naumburg, Jena und Zeitz als Ausflugsziel da man zu Fuß von Naumburg Schkölen erreichte und mit dem Zug über Camburg zurückfuhr, für die Zeitzer Bevölkerung mit direktem Anschluß und auch für Wanderer die zwischen Serba oder Hainspitz (Eisenberger Strecke) nach Schkölen wanderten und von hier mit dem Zug zurückfuhren. So entstanden Rundtouren die sich großer Beliebtheit erfreuten. Auch gründeten sich Pensionen, Gasthäuser die bei den Besuchern sehr gefragt und beliebt waren für Wochenend- und Sommerausflüge in diese ländliche Region für Gäste aus Jena und Zeitz die gern mal der Großstadt entfliehen wollten.
Utenbach am Berge
Kreuzungsbahnhof mit zwei gleisen, Ladestrasse und Wasserturm. Auf der Mitte der Strecke nahmen hier alle Züge Wasser, deshalb war die Errichtung einer Wasserstation notwendig gerade für Güterzüge. Utenbach selbst vom Bahnhof etwas abseits mit ca. 130 Einwohnern war nur im Berufsverkehr etwas frequentiert. Besorgungen in der Kreisstadt mußten in Zeitz erledigt werden der erste Ort in Sachsen Anhalt und weitere Besorgungen meist zu Fuß oder Fuhrwerk in das ca. 4 km entfernte Schkölen. Also nur von bescheidener lokalen Bedeutung. Aus diesem Grund ließ man die Strecke bei Stillegung auch in Osterfeld aus Richtung Zeitz enden und baute den Abschnitt Molau - Osterfeld 1965 ab.
Osterfeld bei Zeitz
Bis 1999 Endbahnhof aus Richtung Zeitz. Umfangreicher Ladungsverkehr durch die Landwirtschaft. Zwei teilweise drei Güterzugpaare verkehrten in der Erntezeit. Im Personenverkehr war es eher ein schwieriges Geschäft, der Bahnhof lag oberhalb der Stadt und zu Fuß waren es ca. 2 bis 3 Kilometer in bzw. durch die Stadt zum anderen Ortsende. Frühzeitige Kraft- und Postbuslinien nach Zeitz gruben der Bahn im Reiseverkehr "das Wasser ab". Ebenso von den Kohlegruben und Brikettfabriken eingesetzte Werkbuslinien versprachen kaum Fahrgäste in dieser Richtung. Interessant ist der um 03:00 Uhr ab Zeitz verkehrende PmG nach Osterfeld, der die Anschlüße bediente und dann Morgens als zweiter Berufszug von Osterfeld nach Zeitz verkehrte. Bespannt mit einer BR 58 später mit einer 118 B`B`vom Bw Zeitz. In den verkehrsarmen Zeiten verkehrten "Ferkeltaxen", die teilweise von Osterfeld über Zeitz, Meuselwitz bis Altenburg im Durchlauf verkehrten.
Haltepunkt Waldau bei Zeitz
Gemeinde Waldau mit ca. 450 Einwohnern ein relativ großer Ort an der Bahnlinie, der mit zahlreichen Pendlern oft für volle Züge sorgte. Ein Schüttbahnsteig eine Bude das war es auf deutsch gesagt. Leider finden sich für Waldau keine Motive.
Weickelsdorf
Haltepunkt mit Ladegleis, Stationsgebäude mit Fahrkartenverkauf, Warteraum, kleiner Güterschuppen und Ladegleis zur Be- und Entladung von Landwirtschaftsgut. Gemeinde Weickelsdorf mit ca. 200 Einwohnern eher ein beschaulicher Betrieb am Bahnhof.
Droyßig
Einer der Mittelpunkte der Strecke, Kreuzungsbahnhof, Ladestrasse, Güterschuppen. Droyßig auf Grund seiner hohen Einwohnerzahl ca. 2000 Einwohner und dem kulturellen Angebot, des Droyßiger Schloß sowie die Bildungs- und Erziehungsanstalten ließen zahlreiche Fahrgäste zum Bahnhof Pendeln. Regelmäßige Zugkreuzungen zweischen Güter- und Personenzügen oder Überholungen waren im Fahrplan vorgesehen. Ca. 3 km östlich befindet sich bereits der Bahnhof Wetterzeube, die Strecke macht Richtung Kretzschau einen weiten Bogen und führt anschließend nach Zeitz. Etwas Güterverkehr, dafür ein hohes Reisendenaufkommen neben Schülern und Touristen brachten Leben auf den Bahnhof.
Kretzschau
Zwischen Droyßig und Kretzschau fällt die Strecke im Bogen verlaufend ca. 50 Höhenmeter auf einer Strecke von ca. 5 Kilometer was auch die weitere Entfernung nach Zeitz begründet obwohl ca. 3 km parallel in östlicher Richtung die Bahnhöfe Wetterzeube und Haynsburg liegen. Räumlich getrennt sind die Strecke durch einige höhere Hügel die einen Tunnelbau oder größere Brückenbauten verlangt hätten, um die Strecke Nivaugleich Richtung Zeitz zu führen. Nördöstlich Richtung Zeitz verlaufen diese Hügel in Richtung Leipziger Tieflandsbucht. Was aber auf Grund der gegründeten Brikettfabrik in Kretzschau trotzdem zu einer zusätzlichen Strecke geführt hätte aber somit wirtschaftlich unsinnig war. Der Bau einer Brikettfabrik und Schwelerei zur Teergewinnung um 1890 brachte dem Ort Kretzschau zwar wirtschaftlichen Aufschwung aber gesundheitliche Folgen für Arbeiter und Bewohner blieben nicht aus. Daraus lassen sich auch die Unmengen an Touristen und Ausflüglern erklären die aus dem gesamten Mitteldeutschen Revieren Entspannung, Genesung in Thüringen suchten und im Sommer oder an den Wochenenden aus dieser Region pilgerten. Wenn es nur darum ging ein paar Stunden Sauerstoff zu tanken, es mußte nicht immer weit sein. In Kretzschau soll eine Dampfspeicherlok für den Rangierbetrieb gesorgt haben. Neben der Teerverladung und Brikettgewinnung sorgte in Kretzschau eine Stahlbaufirma für lebhaften Güterverkehr am Bahnhof. Ab Mitte der 80er Jahre wurde nur noch Kretzschau und Osterfeld mittels Güterzügen bedient.
Leider fanden sich noch keine historischen Bilder vom Bahnhof Kretzschau einem Ziegelbau, der in seiner Form dem Bahnhof Droyßig ähnelt. Nach Zeitz noch 4 km Strecke endete die Strecke bis 1914 auf einem seperaten Bahnhof gegenüber dem Zeitzer Bahnhof. Nach dem Bahnhofsumbau überquerte die Camburger Strecke über eine Stahlbrücke die Strecke Zeitz - Gera und lief in einem Gefälledamm in den Zeitzer Personenbahnhof. Güterzüge und Lokomotiven mußten noch ca. 1,5 km weiter zum Zeitzer Güterbahnhof wo sich das Bw und alle anderen Anlagen befanden. Auch im Güterverkehr liefen bis 1945 Güterzüge aus Camburg weiter nach Profen, Tröglitz und Meuselwitz. Bis auf wenige Ausnahmen endeten in Zeitz alle Personenzüge und es bestand Anschluß in Richtung Leipzig, Weißenfels / Halle, Meuselwitz / Altenburg, Teuchern / Naumburg und Gera / Saalfeld.
Zur Erinnerung und zum Abschluß eine Fahrkarte von Kretzschau nach Weißenfels über Zeitz.