Pressig Rothenkirchen - Tettau - 14 Mal von Thüringen nach Bayern über die Landesgrenze, die eigentliche geplante Linie von Bayern nach Thüringen, deshalb gehört sie mit dazu...
Streckendaten
Eröffnet am 23.Juni 1903
Streckenstillegung am 28.05.1952
Streckenlänge ca.17 km
Von der Frankenwaldbahn abzweigend die Nebenstrecke durch den Sattelgrund bis nach Tettau, ständig zwischen Franken und Thüringen wechselnd. Der Hauptgedanke war die Versorgung der Tettauer Glasindustrie mit Rohstoffen und die Abfuhr ihrer Produkte. Hinzu kamen noch Holz des Frankenwaldes und der in Nähe zur Bahnlinie abgebaute Schiefer. Eine Verlängerung der Strecke nach Schmiedefeld, Gräfenthal oder Lichte war gedanklich im Gespräch mit Anbindung der Orte Spechtsbrunn und Piesau an das Eisenbahnnetz. Rampen, Viadukte, Einschnitte, Tunnel wären erforderlich gewesen, so das dieses Projekt aus Kostengründen auf "Eis" gelegt wurde. Generelles Interesse oder Notwendigkeiten bestanden nicht, da in den Dörfern keine große Industrie war ausser Heimarbeit und Kleingewerbe. Die Heimarbeitsgüter wurden zu Fuß oder mittels Fuhrwerk nach Lichte bzw. nach Tettau gebracht und als Stückgüter verladen. Das Frachtaufkommen war denoch sehr stark . Trotz intensiver Bemühungen blieb es bei der Stichbahn, die den Ansprüchen jener Zeit völlig genügte. Zwei Lokomotiven waren täglich auf der Tettauer Strecke im Einsatz ihre Heimat war das Bw Rothenkirchen. Eine Lok blieb über Nacht in Tettau und wurde hier abgestellt. Neben den Tettauer Glaswerken war das Tettauer Porzelan ein gefragter Artikel jener Zeit. Hier boomte regelrecht das Stückgutgeschäft am Bahnhof mit Porzelankisten. Ein positiver Effekt war die Nähe zur Stockheimer Kohle ca. 24 km Entfernung, so konnte die hier ansässige Industrie unmittelbar beliefert werden, was auch alle anderen Firmen in Franken und Thüringen nutzten. Der kurze Transportweg der Kohle hatte enorme Vorteile.
Der Bahnknoten Tettau, sollte nördlichster Bahnhof der Frankenwaldbahn werden. Mit der Projektierung der Frankenwaldbahn um 1875 gab es Projekte den Lückenschlußes zwischen Stockheim und Eichicht mit dem dem Bau einer Linie von Stockheim über Welitsch, Sattelgrund, Tettau einem Tunnel bis Gräfenthal und die Weiterführung über Probstzella nach Eichicht zu projektieren. In Tettau sollte ein größerer Bahnhof mit Bw für Schiebelokomotiven entstehen. Es war auch Rampenbetrieb von beiden Seite vorgesehen. Das schwierigste Problem war der Bau des Tunnels ab Tettau Richtung Gräfenthal sowie der Bau von Gleiswendeln, Rampen und hohen Dämmen, hinunter über Spechtsbrunn, Piesau und mittels Damm und Tunnel Richtung Buchbach bei Gräfenthal, Meernach und nach Gräfenthal in den Ort wo ebenfalls ein größerer Bahnhof mit Bw angedacht war in der Variante 2 der Streckenplanung. Notwendig waren lange Rampen und Gleiswendeln um mit mindestens 40 km/h und 400 Tonnen pro Lok an Höhe zu gewinnen. Die Strecke hätte ab Probstzella bis Tettau von ca. 340 Meter auf 638 Meter hätte ansteigen müßen und wäre mit der oberen Linienführung ca. 27 km lang gewesen. Von Probstzella nach Steinbach nur 13 km. So entschloß man sich für die günstigere und sanftere Linienführung über Steinbach am Wald mit einer Höhe von nur !!! 595 Metern über den Rennsteig in der Streckenführung. Zwar nur 43 Meter weniger aber der Bau ab Gräfenthal wäre zu aufwendig und teuer gewesen auch schon zu dieser Zeit. Auch fehlte die Bauerfahrungen bei Gebirgsstrecken. Auch auf Grund zur Heimatnähe ist diese Strecke als Modul- oder kleinere Heimanlage durchaus geeignet. Wer auf der Suche ist nach einer Nebenbahn ohne große Aufwendungen findet hier genau das Richtige, verfügte die Strecke über keine großartigen Kunstbauten und keine großen Gleisanlagen und eignet sich auch im fortgeschrittenen Stadium des Modellbahnlebens als kleine schöne Heimanlage. Mit vier Zugpaaren ging es gemütlich zu und es fuhren nur PmG Züge. Bei Bedarf mal ein reiner Güterzug, sonst ging es eher gemütlich zu. Der Reisendenstrom ging Richtung Tettau und die an der Strecke liegenden Orte profitierten vom Erfolg der Tettauer Industrie.
Eine weitere Diskusion zur Variante 1 erfolgte aus Kostengründen nicht weiter und wäre auch ohne den Bau von Zahnradabschnitten nicht möglich gewesen.
Die Zuführung der Strecke wäre ab Heinersdorf über Welitsch nach Stockheim erfolgt. Von Stockheim plante man eine Nebenbahn nach Förtschendorf auf Grund der Erschließung der Förtschendorfer Hartsteinwerke.
Um den damaligen Ideen von 1875 bis 1880 zu folgen wäre der Bau einer Bahn über den Rennsteig von Tettau nach Steinbach am Wald möglich und diese könnte über Lauenhain (oberhalb von Ludwigsstadt) vor Lehesten an die Linie Probstzella - Lehesten - Naila - Hof angebunden werden. Auch kam die Linienführung von Steinbach am Wald über die Ziegelhütte in Richtung Staatsbruch Lehesten zur Sprache mit dem Bau eines Werkbahnhofes am Staatsbruch und Weiterführung zum Bahnhof Lehesten mit der dortigen Vereinigung der Linie Probstzella - Hof. Der Verlauf der Strecke wäre in etwa dem heutigen Strassenverlauf von Tettau bis Lehesten gleichzusetzen.
Diese Linien und Streckenideen beziehen sich auf veröffentlichte Zeitungsartikel jener Zeit. Man verfasste in der Zeit des "Bahnbau Fieber`s" manch kühne Idee die entweder an der technischen und baulichen Durchführung oder an der Finanzierung scheiterte.
Variante 1 eine Streckenführung von Tettau nach Probstzella über Lichtenhain bei Gräfenthal und Ebersdorf mit Anbindung unterhalb von Ludwigsstadt an den heutigen Streckenverlauf nach Probstzella. Mit Planung einer Linie Probstzella - Ludwigsstadt - Lehesten - Wurzbach - Naila - Hof.Hier sprach man von aufwendigen Tunnel-, und Stützmauer- und Rampenbauten.
Variante 2 von Tettau weiter nach Spechtsbrunn im weiten Bogen über das Tal mit einer Gleiswendel runter nach Buchbach bei Gräfenthal. Einleitung der Strecke in Gräfenthal-Meernach sowie Führung der Linie in Richtung Stadtmitte. Errichtung des Gräfenthaler Bahnhofes in der Nähe zum Rathaus und Marktplatz. Weiterführung im Taleinschnitt von Gräfenthal über Zopten nach Probstzella und von hier nach Eichicht.
Nach 1945 bis 1952 verkehrten zwar die Züge noch auf dieser Strecke, aber es wurde alles Unternommen den Betrieb auf der Strecke zu erschweren. In jeglicher Form wurde der Betrieb gestört oder Fahrgäste schikaniert durch die russischen Soldaten und die Genossen der Polizei der Länder später Volkspolizei. Obwohl man sich kannte früher zur Schule ging, Fußball spielte wurden jetzt alle verfügbaren Daumenschrauben angezogen. Was dazu führte das Züge stundenlang in Heinersdorf (Kreis Sonneberg) zurückgehalten wurden und nicht Richtung Tettau oder Pressig weiterfahren konnten. Bei Güterwagen kam es ebenfalls zu Plünderungen, Diebstählen und Transportunregelmäßigkeiten, so das kurzfristig alle Güter per LKW nach Ludwigsstadt bzw. Steinbach am Wald gebracht und umgeladen worden. Viele Fahrgäste hatten Angst und gingen lieber zu Fuß. Berüchtigt waren auch Übergriffe auf weibliche Fahrgäste in jener Zeit durch Militärpersonal.
Mit Schreiben vom Oktober 1952 wurde sofortigst über Nacht der Verkehr der Linie eingestellt. Es durften nicht einmal in Tettau abgestellte Wagen und Lokomotiven nach Pressig gebracht werden. Dies ging alles später mit dem Culemeyer zurück. Die BD Nürnberg führte sofort einen Bus Notverkehr von Pressig über Langenau, Sattelgrund, Alexanderhütte nach Tettau ein. Weiter wurden Buslinien von Tettau nach Ludwigsstadt über Ebersdorf und Teuschnitz über Steinbach am Wald eröffnet. Hauptsächlich für den Arbeiter- und Schichtverkehr.
Haltepunkt Welitsch bei Pressig
Nach der Abfahrt im Bahnhof Pressig führte die Strecke direkt am Bw Pressig vorbei. Hindurch zwischen dem Bw Gebäude und dessen Wohnhaus für Beamte. Tangierte die Eisenbahnergärten und führte über die Ortsverbindungsstrasse Pressig-Welitsch-Heinersdorf. In südlicher Richtung im Bogen verlaufend führte die Linie am Rauhen Berg weiter westlich nach Welitsch. Vor Welitsch am Haus "Hubertus" tangierte die Strecke nochmals die Verbindungsstrasse Pressig - Heinersdorf am Ortsanfang von Welitsch und verlief nun rechts in Fahrtrichtung Heinersdorf parallel zur Strasse in einer leichten Steigung zum Haltepunkt Welitsch.
Bis 1922 war der Haltepunkt Welitsch bei km 1,38 noch in Betrieb. Aber die Nähe zum Bahnhof Pressig sowie das ganz geringe Fahrgastaufkommen führte schon zu einer baldigen Schließung der Station.
Bahnhof Heinersdorf bei Welitsch
Weiter am Berg führte die Strecke leicht erhöht zum Kreuzungsbahnhof Heinersdorf, der durch Personal besetzt war. Dessen Mitarbeiter zur Direktion Nürnberg gehörten auf Grund der Streckenlage. Vorgesetzter Bahnhof war Pressig. Auch nach 1945 ein Grund zur Streckenschließung da es nicht sein durfte das Mitarbeiter der Bahn vom Klassenfeind bezahlt werden oder noch imperialistische Vorteile und Westgeld genießen. Zwei Kreuzungs- und ein Ladegleis mit GA gehörten zum Bahnhof. Der Bahnhof hatte die Lage Kilometer 2,95 und davor lag die Landesgrenze ca. bei km 2,6. Der Bahnhof lag am südlichen Ortsrand und die Strecke führte nun östlich am Ort am dortigen Berg durch das Tettautal zum HP Räppoldsburg. Wenige hundert Meter östlich verlief parallel zum Ort und zur Bahnlinie die Landesgrenze.
Haltepunkt Räppoldsburg
Hinter Heinersdorf befand sich ein Bahnübergang am Ortsende, hier führte die Strecke über die Landstrasse nach Schauberg. Entlang der Tettau über mehrere kleine Brücken dampfte der Zug durch den Tettaugrund dem Haltepunkt Räppoldsburg entgegen. Hier lag die Grundmühle und ein Sägewerk sowie einige Wohnhäuser im Talabschnitt. Nach Westen führen Strassen und Wege nach Judenbach und Jagdshof und von dort weiter nach Sonneberg. Nach Überlieferungen lebten hier ca. 25 Einwohner, die Zugehörigkeit war zur Gemeinde Judenbach. Die Strecke führt in einem Bogen von Heinersdorf kommend in nördliche Richtung wieder zur Landesgrenze Bayern / Thüringen.
Der Haltepunkt befand sich bei km 8,39. Ca. 200 Meter war die Landesgrenze und bei km 9,48 wurde bereits der Haltepunkt Schauberg erreicht.
Haltestellen Schauberg km 9,48, Sattelgrund bei km 11,98
Schauberg war wirtschaftlich gesehen schon lange bekannt durch zwei Schmelzhütten, eine Blaufarbenfabrik und seine Schneidemühle. So wurde hier auch ein Ladegleis errichtet für den Güterverkehr. Die günstigste Abfuhr der Produkte war schon immer der Weg über Heinersdorf nach Stockheim da diese Strecke relativ flach verläuft. Schwere Anstiege gab es über Judenbach nach Sonneberg und über Tettau und Gräfenthal weiter nach Reichmannsdorf und dann nach Saalfeld für die Fuhrleute. Schwere und unwegsame Handelsstrassen führten hier entlang und verband die Wirtschaftszentren. Die Abfuhr mit der Bahn brachte erhebliche Erleichterung. Auch wenn die Waren über Pressig, Stockheim, Neuhaus Schierschnitz nach Sonneberg und Coburg gefahren wurden war es denoch eine Ersparnis in jeglicher Hinsicht. Ab den 30er Jahren gab es erhebliche Konkurrenz durch die Kraftwagen Speditionen, die schnell über die Landstrasse zu Zulieferfirmen, Produzenten und Absatzmärkten führten. Was auch der Bahnlinie Abbruch tat. So war bereits ab den 20er Jahren der Güterverkehr auf drei Zugpaare wöchentlich beschränkt, bzw. die Mitnahme der Güterwagen erfolgte am Zugschluß der Personenzüge.
Sattelgrund hatte lediglich wie Räppoldsburg nur die Bedeutung des Reiseverkehres, da hier ebenfalls nur ein geringes Reisendenaufkommen existierte. Die wenigen Bewohner waren so arm, daß sie bei Wind und Wetter zu Fuß meist nach Tettau oder Alexanderhütte liefen um zu arbeiten.
Haltestelle Alexanderhütte km 15,75
Ein Hammerwerk und eine Stuhlglashütte am Ort sorgten für wirtschaftliches Leben. Mit Eröffnung der Bahnlinie wurden Waren und Produkte sowie Brennstoffe mittels Pferdefuhrwerk zum 1,5 km weiter entfernten Bahnhof Tettau gefahren. Bis heute hält sich hier die Glasindustrie am Ort und ist einer der größten Arbeitgeber der Region.
Endbahnhof Tettau km 16,85
Immerhin steigt die Strecke von Pressig bis Tettau von 377 auf 620 Meter an. Immerhin 243 an mit knapp 17 km Streckenlänge. Tettau war schon frühzeitig ein lebendiger kleiner Ort mit hoch angesehener Porzellanindustrie. Mit dem Bau von Bahnlinien in Bayern und Thüringen konnte die Porzellanindustrie ihre Waren und Absatzmärkte schneller und kostengünstiger transportieren. So führte die Strecke ab Räppoldsburg immer westlich am Berg entlang bis Tettau. Mehrfach wurde die Tettau und auch auf wenige Meter immer wieder die Grenze von Bayern nach Thüringen und wieder nach Bayern überquert. Man sprach von 16 Überquerungen der Landesgrenze. In Tettau gab es alle erdenklichen Einrichtungen für den Bahnbetrieb wie EG, GA, Lokschuppen, Wasserkran, Bekohlung und Ladegleise. Mit der Grenzschließung schon in den 50er Jahren gab es einen Inselbetrieb der Deutschen Bundesbahn von Tettau nach Alexanderhütte auf 1,1 km Streckenlänge. In Tettau wurde eine DB Kleinlok stationiert, die zum Bw Pressig, später zum Bw Lichtenfels gehörte. Güterwagen wurden mittels "Culemeyer" von Steinbach am Wald nach Tettau 13 km auf der Landstrasse überführt. Meist E-Wagen mit Kohle und Silowagen für Quarzsand. Andre Güter wurden oft mit Speditionen transportiert. Im Inselbetrieb wurde das Ladegleis in Tettau und das Streckengleis bis Alexanderhütte bedient. Auf dem Streckengleis und dem alten Bahnsteig wurden Wagen Be- und Entladen, bzw. auch auf der Tettauer Ladestrasse.
Der Tagesablauf des Tettauer DB Mitarbeiters sah die Lokpflege und Betankung der Kleinlok vor, Rangierarbeiten in Tettau, Fahrt zum Werk Alexanderhütte, Bereitstellung und Abholung der Wagen von und zum Culemeyer, Weichenpflege, Bahnhofspflege und Stundenweise Fahrkartenverkauf für Reisende, die von Tettau nach Pressig den Bahnbus als Ersatz für den Zug nutzen mußten. Reparaturarbeiten und Bremse nachstellen an der Kleinlok besorgten Schlosser des Bw Pressig später Lichtenfels mit einem DB T1 Vw Bus. Bei größeren Reparaturen wurde die Lok mitttels Culemeyer zum Bahnhof Pressig und später nach Steinbach am Wald überführt. Von Steinbach a.W. fand der Loktausch mittels V 60 bzw. V 100 über die Frankenwaldbahn statt. Neue Lok mit 30 km/h von Lichtenfels nach Steinbach ca. 2,5 Std. Fahrzeit inklusive Kreuzung und Überholung. In Steinbach Loktausch und wieder mit 30 km/h zurück nach Lichtenfels zum Bw. Vor 1990 wurde der Kleinlokbetrieb in Tettau eingestellt und die Wagen mittels Seilwinden und LKW nur noch in Tettau und seperat in Alexanderhütte bewegt. Ende der 90er Jahre war der Strassenroller in Tettau Geschichte.
Fahren Sie nocheinmal mit dem "Tettauer Bähnlè" mit von Tettau nach Pressig auf einer Spurensuche am 21.Februar 2019 , Gute Fahrt