Werkbahnnetz Maxhütte Unterwellenborn und die Erzbahn nach Kamsdorf
Einer der hauptsächlichen Gründe für den Bau und die Eröffnung des Stahlwerkes "Maxhütte" in Unterwellenborn war die Rohstoffnähe. Gegründet wurde das Stahlwerk bereits 1872 als Zweigwerk der Bayerischen Maximilianshütte in Sulzbach-Rosenberg bei Amberg. Nach Inbetriebnahme der Bahnstrecke Gera - Saalfeld - Eichicht wurde bereits Bahn- und Stahlwerksgelände für einen späteren Ausbau erworben, da die ersten Vorbereitungen seit 1869 zum Werksbau liefen. Mit der Bahneröffnung konnte bereits Baumaterial aus verschiedenen Regionen Deutschlands nach Unterwellenborn gebracht, nur aus Richtung Gera möglich. Der erste Spatenstich zum Bahnbau bei Saalfeld erfolgte zwischen Könitz und Krölpa nahe der Gemeinde Rockendorf, wo sich eine Ziegelei befand. Leider wurde in Rockendorf kein Bahnhof bzw. eine Ladestelle errichtet für die Bahn. Trotzdem wurden die Ziegel mittels Fuhrwerk nach Unterwellenborn ca. 7 km auf der Handelsstrasse transportiert. Diese ist der in etwa der heutige Verlauf der B 281 über die "Eichschänke" bei Könitz. Hier war meist für Fuhrleute die Zwischenstation und Rast für die Pferde, zumal der Wirt über hervorragendes "Gebräu" im Keller verfügte. In Rockendorf selbst verfügte die Ziegelei über eine Feldbahn Richtung Lausnitz bei Pößneck und weiter Richtung Birkigt, wo sich Lehmgruben befanden, die heute noch als kleine Seen und Biotope erkennbar sind. Auf Grund des Höhenunterschiedes von der Bahnlinie zum Ort wurde der Bau eines Anschlußgleises aus Kostengründen nie vorgenommen auch nicht wegen der Landstreitigkeiten zwischen Bauern und dem Staat.
Der Bergbau um Saalfeld selbst hat Traditionen seit dem 12. / 13.Jahrhundert, so wurde in den Bergen des Schiefergebirges weit bis Oberfranken nach Erzen, Schiefer, Zink gegraben. Im heutigen Ortsteil Kamsdorf befindet und befand sich eine riesiges Bergwerksgelände in dem nach Eisenerzen gegraben wurde zur Metallgewinnung und Verhüttung. Es entstanden erste Hammer- und Pochwerke zur Verarbeitung. Mit der Bahn 1871 kam die Chance zum Ausbau. Unterhalb von Kamsdorf ca. 2-3 km entstand somit die Maxhütte.
Unterwellenborn besteht heute aus den Ortsteilen Röblitz, Oberwellenborn, Goßwitz, Kleinkamsdorf und Großkamsdorf und weiteren Ortsteilen.
Von der Grube Kamsdorf durchziehen "Kilometerlange Stollen " auf mehreren "Etagen" (Sohlen) das Erdreich bis Könitz, Saalfeld, Goßwitz und Richtung Eichicht. Genaue Lage und Länge des Großrevieres ist leider nicht so richtig bekannt, da auch zahlreiche Unterlagen fehlen.
Mit der weiteren Erschließung der Grube Kamsdorf wurde ab 1895 eine 1000 mm Grubenbahn erbaut die in zwei Richtungen für den Abtransport des Erzes sorgen sollte. Im Bergbaugelände gab es Unter- und Oberirdisch 660 mm Feldbahngleisanlagen. Zentral wurde in Kamsdorf ein Schmalspurlokschuppen mit Lok- und Wagenwerkstatt errichtet, sowie einer Verladeanlage und Verladebunker. Weiterhin baute man eine Lorenseilbahn von Kamsdorf in südlicher Richtung an Saalfeld vorbei nach Wittmannsgereuth, mit der der in etwas abgelegenen und damals steilen sowie unwegsamen Gelände das Wittmannsgereuther Erz nach Kamsdorf zum Bunker transportiert wurde, hier verkippt und mit der Grubenbahn zur Verarbeitung gefahren wurde.
Die erste Strecke führte von Kamsdorf Verladebunker nach Unterwellenborn auf die südöstlichen Werksseite zum Erzbunker der Hütte ca. 3,5 km Länge. Eine weitere Strecke war geplant von von Kamsdorf über die "Hutsche" entlang der heutigen Kreisstrasse zum Bahnhof Eichicht, wo eine Erzverladeanlage errichtet werden sollte. Dies erfolgte nicht aus Konkurrenzgründen zum Erzabtransport aus Schmiedefeld, wo Eisenerze nach Unterwellenborn und zu Hüttenwerken nach Bayern transportiert wurde. Denoch war in Eichicht ein Rangier- und Verladebetrieb. Was auch die Rechtfertigung und den Einsatz einer Lok in Eichicht unterstreicht, die für das tägliche Rangiergeschäft und den Übergabebetrieb Eichicht - Hohenwarthe Staumauer zuständig war. Die geplante Strecke der Grubenbahn sollte 3,5 km betragen. So das die Bahn auf ein gesamtes Streckennetz von ca. 8 km verfügte mit Einberechnung der Lade- und Bunkergleise. Unklare Aufzeichnungen aus den 30er Jahren sprechen aber von einem Grubenbahnbetrieb zwischen Kamsdorf und Eichicht. Zumal auch 1945 bei Kriegsende zwei Grubenbahnlokomotiven auf der "Hutsche" Kamsdorf - Kaulsdorf am Ortsbeginn von Eichicht auf der Strasse quer standen um das Vordringen amerikanischer Panzer als Panzersperre zu verhindern. Hierzu laufen meinerseits noch Nachforschungen.
Neben dem Erztransport war auch Werkspersonenverkehr auf den Strecken zur Schichtzeit als weiteres Aufgabengebiet vorgesehen, der aber ab den 50er Jahren durch die bestellten Maxhüttenbusse und Züge ersetzt wurde.
Weiterhin wurde auch die Bahn zum Transport von Baumaterial und Erdreich benutzt, der bei dem Bau der Werkswohnhäuser in Kamsdorf bzw. Kleinkamsdorf transportiert werden mußte. In den 20er Jahren begannen Werk und Ortschaften zu wachsen. Für die Werksangehörigen und ihre Familien wurden zahlreiche "Maxhütten Häuser" errichtet.
Ab den 60er Hahren überlegte man den Transport des Kamsdorfer Erzes zu optimieren, so baute man vom Tagebau zum Bahnhof Könitz eine Transportförderanlage, einen Erzbunker und die Bahn verschwand. Leider gibt es nur wenige Bilder dieser Bahn und es freut mich sehr, daß im Nachlaß eines ehemaligen Lokführers der Grubenbahn Bilder aufgetaucht sind und überlebt haben. Für die Bereitstellung des Familienschatzes nochmals meinen herzlichen Dank an den Eigentümer für die Bereitstellung.
Im Werk selbst bestand ein ca. 4,5 km langes Werkbahnnetz mit Anschluß an den Bahnhof Unterwellenborn, das mit C und D Kupplern bedient wurde. Also drei bzw. vierachsige Tenderlokomotiven der Borsig Lokomotivwerke für den Werkbahnverkehr. Später kamen 55er Lokomotiven dazu mit Aufsatzbrettern und größeren Wasservorrat im Schlepptender, da sich im Werkbahnbereich zahlreiche Steigungen befanden die ständiges Wasserfassen erforderlich machten. Die Werkbahn verfügte ebenfalls über eine eigene Lokwerkstatt. Später kamen V 23, V 60, V 100 (DR) zum Werkbahnnetz. Ein Ausbau des Netzes zum Nachbarbahnhof Könitz wurde oft diskutiert aber erst nach 1990 verwirklicht und somit der "nervige" Bahnübergang mit Anschluß in Unterwellenborn über die B 281 beseitigt. Anschlußfahrten werden heute nur noch über Könitz gefahren.
Das "Ganze" im Modell
Mittlerweile ist das Modellbahnzubehör so reichhaltig, daß man durchaus solche Vorbildstrecken in "Modellanlehnung" nachgestalten kann.
Neben den Normalspurfahrzeugen besteht die Möglichkeit des Nachbau einer schmalspurigen Werkbahn in 1:87 HOe.
Das passende Figurensortiment von Preiser ab 7,50 € der
"Six Pack"