Rudolstadt Schwarzs - Schwarza West - Bad Blankenburg
Strategisch wichtige Strecke
Mit 4,3 km Länge die kürzeste Nebenstrecke im Raum Saalfeld. Gegründet als Zweig- und Nebenbahn der Saalbahn Gesellschaft ging der "Blankenburger Esel" 1884 in Betrieb. Geplant war eine durchgehende Strecke von Schwarza nach Eisfeld mit Anschluß an die Werrabahn Richtung Grimmenthal,Würzburg und Meiningen, Eisenach,Bebra sowie von Eisfeld nach Coburg mit Anschluß nach Bamberg, Nürnberg, München. Größte Problematik waren enge Schluchten und Täler sowie längere Dammaufschüttungen und Untertunnelungen die schon im Vorfeld der Planung aus Kostengründen die Zusage des Landtages verwehrten. Auch Projekte über Ilmenau, Ohrdruff nach Gotha waren im Gespräch. 1895 entstand die Linie Saalfeld - Bad Blankenburg - Rottenbach - Arnstadt. 1899 eröffnete Preußen die Strecke Rottenbach - Köditzberg - Königsee und 1900 der Abschnitt Rottenbach - Köditzberg - Katzhütte. Später 1923 die Oberweißbacher Bergbahn. Mit dem Zusammenschluß der Schwarzaer und Arnstädter Strecke in Bad Blankenburg entstand das "Blankenburger Dreieck" über das schon von Anfang an des Bestehens neben den planmäßigen Zugfahrten auch Drehfahrten stattfanden. Gerade Messzüge oder Schnellzüge mit umgekehrter Wagenreihung konnten über das "Dreieck" gedreht werden. Messzüge wurden aus Gründen der intensiven Verkabelung oder Verbindung nicht getrennt, so konnte mit einer zweiten Lok die Drehfahrt ausgeführt und der Messzug dann im Bw versorgt, nachdem die Lok wieder in der entsprechenden Richtung stand. Bei Umleitungen von Schnellzügen auf der Relation Berlin-Saalfeld-Berlin in den 80er Jahren durch Elektrifizierungsarbeiten nach Berlin waren die Schnellzüge oft falsch gereiht. Mit einer "Drehfahrt" über Nacht stand am nächsten Tag der Zug in der Richtigen Richtung. Umleitung im Raum Halle und Naumburg führten über die Güterstrecke Braunsbedra, Großkorbetha, Naumburg - Weimar - Jena West - Göschwitz und Weißenfels - Teuchern - Naumburg so machten die Schnellzüge "Kopf". Der Haltepunkt Schwarza West wurde erst 1928 auf Antrag der Gemeinde eröffnet, er war mit einem Haltepunkt Wärter besetzt, der die Schranke zu bedienen hatte und für den Fahrkartenverkauf zuständig war. Sofort nach Eröffnung der Strecken nach Königsee und Katzhütte wurden diese Züge bis nach Rudolstadt verlängert, so das aus dieser Richtung in Rudolstadt Anschluß an Züge nach Jena bzw. Halle / Leipzig / Berlin bestand. Zum Teil verkehrten auch diese Züge bis Saalfeld und es gab Züge im Berufsverkehr die planmäßig von Saalfeld nach Saalfeld über Bad Blankenburg / Rudolstadt oder umgekehrt fuhren. Am Streckenabschnitt Schwarza West - Bad Blankenburg befanden sich einige Gleisanschlüße die von der "Blankenburger Rangierlok" bedient wurden. Firma Transportgummi in Blankenburg verfügte sogar über eine Werklok V 15 für Übergabe- und Rangierfahrten.
Mit dem ersten Weltkrieg bekam "das kurze Stück" immer mehr Bedeutung, so konnten Militär- und Versorgungszüge umgeleitet werden oder auch aus taktischen Gründen verlegte Militärverbände über Strecken die unter geringerer Beobachtung standen hier entlang gefahren werden, was auch für die Zeit des zweiten Weltkrieges zutraf. Gerade in dieser Zeit sollte Saalfeld auf Grund bestehnder Luftangriffe nach 1944 gemieden werden.
Projekte der Linie
Mit der Elektrifizierung der "Saalbahn", wurden Überlegungen ins Spiel gebracht die Strecke für den Umleitungs-, Militär- und Güterverkehr weiter auszubauen. Mit der Elektrifizierung der "Saalbahn" plante man den Bau einer zweiten Verbindungskurve aus Richtung Blankenburg in Richtung Remschütz, Saalfeld mit der Begründung, Züge durchgängig von Erfurt / Arnstadt nach Unterwellenborn bzw. weiter Richtung Gera zu befördern. Was den Knoten Erfurt / Weimar und die Holzlandbahn entlastet hätte. Und auch Militärstrategische Bedeutung erlangt hätte. Mit dem Bau des Groß Bw Saalfeld und der geplanten Verbindungsstrecke von der Saalbahn Abzweig Remschütz nach Unterwellenborn.
Somit wär auch hier das zeitaufwende "Kopf machen" in Saalfeld entfallen. Man plante so auch durchgängige Schnellzugverbindungen von Eisenach / Erfurt über Gera nach Dresden, Breslau und Prag.
Neue Güterzugverbindungen von und zur Maxhütte Unterwellenborn ins Ruhrgebiet nach Hessen bzw. zu Nordseehäfen hätten mit dem Bau der Verbindungskurve 2 in Schwarza für schnellere Güterzugverbindungen gesorgt.
Ein weiterer Ausbau der Strecke zur Zweigleisigkeit bis Arnstadt stand hier ebenfalls zur Diskussion, sowie umfassende geplante Elektrifizierungsarbeiten.
Nach 1945 fuhren die ersten Züge von Schwarza nach Blankenburg mit Dampfspeicherlokomotiven der Zellwoll AG im Pendelverkehr, da vom Bw Saalfeld keine Lokomotiven durch den Bombenangriff vom April 45 zur Verfügung standen.
1947 kamen die ersten 93er wieder auf die Strecke und es begann eine Normalisierung des Verkehres. Züge verkehrten von Rudolstadt nach Königsee mit Anschluß in Rottenbach nach Katzhütte und Arnstadt. Mit Güter- und Leerreisezügen konnten Lokomotiven und Wagen dem Bw und Wagenwerk Saalfeld zur Reparatur zugeführt werden. Bis zur Einstellung des Zugverkehres nach Königsee (1970) wurde der Fahrplan beibehalten. Danach verkehrten von Rudolstadt über Rottenbach bis Königsee Busse. Der Fahrplan wurde auf die durchgehende Relation Rudolstadt - Katzhütte umgestellt. Hinzu kamen der Schnellzug D 900 / D 903 ab 1971 Dresden - Bad Blankenburg, ab 1973 Dresden - Katzhütte. Bespannt mit BR 118 Bw Glauchau später BR 119 Bw Gera. Mit den Sommerfahrplänen verkehrte an den Wochenenden P 4003 / P 4008 Leipzig - Jena - Katzhütte der durchgängig mit Lokomotiven der BR 118 (Bw Leipzig-Süd) bespannt war. Ebenfalls bis zur Einstellung des Betriebes nach Königsee verkehrte ein Nahgüterzugpaar Königsee - Rudolstadt Gbf. Bedient wurde nur Bad Blankenburg, Rottenbach und Königsee.
Durch den leichten Oberbau der Strecke wäre weiterhin ein Umbau auf eine höhere Streckenklasse notwendig gewesen. So verkehrten planmäßig nur Lokomotiven der BR 58 und 93 später V 100, V 180 C`C`Ausführung und BR 119. Andere Lokomotiven erhielten Sondergenehmigungen. In den 70er und 80er Jahren gab es planmäßig in den Morgenstunden P 18031 Rudolstadt - Bad Blankenburg, der mit verschiedenen Dampflokbaureihen als "Fülleistung" des Bw Saalfeld gefahren wurde. Planmäßig war der Zug mit einer ölgefeuerten Dampflok BR 44 bespannt. Gelegentlich kamen Lokomotiven der BR 01 (Altbau und Reko) sowie der BR 41 zum Einsatz. Strecke und Uhrzeit (5:05 ab Rudolstadt) waren so unbedeutend, daß es hierfür keine Bilder gibt, nur Erinnerungen. Als Wagenzug waren fünf DR Lowa Wagen mit Mitteleinstieg des Bww Saalfeld im Einsatz.
Die Verbindungskurve hatte neben der Militärischen Bedeutung auch zur Versorgung des Schwarzatales beigetragen. Nicht nur für Pendler die meist in Blankenburg, Schwarza oder Rudolstadt beschäftigt waren und den Güterverkehr, auch zahlreiche Sonder-, Touristenzüge mit Gästen der Stadt Bad Blankenburg und des Schwarzatales führten über diese Strecke. Bereits in den 20er Jahren begann der Tourismus zu boomen. Besonders die Kurstadt Bad Blankenburg wurde von zahlreichen Gästen besucht. Die Kurstadt war auch aus dem Grund hoch im Kurs, da sie sehr gut mit der Bahn erreichbar war. Nicht nur für Kurgäste mit längeren Aufenthalten auch für Tagesausflügler aus Erfurt und Jena, konnte man doch mit dem Sonntags Billiett preiswert an den Wochenenden in Blankenburg "Kuren".
Bis 2000 war diese Strecke in Betrieb. Auch durch Wegfall von Strukturen und steigende Automobilität war die Strecke nach 1990 noch gut im Rennen. Mit der Einführung des RB Taktes Jena - Rudolstadt - Rottenbach - Katzhütte erlebte die Strecke immer mehr an Zuspruch nicht nur an Wochenenden auch durch die durch Stau geplagten Pendler nach Jena. Durch angebliche Oberbaumängel wurde der Abschnitt Schwarza - Blankenburg 2000 stillgelegt und sofort abgebaut. Eingeführt wurde der "Besonders Schnelle Thüringen Takt" Katzhütte - Rottenbach mit Umstieg nach Saalfeld und Umstieg nach Jena. Weitere geniale Verbindungen sind Umstieg in Rottenbach, Umstieg in Bad Blankenburg in Busse des Städtedreieck Saalfeld - Blankenburg - Rudolstadt und Umstieg nach Jena. Was nicht nur die Fahrt um eine Stunde verlängert hätte auch verteuert, da DB Fahrscheine in den Bussen nicht gelten da es keinen Verkehrsverbund gibt. Also sind Umweltbewußte gezwungen auf den PKW umzusteigen und Staugeplagt ihren täglichen Weg nach Rudolstadt und Jena zu fahren.
Wirtschaftliches Argument ist die Zweifachbenutzung des Abschnittes Rottenbach - Blankenburg durch Züge der Relation Erfurt - Saalfeld und Katzhütte - Rudolstadt, da die Bestellerorganisation des Nahverkehres in Thüringen nicht gewillt ist zu zahlen.
Der "Blankenburger Lokschuppen" diente einst der Lok der Linie Schwarza - Blankenburg. Nach durchgehender Verbindung von Katzhütte bzw. Königsee nach Rudolstadt diente der Schuppen der hier stationierten Rangierlok zur Abstellung, die dem Bw Saalfeld unterstand.
Militärische und Verkehrspolitische Bedeutung des Ortes Schwarza
Schwarza selbst ein kleiner Ort mit fünf Wassermühlen an der Saale, deren Existenz von der heute noch in Betrieb befindlichen "Nestlermühle" zeugt, kam auf Grund seiner idealen Lage zwischen den Städten Rudolstadt, Saalfeld, Bad Blankenburg frühzeitig zu seiner Großindustrie und allen daraus resultierenden Wirtschaftsfaktoren. In kürzester Zeit siedelte sich hier ein großer Teil der Industrie an auf Grund der ebenen Lage, reichlich Wasserzuführung durch die Saale, unverbautes Gelände und Rekrutierung von Arbeitskräften der umliegenden drei Städte und zahlreicher Ortschaften. So war es doch leicht zu Fuß oder wer es besaß mit dem Fahrrad den Ort Schwarza bequem zu erreichen. Mit dem Bahnbau kamen auch die Arbeitskräfte aus dem einst so armen Schwarzatal hierher und fanden Lohn und Brot. Der Ort Schwarza wuchs mit der Industrialisierung und seiner vielen Nebengewerke unaufhörlich. Bis 1990 arbeiteten Tausende in Schwarza und der Güter- und Personenverkehr nahm einen hohen Stellenwert ein. Führten auch zahlreiche Buslinien in die umliegenden Orte.
Bereits 1924 begannen die ersten großen Baumaßnahmen zum Bau des Flugplatzes in Schwarza, der sich in Fahrtrichtung rechts Richtung Saalfeld in Richtung neuer Umgehungsstrasse in südwestlicher Richtung befand. ca. 1 km hinter dem Ort Richtung Wöhlsdorf. In Einbezug mit den wirtschaftlichen und politischen Interessen sollte ein Großflughafen an der wichtigen Bahnverbindung Berlin - München in etwa der Streckenmitte entstehen. Von Schwarza aus sollten zahlreiche Inlandsflüge starten. Am 28.Juli 1926 wurde die Start-und Landebahn in Betrieb genommen. Neben Inlandsfluglinien nach Dresden, Leipzig, Erfurt gab es zusätzliche Postflugverbindungen die dem Postknoten Saalfeld an der Hauptverkehrsader dienen sollten. Diese wurden Anfang der 30er Jahre vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen wieder eingestellt, da die Vermutung nahe liegt, daß durch das Um-und Ausladen sowie Umsortieren viel Zeit verloren ging, so das die Postsendungen direkt am Saalfelder Bahnhof vorsortiert und direkt versendet bzw. empfangen werden konnten. Eine Anbindung an das Eisenbahnnetz war bereits mit der Elektrifizierung der Saalbahn im Gespräch bzw. war angedacht. Durch die Schaffung einer Verbindungskurve wie oben beschrieben hinter Schwarza-West zur Saalbahn Richtung Saalfeld bzw. mit dem Weiterbau der Verbindungskurve Remschütz - Gorndorf wäre eine Haltestelle direkt am Flughafen Schwarza errichtet worden. Bautechnisch war angedacht durch Weichenverbindungen von Schwarza zur genannten Verbindungskurve Flugplatz auch Personen-und Schnellzüge zu fahren und hier halten zu lassen, was durchaus zu einer hohen Frequentierung des Flugplatzes geführt hätte. Güter- und durchfahrende Züge wären auf dem bisherigen Streckengleis der Saalbahn verblieben. Mit dem Ausbau war eine Erweiterung der Gütergleise der Zellwoll AG ebenfalls mit angedacht, sowie eine Reaktivierung des Bahnpostverkehres zum und vom Flugzeug. Ab 1932 wurde der Flugplatz militärisch genutzt und alle zivilen Gedankenspiele wurden vorerst "auf Eis gelegt". In Schwarza wurden Militärpiloten bis 1945 ausgebildet. Auch die Zellwoll AG stationierte hier zwei Firmeneigene Flugzeuge. Nach 1945 wurde der Flugplatz geschloßen und vollständig demontiert und eine größere Gärtnerei auf dem Gelände angesiedelt.
An der Bahnlinie Schwarza - Blankenburg waren ab 1941 auch bereits unterirdische Anlagen der Torpedowerke vorhanden. Ca. 500 Meter hinter dem Haltepunkt Schwarza - West war bereits laut Überlieferung eines Bahnmeisters eine Weiche sowie ein Kopfgleis mit Prellbock installiert was vorerst zur Überführung von Baumaterial- und Maschinen diente, sowie zum Häftlingstransport. Hier sollte ein Gleisanschluß mit Anschlußbahnlok V 20 bzw. V 36 stationiert werden, die im Übergabeverkehr Wagen nach Schwarza bzw. Bad Blankenburg gebracht hätte. Auch Militär-und Ganzzüge hätten in dem geplanten unterirdischen Stollenbahnhof gefahren werden können. Das Projekt wurde auf Grund der Kriegsereignisse eingestellt.
Leider verfüge ich über keine Strecken oder Bahnhofsaufnahmen dieser Linie. Ein Andenken an die Strecke eine Fahrkarte von 1978 von Schwarza nach Bad Blankenburg.
Spurensuche auf 4,3 km Streckenlänge am 26.Februar 2019
So führte die Strecke doch ca. 2,5 km durch den Ort Schwarza hinter Gärten, Wohn-und Industriegebäuden entlang. Hinter Schwarza ca. 1,6 km auf freien Feld und mündete schließlich nach dem Durchfahren des Blankenburger Industriegebietes in den Bahnhof Bad Blankenburg ein im Anschluß an die Strecke Saalfeld - Rottenbach - Arnstadt bzw. ab Rottenbach weiter nach Königsee bzw. Katzhütte.