" Holzlandbahn" - "Die heimliche Querverbindung"
Frankfurt am Main -
Jena - Chemnitz - Dresden - Breslau / Prag
Eine gewagte These, aber die ihren Ursprung in der Historie findet. Nachdem die damalige im Bau befindliche Strecke Frankfurt - Erfurt - Rudolstadt - Pößneck - Schleiz - Hof - Prag durch Insolvenz nicht mehr weiter gebaut wurde und die begonnenen Arbeiten bei Remda Nähe zu Rudolstadt eingestellt wurden, begann man nach Lösungen zu suchen eine Querverbindung von Hessen über Thüringen, Sachsen nach Böhmen und Schlesien zu erschaffen. Dabei waren die Endpunkte Frankfurt und Breslau bzw Prag von maßgeblicher Bedeutung aus wirtschaftlicher Sicht.
Durch den Bau dieser Fernverbindung kommen links und rechts der Strecke Haupt-, Neben- und Schmalspurbahnen heran die in Art einer "Fischgräte" Wagenladungen und Passagiere zu dieser Linie bringen. Vorerst war Apolda als gedachter Abzweigbahnhof im Gespräch, da die Steigung bzw. das Gefälle in Richtung Jena geringer ausgefallen wäre als bei der heutigen Streckenführung Weimar - Göschwitz. Die Strecke sollte bei Porstendorf an das Netz der "Saalbahn" angeschlossen werden und entweder über Jena, Göschwitz, Stadtroda nach Gera geführt werden oder schon vor Jena in gedachter Streckenführung über Bürgel nach Stadtroda und nach Gera. Der heutige Knoten Göschwitz wäre dann in Porstendorf entstanden.
Aber entsprechende Einsprüche der Stadt Jena und der Jenaer Wirtschaft die eine Tangierung im Stadtgebiet von Jena wünschten, führten zu der Entscheidung die Strecke im Westen von Jena entlang zu führen bis nach Weimar. So entstand der Westbahnhof in Jena und die Stationen Oberweimar und Mellingen. Man konnte somit vom Westbahnhof bequem per Fuß, Droschke oder Strassenbahn in das Zentrum oder die Bahnhöfe Paradies- oder Saalbahnhof erreichen. Entfernung hierzu knapp 3 km. Überlegungen zur Schaffung einer Gleisverbindung vom Westbahnhof zum Saalbahnhof führten zu keinem Ergebnis da die Bahn durch die Stadt hätte geführt werden müßen und rein von der praktischen Überlegung wirtschaftlich nicht sehr sinnvoll gewesen wäre. (Steigungen, Brücken, bereits erbaute Gebäude, Hochbahntrassen) So waren Laufwege der Güterwagen bzw. Fahrplanwege der Reisenden über Göschwitz oder Großheringen vorprogrammiert. Demzufolge war die praktischere Methode der örtliche Nahverkehr oder der Fußmarsch. Der Bau der gesamten Strecke gestaltete sich als sehr schwierig und aufwendig. Hohe Dämme, Steigungen, Einschnitte, Felsarbeiten verteuerten auch den Bau der Linie. Wenn man den gesamten Verlauf betrachtet führt diese Strecke ständig im, am oder um Gebirge herum, nicht nur in Thüringen auch in Hessen und Sachsen. Gesamtheitlich betrachtet berühert diese Strecke innerhalb kurzer Streckenabstände sehr viele Wirtschafts-, Kultur- und Bildungszentren was sich im gesamten Verlauf als sehr positiv herausstellte. Ebenso Anbindungen nach Bayern, Böhmen, Schlesien und Sachsen brachten der gesamten Strecke erheblich gute Ergebnisse. So galten doch Prag / Breslau und Frankfurt als Wirtschaftszentren die es zu verbinden galt und an denen nicht nur die Thüringer Wirtschaft Erfolge verbuchte. Auch die Anbindungen in Gößnitz nach Hof und Regensburg sowie in Dresden nach Dux und Prag waren ebenso sehr bedeutend. Aber auch Hochschulen, Universitäten, Kultur und Tourismus gewannen mit dem Streckenbau, wenn man überlegt wieviel Städte mit Universitäten und höheren Bildungseinrichtung am Streckenverlauf liegen bzw. miteinander verbunden sind.
Als Folge des Baues dieser Querverbindung entstanden auch zahlreiche Knotenbahnhöfe mit Strecken die bereits existierten und meist in grober Nord-Südrichtung verliefen.
Grundsätzlich zählte diese Strecke nur Abschnittsweise zum Leistungskatalog des Bw Saalfeld mit Ausnahme der Est. Göschwitz. Im Umleiterverkehr kamen Saalfelder Lokomotiven auf den Abschnitt Gera - Göschwitz, dagegen wurde der Abschnitt Göschwitz - Jena West - Weimar planmäßig befahren. Planmäßig kamen Lokomotiven der Bahnbetriebswerke Gera, Greiz, Reichenbach, Glauchau, Karl-Marx-Stadt,Weimar, Erfurt, Eisenach auf diese Strecke. Durchgehende Schnellzugverbindungen vom Ruhrgebiet nach Dresden, sowie zahlreiche Güterzugverbindungen vom Ruhrgebiet nach Breslau und Prag. Die Göschwitzer, Geraer, Weimeraner Lokomotiven fungierten dabei oft als Vorspann- oder Schiebelokomotiven zwischen Weimar, Göschwitz und Gera.
Von vielen Knotenbahnhöfen der Strecke gab es zahlreiche Verbindungen nicht nur innerhalb Deutschlands auch Richtung Balkan, Böhmen, Rußland oder Westeuropa.
Deshalb auch der heutige Beiname "Mitte Deutschlandverbindung". Leider führt und führte diese Strecke immer ein Schattendasein gegenüber vielen anderen Strecken, eigentlich zu Unrecht. Hier gab es keine großen oder legendären Schnellzugverbindungen, Hauptlast der Strecke war der Güterverkehr in alle geographischen Richtungen. Nennenswert wäre noch der durchgehende Güterverkehr aus Richtung Erfurt über Gera, Greiz, Bad Brambach, Eger zur CSD bzw. nach Böhmen, der dieser Strecke ebenfalls zahlreiche Güterzüge bescherte.
Neben dem Durchgangsgüterverkehr waren Jena West, Stadtroda, Hermsdorf die größeren Verladebahnhöfe der Strecke. Alle anderen Bahnhöfe verfügten über ein bis zwei Ladegleise. Nahgüterzug End- bzw. Anfangsbahnhöfe waren Weimar, Göschwitz, Gera. Der Hauptverkehr bestand aus den unzähligen Durchgangsgüterzügen.
Großteil des Personenverkehres bestand aus dem Berufs- und Schülerverkehr, Schnellzüge hielten nur in Gera, Göschwitz, Jena West und Weimar. Lediglich im Sommerhalbjahr waren rund um Hermsdorf, Stadtroda und Papiermühle zahlreiche Ausflügler und Wanderer unterwegs, die zum großen Teil aus Richtung Erfurt, Jena, Gera hier her kamen und die Strecke belebten.
Weimar
Der Hauptverkehr der Stadt Weimar lag auf der Hauptstrecke Richtung Erfurt und Naumburg, historisch bedingt durch die Industrieentwicklung. Die Geraer Strecke war für die Bevölkerung Richtung Jena auf Grund von Industrie, Universität interessant. Der "große Verkehr" in dieser Richtung blieb aus, eher in der Gegenrichtung war Weimar für zahlreiche Pendler der Streckenregion täglicher Anfahrtsort. Die Weimarer Bahnanlagen waren ebenfalls hauptsächlich auf die Erfurter Strecke ausgerichtet, wärend das Bw Weimar auf der Hauptstrecke Zwischen-, Güterzug- und Füllleistungen übernahm, kamen Richtung Göschwitz / Saalfeld und Richtung Gera auch die Weimarer Lokomotiven oft zum Zuge.
Oberweimar
Knapp 4,5 km von Weimar in östlicher Richtung befindet sich Oberweimar, heute durch Städtische Erweiterungen mit Weimar zusammen gewachsen und ein Stadtteil. Vorortbahnhof mit ehemaligen ländlichem Charakter für Kreuzungen und Überholungen gerade im Güterverkehr, so war die Steigung nicht unerheblich und führte im weiten Bogen bis Oberweimar, wo sich der Bahnhof auf einer Anhöhe befindet. Immerhin beträgt der Höhenunterschied von Bahnhof zu Bahnhof ca. 27 Meter auf 4,5 km. Zum Teil mußten Lokomotiven des Bw Weimar bis hier nachschieben und liefen auch gekuppelt mit bis Göschwitz um einen Zug ab dort wieder zurückzuschieben. Oberweimar war durch eine umfangreiche Landwirtschaft geprägt, worauf rudimentäre nicht mehr zugängliche Restgleisstücken schließen. Neben der Güterabfertigung ein Ladegleis mit Ladestraße und ein seperat geführtes Ladegleis auf denen neben Stückgut das Landwirtschafts Gut, Kohle, Vieh, Düngemittel sowie Saisonfrüchte der Felder verladen wurden. Bedienung erfolgte mit Nahgüterzügen Weimar - Göschwitz - Weimar bzw. bei Ganzzügen mit Kartoffeln, Zuckerrüben, Getreide als Sonderzug. Neben der Versorgung der Zivilbevölkerung hatten die Orte an der Strecke auch die Armee Garnisionen in Weimar, Erfurt und Jena zu versorgen die hier mit einigen hundert Militärangehörigen stationiert waren. Bis 1990 waren in Weimar und Jena Russische Soldaten stationiert und in Weimar-Nohra eine Militär Flugzeugstaffel der Russischen Streitkräfte die für die Sicherung des Luftraumes Richtung "Westgrenze" zuständig waren und imperialistische Kriegsangriffe abwehren sollten.
Der Reiseverkehr beschränkt sich auch heute noch auf den Pendlerverkehr nach Weimar, Erfurt und Jena wie in früheren Jahren. Sonst finden sich auch heute noch um den Ort ansehnliche Feldflächen die der Bezeichnung "Zwiebel-Weimar" alle Ehre machen, da die Landwirtschaft einer der großen Arbeitgeber der Region mit war. Der Bahnhof liegt relativ weit vom Ortskern entfernt und wird durch den Weimarer Stadtbus bedient. Glücklicher Weise konnte das EG durch Privatpersonen vor dem Verfall gerettet werden und wurde Top saniert. Ein wirkliches Kleinod das noch in seinem Charme an Moderne sowie die gute alte Eisenbahn erinnert. Sonst befinden sich zwei Betonbahnsteige hier an denen die Züge der Erfurter Bahn halten, RE Züge Göttingen - Altenburg / Greiz fahren durch.
Mellingen
Von Oberweimar steigt die Strecke nochmalig 13 Höhenmeter bis Mellingen auf ca. 240 Meter Bahnhofshöhe. Auch hier war der Bahnhofsalltag größtenteils vom Pendlerverkehr beider Richtungen geprägt. Da sich um Mellingen ebenfalls riesige Feldflächen befinden, gab es auch hier am Bahnhof gerade im Bereich der Verladung von Landwirtschafts Gut viel zu tun. Zu- und Abführung der Wagen mit Nahgüterzügen. Der Ortskern Mellingen befindet sich ca. 1,1 km vom Bahnhof entfernt, was den größeren Fahrgastanteil des Ortes dem Bus nach Weimar zukommen läßt, der Bahnhof ist heute eher schwach frequentiert. Der Ort Mellingen selbst verfügt über einige regional interessante Sehenswürdigkeiten, die heute nicht nur von PKW Touristen bestaunt werden auch der Fahrradtourismus auf der Linie von Weimar nach Jena bzw. weiter über Großschwabhausen Richtung Dornburg, Camburg und weiter der Saale entlang führt über die Höhen hinweg und bietet neben zahlreichen weiteren Touristischen Zielen gepflegte Ortschaften, Wirtshäuser und einen eindrucksvollen Ausblick von den Höhen in alle Himmelsrichtungen. Heute ist Mellingen Haltepunkt für die EB Züge der Strecke Gera-Erfurt ohne nennenswerte Eisenbahn Highlights.
Großschwabhausen
Bahnhof Großschwabhausen galt als betrieblicher Mittelpunkt auf der Strecke. In erster Linie als Brechpunkt zwischen Göschwitz und Weimar. So steigt doch die Strecke relativ stark von Göschwitz mit 162 Metern Höhe nach Jena West 172 Meter über die Blockstelle Schlettwein bis Großschwabhausen auf 320 Höhenmeter an mit einer Streckenlänge von knapp 14 km so hat es die Steigung ganz schön in sich. Von hier fällt die Strecke bis Mellingen auf 240 Höhenmeter und weiter über Oberweimar 227 Meter nach Weimar auf 200 Meter. Und das bei relativ kurzen Bahnhofsabständen. Was auch die Schwierigkeiten beim Bahnbau und im Betrieb aufzeigt. So war doch der Streckenabschnitt Göschwitz - Weimar mit 27,5 km Länge nicht "Ohne". Der Ort Großschwabhausen mit seiner Nähe zu Jena tendiert im Verkehrsablauf meist Richtung Jena was im Bezug auf die Pendlerrichtung schließen läßt. Weimar und Erfurt ebenfalls aber mit Abstand. Großteil der Pendler bewegte sich zum Westbahnhof zur Firma Schott und nach Göschwitz. Auch wie bei allen anderen Orten an der Strecke dominierte die Landwirtschaft als größter Arbeitgeber am Ort. So sorgten die ortsansässigen Landwirte mit zur Versorgung der Stadtbevölkerung Jena`s, was sich durch die Nähe zur Stadt auf kurzen Transportwegen mit Pferdefuhrwerken oder zum Teil zu Fuß mit Tragekörben der Marktfrauen ergab. Wer hatte damals schon Geld um mit dem Zug zu fahren bei der Versorgung von mehrköpfigen großen Familien wurde jeder Pfennig gebraucht. Mit dem Ausbau der Landwirtschaft erhielt Großschwabhausen ein ACZ ein Agrochemisches Zentrum mit Gleisanschluß was vornehmlich dem Düngemitteltransport vorbehalten war. Neben der Landwirtschaft wie üblich auf jedem Bahnhof mußte die Bevölkerung und die Industrie mit Kohle versorgt werden, dem Brennstoff Nummer 1. Kohletransport von der Ladestraße und etwas Stückgutverkehr sorgten zusätzlich für Verkehr am Bahnhof sowie die LKW Waage an der Ladestraße für alle Zwecke.
Wie bereits erwähnt galt Großschwabhausen als Brechpunkt im Zugbetrieb zum Teil von Weimar und bei fast allen Güterzügen sorgten Schiebelokomotiven für zusätzlichen Verkehr auf der Strecke, die nach 1945 ebenfalls eingleisig war und somit eine geringe Zugdichte zulies. Meist liefen die Lok`s am Schluß von Weimar bis Göschwitz und zurück um die Strecke zu entlasten. Bis Ende der 50er Jahre waren die Schiebelokomotiven in Jena West stationiert, da Göschwitz keine D-Zugstation war und Güterzüge zum Teil mit den Lokomotiven vom Westbahnhof, Bw Göschwitz und Weimar nachgeschoben wurden. Ab den 60er Jahren kamen die Schublokomotiven in Göschwitz an den Zug bzw. schoben die Maschinen ab Westbahnhof ungekuppelt am Zugschluß von Schnellzügen bis Großschwabhausen und kehrten Lz zurück. Großschwabhausen verfügte über 4 Hauptgleise ein Ladegleis sowie den ACZ Anschluß.
Der Stückgutverkehr wurde zwischen Göschwitz und Oberweimar Ende der 60er Jahre eingestellt durch geringen Frachtanteil. Oberweimar und Mellingen überführte das Stückgut mit LKW zur GA Weimar und Großschwabhausen zum West oder Saalbahnhof, ebenso die Frachten von Göschwitz gingen zu diesen Güterabfertigungen. Heute ist Großschwabhausen eine Überleitstelle und verfügt noch über ein Abstellgleis. Der Bahnsteig wurde ca. 100 Meter weiter "verrückt" zum Ort hin. Sonst der übliche Zugverkehr.
Jena West
Schnellzugstation Ruhrgebiet - Dresden - Breslau und Prag, Anschlußgleise Fa.Schott, Ladegleise, Beheimatung einer Kleinlok Bw Saalfeld. Keine direkte Verbindung zum Saalbahnhof nur über Göschwitz, Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Weiterhin gab es hier zwei stationierte Dampflokomotiven, die in der Hauptsache für den Schiebebetrieb Richtung Weimar zu sorgen hatten. Eine weitere Spezialität war die mit 700 Volt Gleichstrom betriebene Werkbahn der Schott Werke Jena, deren E-Lok für den internen Werkbahnverkehr und zur Übergabe an die DR zu sorgen hatte. Der Bahnhof selbst in der Verbindung stark frequentiert. Fehlender Straßenbahnanschluß zum Saalbahnhof als damalige Schnellzugstation wirkte sich immer negativ auf den Verkehr aus, da zahlreiche Schnellzüge nicht in Göschwitz hielten und somit eine gewisse Disharmonie in das Verkehrsgeschehen Jena`s brachte. Übergänge zwischen Holzland- und Saalbahn waren in Göschwitz oft mit langer Wartezeit bis 50 Minuten verbunden. Der Westbahnhof selbst war ein teil des Jenaer Güterverkehrs und sorgte für Nahgüteraufkommen Richtung Weimar / Erfurt sowie im Übergabeverkehr nach Göschwitz für Güterwagenlaufrichtungen nach Gera / Chemnitz / Dresden sowie Weißenfels / Halle / Leipzig und Saalfeld.
Kreuzungsbahnhof Göschwitz
Beschreibung auf der Seite der Saalbahn.
Neue Schenke
Weit vor den Toren der Stadt Jena lag der Gasthof "Neue Schenke", mit einigen Bauerngehöften und der angrenzenden Ortschaften Zöllnitz, Rutha, Göschwitz, Lobeda und Ilmnitz. Hier führte einst die Handels- und Heeresstraße von Sachsen und Reuß kommend nach Weimar bzw. Erfurt. Der Verlauf glich in etwa dem Verlauf der A 4 führte jedoch durch den Zeitzgrund bei Stadtroda und um einige Erhebungen herum. Von Neue Schenke führten Ortsverbindungswege in die umliegenden Ortschaften mit jeweiliger Entfernung von ca. 2 km. Auf Grund der guten Lage und des hier problemlosen Strecken- und Bahnhofsbaues wurde in Neue Schenke eine Güter- und Personenstation errichtet, obwohl sich der Bahnbau Weimar-Gera als äußerst schwierig und aufwendig gestaltete. Neue Schenke und umliegende Ortschaften sorgten für umfangreichen Güterverkehr von Land- und Forstwirtschaftsprodukten, auch gab es in Jena Arbeit, die mittels Zug erreicht werden konnte, so das auch zahlreiche meist männliche Bewohner bei Schott oder Zeiss und anderen Firmen Arbeit fanden, wärend Frauen die Landwirtschaft, Kinder, Kranke und den Haushalt versorgen mußten. Bevor die Bahn Neue Schenke erreichte fand sich hier ein Gasthof mit Ausspanne, der für alle Annehmlichkeiten der Fuhrleute in jener Zeit sorgte. Mit der Bahn kamen Fuhrleute und Bauern aus umliegenden Dörfern und kehrten zu einem frischgezapften Bier oft in der Neuen Schenke ein. Auch lagen erwähnte Ortschaften wenige Kilometer vor den Toren der Stadt Jena so das zahlreiche Wanderwege aus der Stadt in diese Richtung führten und oft über Ilmnitz, Schöngleina zurück in die Stadt. Mit der Bahn kamen auch die Touristen aus Weimar, Erfurt, Gera und sie führten zahlreiche Wegstrecken nach Jena, in den Zeitzgrund Richtung Papiermühle oder in die umliegenden Wanderziele und auf die Höhen rund um Neue Schenke. Im Nah- und Erholungsbereich vor den Toren der Stadt Jena war die Neue Schenke und umliegende Orte sehr beliebt. Bis Anfang der 70er Jahre führte der Bahnhof ein beschauliches Dasein, bis mit der Stadterweiterung Neu-Lobeda begonnen wurde. Baubeginn war 1966 bis ca. 1970 wurden die Fertigteil Betonplatten per Tieflader gebracht, aber der Nachschub ging sehr langsam, so das der Bahnhof Neue Schenke schnellstmöglichst umgebaut werden mußte zur Entladestation der Neubau Betonplatten. Saalbahnhof, Westbahnhof und Göschwitz boten hierfür keine Kapazitäten, so wurde Neue Schenke kurzer Hand umgebaut und auf der "grünen Wiese" eine Verladestation für die Platten errichtet. Bedient wurde Neue Schenke von Göschwitz mehrfach täglich mittels Übergabezug. Bereitgestellt wurden mit jeder Übergabefahrt ca. 1000 bis 1500 Tonnen. Im Übergabeverkehr waren Weimaraner, Göschwitzer und Geraer Lokomotiven. Bw Weimar mit BR 132, Est. Göschwitz mit BR 44, 41, 119 und Bw Gera mit BR 120. Leere Übergaben oder Wagennachführungen erledigte eine V 100 bzw. V 60 aus Göschwitz. Von hier wurden die per Bahn angelieferten Betonplatten mittels Tieflader zu den Baustellen gebracht. Auch weitere Baustoffe, Stahlträger, Kies, Sand, Karsdorfer Zement wurde hier umgeladen. Lobeda mit ca. 20 000 Einwohnern sorgte dann nicht nur im Innerstädtischen Bereich auch im Eisenbahnverkehr für umfangreiches Reisendenaufkommen. Pläne einer Straßenbahnlinienführung nach Bahnhof Neue Schenke wurden nicht verwirklicht auch in der Zeit nicht, als das Verkehrsaufkommen in den 90er Jahren staknierte und Bahnhöfe geschloßen wurden. Geplant war die Schließung des Bahnhofes nach 1990 aber die Erweiterung der Straßenbahn hätte mit umfangreichen Kosten durch Dämme und Brückenbauten zu Buche gestanden. So wurde der Bahnhof an Privat verkauft und ein Haltepunkt errichtet, der heute hauptsächlich Wanderer und Bewohner aus Zöllnitz ein- bzw. aussteigen läßt. Neue Schenke in dem Sinne gibt es nicht mehr, da auf den einstigen Flurstücken heute Gewerbe ansässig ist. Aus der alten Ortssubstanz existieren noch 2 Wohnhäuser.
Stadtroda
Neben vielen Kleinbetrieben, Handwerk, der Brauerei sorgte auch der Holzladungsverkehr im Bahnhof für umfangreichen Güterverkehr. In den umliegenden Wäldern Richtung Neustadt (Orla), Kahla und im Roda - sowie Zeitzgrund wurden große Mengen an Holz geschlagen und mittels Bahn ab hier abtransportiert. Besonders auch Harthölzer für das Bau Handwerk. Bedienung der Ladestrasse und der Güterhalle erfolgte mit den Zuglokomotiven der Nahgüterzüge die zwischen Göschwitz und Gera eingesetzt waren. Stadtroda selbst hatte durch ortsansässige Firmen einen großen Pendleranteil im Berufsverkehr, aber viele Stadtrodaer fuhren auch von hier nach Göschwitz, Jena, Hermsdorf, Gera und mit Buslinien nach Eisenberg zu ihren Arbeitsstätten. Ebenso zahlreiche Schüler und Studenten die es nach Jena oder Weimar zog auf Grund der günstigen Bahnverbindung. Der sonstige Alltag in der Kreisstadt war eher beschaulich und lokal.
...aus der Fotokiste 4 Bilder vom Bahnhof Stadtroda vom 09. Juni 1999 vor dem Umbau
Papiermühle
Mitten im Wald liegt die Papiermühle, einst eine Mühle zur Herstellung des Papieres, später Ferienheim, zwei Wohnhäuser sonst Stille und Ruhe. Papiermühle war der touristische Mittelpunkt der Strecke, da aus allen Richtungen hier Wandersleut, Ausflügler und Erholungssuchende herkamen. Am Anfang nach dem Bahnbau wurde hier noch Holz verladen später nicht mehr. Im Winterhalbjahr und in der Woche lag der Bahnhof im "Dornröschenschlaf". Wochenenden und Sommermonate verursachten mitunter zwei bis drei Minuten Verspätung da sich das ein- bzw. aussteigen ganzer "Völkerscharen" immer etwas verzögerte. Von hier aus wie bereits erwähnt ging es nicht nur durch den Zeitzgrund auch wanderte man von hier zur Eisenberger Strecke durch die Landschaft in Richtung Bürgel, Serba oder Hainspitz bzw. umgekehrt. Der Reiz der Landschaft lockte zahlreiche Besucher hier her. Alten Erzählungen nach zu urteilen fuhren viele der älteren ein bis zweimal in den Zeitzgrund auf Grund seiner Lage, was für sich spricht. Sonst im allgemeinen lebt die Strecke nur vom Nahverkehr, dementsprechend wurden die "Anlagen gestaltet". Ab und zu ein privater Güter- oder Bauzug. Sonst kann man die Ruhe zwischen den Taktzügen im Zeitzgrund genießen.
Hermsdorf - Klosterlausnitz
Ähnliche wirtschaftliche Situation wie im benachbarten Stadtroda. Ebenfalls Holzverladung örtliche Industrie, Gleisanschlüße, Beheimatung einer Kleinlok die zum Bw Gera gehörte. Hermsdorf war Schnellzugstation auf Grund des nahegelegenen Kurortes Bad Klosterlausnitz der schon ab 1810 erwähnt wird und man hier sehr gut "Kuren könne". Gerade in der Nähe zu den Sächsischen Industrieorten Zwickau, Chemnitz, Werdau, Crimmitschau, Leipzig, Zeitz, Leuna e.t.c. setzte Klosterlausnitz auf Grund der Nähe zu diesen Regionen und der guten Erreichbarkeit mit der Bahn bis heute auf Erfolg. Auch wenn ab den 30er Jahren durch die Nähe zur A 4 und A 9 zahlreiche Gäste mit Bus oder PKW anreisen hat die Gegend an Erholwert und Reiz nichts verloren. Auch hier ging es für die Pendler in beide Richtungen Gera, Jena, Weimar sowie per Bus nach Eisenberg und einige muteten sich sogar den Weg nach Zeitz zu, mit der Bahn über Gera ca.57 km. Zumal auch das Einzugsgebiet Hermsdorf / Klosterlausnitz mit ca. 14000 Einwohnern aufwarten kann. Dabei eignet sich der Gleisplan des Bahnhofes zur Umsetzung in ein Modellbahnthema. Gerade als Durchgangsbahnhof für eine stark befahrene Strecke mit Zuggattungen aller Art. Viel Spaß bei der Umsetzung.
Kraftsdorf
Am Endes romantischen Zeitzgrundes befindet sich ca. 7 km östlich der Bahnhof Kraftsdorf, der neben Ortsgüteranlagen und Ladegleisen als Kreuzungs- und Überholungsbahnhof genutzt wurde. Auch hier fanden sich noch zahlreiche Wanderer und Touristen die von hier Richtung Klosterlausnitz / Hermsdorf oder über die Käseschenke Richtung Münchenbernsdorf wanderten. Ein Genesungs- und Erholungsheim sowie zahlreiche Villen der Ärzte, Bänker und Industriellen aus Gera fanden sich hier im Ort. Gera befindet sich knapp 10 km weiter, somit auch der Pendlerstrom hauptsächlich Richtung Gera bzw. Ronneburg, Schmölln, Zeitz bzw. nach Hermsdorf verlief.
Töppeln
Kreuzungsbahnhof und Vorort der Stadt Gera, von hier fuhren zahlreiche Pendler Richtung Gera, auch Schüler. Ländliche Randlage zu Gera, eher beschauliches und lokales Verkehrsaufkommen außerhalb der Pendlerzeiten am Bahnhof.In Töppeln selbst sowie in den umliegenden Orten befanden sich zahlreiche Landwirtschaftsgüter die für etwas Ladungsverkehr am Bahnhof im beschaulichem Maß sorgten.
Gera Thieschitz
Zwischen der Überleitstelle Töppeln bei km 62,0 und dem Geraer Hauptbahnhof befindet sich der einstige Haltepunkt Thieschitz.
Er diente lediglich dem Personenverkehr mit Gebäude und Bahnsteiganlagen. Als sogenannter Vororthaltepunkt der Stadt Gera. Der Haltepunkt wurde mit dem Streckenumbau der Holzlandbahn abgerissen und die Anlagen nicht wieder aufgebaut. Das EG wurde umgebaut und privat genutzt. Der heutige ÖPNV wird mit verlängerten Buslinien der Stadtwerke Gera erledigt. Ein großer Teil der Anlagen wurde demontiert und eingeebnet. Durch die geringe Frequenz und Stadtbusnutzung der Bewohner erklärt sich oft diese Entscheidung von selbst. Auf der Weimarer Seite am Bahnsteig stand bis in die 60er Jahre eine "rostige" Bahnsteigunterführung. Durch die Reparationsleistungen wurde das zweite Gleis 1946 abgebaut und der Bahnsteig am Streckengleis Gera-Weimar wurde nicht mehr benutzt. Es existierten nur noch der Hausbahnsteig und das EG bis zum Umbau. Bis Anfang der 90er Jahre bis zur Privaten Motorisierung war der Haltepunkt wichtig für den Berufs- und Schülerverkehr nach Gera, Hermsdorf und Jena. Am Tage selbst ging es hier eher "Geruhsam" zu, da der große Teil der Züge durchfuhr. So oblag dem hier beschäftigten Haltepunktwärter nur etwas Fahrkartenverkauf, Auskunftserteilung, Anlagenpflege und Schnee räumen, denn damals schneite es noch und die Zugbeobachtung in betrieblicher Hinsicht. Eigentlich ein schöner Posten wenn man es so sieht. Aus sozialer Sicht ideal für ältere Kolleginnen und Kollegen. Später im Zuge der sozialistischen Rationalisierung wurde der Haltepunkt in den Fahrplanunterlagen mit (u) gekennzeichnet was auf einen unbesetzten Haltepunkt ohne Fahrkartenverkauf hindeutete.