"Quer zur Landesgrenze"
Die Nebenbahnstrecke von Hof nach Bad Steben sowie nach Triptis und Saalfeld über Marxgrün
Sinnbildlich gesprochen führt die Strecke quer zur Landesgrenze durch den Frankenwald von Hof nach Bad Steben. Nicht nur durch die historische Bedeutung der Strecke soll diese Erwähnung finden, war es doch auch eine Hauptabfuhrlinie der Saalfelder Güterzüge nach Hof, Böhmen, Oberpfalz und das Vogtland. Es bleibt unbestritten, daß diese gesamte Linie für die Wirtschaft in Thüringen und Oberfranken bedeutend war. Auch im gegenseitigen Transport von Franken nach Thüringen und umgekehrt der Arbeitskräfte bestand eine sehr hohe Bedeutung und mit dem sich etablierenden Tourismus und Bäderverkehr Bad Steben und Bad Lobenstein. Der Stellenwert der Strecke steigt umsomehr, daß doch noch Hoffnung für den Lückenschluß Blankenstein - Marxgrün besteht in Verbindung mit dem Streckenausbau in Bezug auf den Güterverkehr zur ZPR Blankenstein. Auch eine Verkehrsbelebung wäre zu verzeichnen, wenn es wieder durchgehende Nahverkehrs Züge von Hof nach Saalfeld gäbe.
Bereits nach 1850 wurden Stimmen laut, die den Bau einer Linie von Saalfeld nach Naila und Hof zur Ludwigs-Süd-Nord Bahn forderten, nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, auch wegen des Anschlußes Preußens an Bayern mittels Eisenbahn. War doch zu jener Zeit die Untertunnelung oder "Überschienung" des Rennsteiges eine sehr große Herausforderung. Damalige Untersuchungen stellten diese Variante Saalfeld-Hof als preiswertere und wirtschaftlichere Streckenführung in den Vordergrund. Zumal in Hof der Anschluß nach Böhmen, Mähren und Österreich-Ungarn von Vorteile war. Auch die weitere Streckenführung durch die Oberpfalz nach Regensburg, Plattling, Passau wurde begrüßt mit beginnender wirtschaftlicher Entwicklung. Zumal auch die Weiterführung der Güterwagen von Hof nach Bayreuth-Schnabelwaid-Nürnberg bzw. Lichtenfels-Bamberg möglich sein würde. Der Laufweg sei zwar weiter wie über Kronach, aber eine Strecke von Naila nach Kronach war im Sinne der damaligen Planung mit im Gespräch, da ja bereits die Linie Hochstadt-Gundelsdorf bestand. Nicht nur für die Thüringer Wirtschaft war die Strecke interessant, auch die Hofer Industrie vorallem das Textilgewerbe sah neue Marktchancen, gerade in den Städten Saalfeld, Rudolstadt, Pößneck, Kahla, Jena, Erfurt, Weimar, Apolda entwickelte sich der Mittelstand prächtig. Neue Firmen, Universitäten, Krankenhäuser verlangten nach Textilien und weiteren gewerblichen Erzeugnissen. Durch die Messen der damaligen Zeit waren auch Hofer Textilprodukte in aller Munde. "Vorzügliche Textilwaren aus Hof in Bayern, erfreuen sich großer Beliebtheit..., auch dem süffigen Scherdel Biere aus Hof stand man nicht abgeneigt gegenüber...".Somit begann bereits ab 1850 der Handel der Hofer Wirtschaft nach Thüringen zu florieren. Vorerst auf der Handelsstrasse Hof-Schleiz-Neustadt (Orla) - Jena bzw. nach Gera und ab Neustadt nach Pößneck und Saalfeld waren die Fuhrwerke bis zur Bahneröffnung unterwegs. Die Handelsstrassen ab Hof in Richtung Norden und Süden sowie nach Böhmen, waren einstigst die meist befahrenen Handelsstrassen auf Grund ihrer guten Wegführung und Sicherheit.
Einige Eckdaten zur Strecke:
- Eröffnung 1887 Hof - Marxgrün
- Eröffnung 1898 Marxgrün-Bad Steben mit Gründung des Bayerischen
Staatsbades
- Eröffnung des Teilstückes Lobenstein-Marxgrün 1901
- Planung einer Verlängerung Richtung Nordhalben / Kronach leider auf
Grund aufwendiger Streckenführung und zu hoher Baukosten nicht
möglich
- Eröffnung 1910 Naila - Schwarzenbach am Wald hauptsächlich
Güterverkehr Schotter, Holz, Kalkstein
- 1887 Eröffnung Münchberg-Helmbrechts / 1923 Eröffnung
Helmbrechts-Selbitz- Haupttransportgüter Holz, Holzwaren, Papier,
Zellstoff, Schotter, Textilgüter, Kalkstein- Vernetzung der gesamten
Strecken in Franken und Thüringen belebte seit Eröffnungsbeginn der
Bahnstrecken den Urlauber- und Touristenverkehr
- mit Eröffnung der Saaleschifffahrt ab Harra Nord kam es auf allen
Strecken zu umfangreichem Reisendenaufkommen
- ab den 50er Jahren Unterbrechung des Abschnittes Blankenstein -
Blechschmiedenhammer durch Grenzziehung / Veränderung der
Verkehrsströme
- Bedienung des Anschluß Kohlesäurefabrik "Höllensprudel" bis in die
80er Jahre zwischen Marxgrün und Höllental
- ab 80er Jahre nur noch Reiseverkehr Hof-Bad Steben mit Güterverkehr
bis Kalksteinwerk Schwarzenbach am Wald
- Anschlußbedienung Hof Neuhof, Stegenwaldhaus, Bahnhof Marxgrün
- seit den 30er Jahren bestehende Kurswagenverbindungen von und
nach Bad Steben- Nachweislich ist auch der umfangreiche Transport
von Bier der Hofer Brauerei Scherdel, die bis 1946 nach Saalfeld und
Pößneck lieferte und hier Agenturen betrieb und der Transport des
Lemnitzhammer Bieres Richtung Hof wo es ebenfalls Agenturen gab
- ab den 90er Jahren komplette Einstellung Güterverkehr,
Anlagenabbau,
Rückbau von Gleisen und Weichen- Zugkreuzung in Selbitz
- bis in die 70er Jahre zahlreiche Anschlüße noch aktiv Hof-Vogelherd,
Schotterverladung in Selbitz, Anschluß Fa. Störrlee am HP Höllental
- Perspektive des Lückenschlußes zur Belebung der Strecke in beide
RichtungenHof Hbf
- seit 1848 Anschluß an die Ludwigs Süd Nord Bahn
- seit 1851 nach kompletter Eröffnung der Bayerisch Sächsischen Linie
erhielt Hof Anschluß in Richtung Leipzig und Dresden- Bedeutend
waren in Verlängerung die Linien nach Berlin und Breslau
- schnellere Abfuhr zahlreicher Produktionsgüter der Region
- spätere Linienvernetzung nach Böhmen über Rehau / Asch / Eger
sowie Linenführung Eger / Wiesau / Regensburg und Lückenschluß
Oberkotzau - Wiesau- schnellere Versorgung der Industrie mit
Zwickauer Steinkohle bzw. der Braunkohle aus den Böhmischen
Revieren um Chomutau und Falkenau
- seit 1850 waren Projekte einer Linie von Frankfurt / M - Erfurt - Hof
nach Prag in der Planung bzw. im Gespräch, einer starken
Wirtschaftsverbindung die jedoch nie in einer direkten Linie
ausgeführt worden sind
- Spaltung des Hofer Bahnhofes in Bayerischen und Sächsischen Teil
sowie Schaffung zweier Bahnbetriebswerke
- Innenstadtlage des ersten Hofer Hbf erforderte einen Neubau der
gesamten Bahnanlagen
- durch die relativ große Entfernung des Hauptbahnhofes zur
Innenstadt Eröffnete man in Hof 1901 eine Strassenbahn mit knapp
4 km Länge durch die Innenstadt bis zum Friedhof, Grundgedanken
und Überlegungen führten auch zur Idee einer Güterstraßenbahn, die
vom Hofer Hbf bzw. auch von Neuhof durch die Stadt zu den Firmen
im Innerstädtischen Bereich geführt hätte, mittels Rollbockbetrieb,
Problematisch war die Trassierung in der Stadt auf Grund der
Steigungen und engen Radien durch die bereits bestehende
Stadtbebauung so das Grundgedanken leider fallen gelassen werden
mußten
- Auch eine Güterstrecke wie sie einst vom Hofer Stadtbahnhof durch
die heutige Alsenberger Straße zur Trasse der Ludwigs Süd-Nord-Bahn
führte konnte nicht mehr auf Grund der Bebauung und des
bestehenden Neuhofer Bahnhofes nicht zur Verwirklichung gelangen
- Umfangreicher Güterverkehr durch zahlreiche Strecken und
Richtungen, Drehkreuz des Güterverkehres in Nordbayern
- Zusätzlich auch der Bahnhof Hof-Neuhof (Dreimal Hof), hier
bestanden zahlreiche Anschluß- und Ladestellen der Hofer Wirtschaft
und Industrie
Weiter möchte ich hierzu keine Ausführungen machen, diese finden Sie in den Beschreibungen zur Sächsisch Bayerischen Bahn.
Neben dem Verkehr nach Hof / Saalfeld und Bad Steben, spielte sich innerhalb der Strecke ein umfangreicher Güterverkehr statt. Angefangen ab Hof Neuhof und Vogelherd mit zahlreichen Anschlüßen, sowie zahlreicher Anschluß- und Ladestellen auf der freien Strecke und dem Einbezug der Strecken nach Helmbrechts, Schwarzenbach und Lobenstein. Je nach Abfuhrrichtung waren die Güterzüge sehr stark ausgelastet, es verkehrten auch zahlreiche Übergabezüge zwischen einzelnen Bahnhöfen zur Verteilung der Wagen. Insgesamt setzten die Bw Hof, Saalfeld mit Lobenstein und Triptis ca. 15 Lokomotiven werktäglich auf diesen Strecken ein.
Hof-Neuhof
Ungefähr 2,5 km vom Hauptbahnhof entfernt, liegt der "Neuhofer Bahnhof", erbaut mit zur Versorgung der Innenstadt und eventueller Planungen der Verlängerung der Stebener Strecke Richtung Innenstadt, was nie erfolgte. Zahlreiche Industrie- und Firmenansiedlungen. Nähe zu Schulen und Gymnasien der Stadt Hof als Hauptanlaufpunkt im Schülerverkehr durch Verlängerung von RB Zügen aus Selb Stadt bzw. Linienverknüpfung nach Münchberg bzw. Marktredwitz.
Haltepunkt und Industrieanschluß Vogelherd und
Bahnhof Köditz
Für Anschluß und Sperrfahrten sorgte der Anschluß Vogelherd bei km 4,5 der von Neuhof bzw. Köditz gleichermaßen bedient worden ist. Am Hofer Vogelherd bestand bis in die 70er Jahre ein weiterer Haltepunkt am Stadtrand von Hof.
Köditz (Oberfranken)
Wenige Kilometer hinter Hof liegt die Gemeinde Köditz, ein ländlich geprägter Ort mit einigen Gasthäusern und Pensionen. Ebenso Richtung Neuhof befand sich der Anschluß zu einer Gasabfüllstation der bis 2001 mit Übergabefahrten bedient worden ist. In Richtung Stegenwaldhaus, bei Km 7,7 befand sich ein Gleisanschluß eines weiteren Schotterwerkes, der per Bahn bedient worden ist. Köditz war Überholungs- und Kreuzungsbahnhof.
Stegenwaldhaus
Mitten im Wald gelegen die wenigen Häuser der Gemeinde Stegenwaldhaus, in deren Einzugsgebiet sich ein Kindererholungsheim befand. Gerade oft benutzten hier Kinder und Kindergruppen die Eisenbahn, wenn sie von und nach Stegenwaldhaus fuhren. Bis in die 30er Jahre war es ein bescheidener kleiner, ruhiger und erholsamer Ort. Mit dem Bau der Autobahn 9 änderte sich das, Stegenwaldhaus verlor einiges von seinem vorher sehr geschätzten Charme und Erholungswert. Der Bahnhof wurde ebenfalls auf Grund der Baulage der Autobahnbrücke quer zu den Gleisanlagen umgebaut, hierzu befand sich ein Reichsarbeitslager unmittelbar in Bahnhofsnähe. Stegenwaldhaus war nicht nur für den Personenverkehr errichtet worden, dazu waren die Zahlen der Nutzer zu gering. Haupteinnahme war ein sehr umfangreicher und breitgefächerter Güterverkehr am Bahnhof, was drei Hauptgleise rechtfertigte. Stückgutverkehr und Holzverladung sowie die Stegenwaldhäuser Marmorwerke sorgten für Arbeit am Bahnhof. Nach früheren Überlieferungen befand sich bis zum Bahnhofsumbau auch eine Seilbahn am Bahnhof, die aus einem Steinbruch Richtung Sellanger Material transportierte. In Richtung Köditz befanden sich Erzstollen, so läßt sich vermuten, daß hier auch ein Feldbahn- oder Normalspuranschluß zur Erzverladung bestanden. Nutzung als Kreuzungs- und Überholungsbahnhof.
Rothenbürg
Bei km 13,1 liegt der sich am Berghang zur Gemeinde Rothenbürg befindliche Haltepunkt. Der Bau des Haltepunktes diente vornehmlich zur Nutzung durch die Anwohner um ihre Besorgungen zu erledigen, dem Schüler und Pendlerverkehr. Erstaunlicher Weise gibt es hier nicht nur lebhaften Verkehr nach Hof, sondern auch nach Selbitz, Naila und Bad Steben. Ansonsten ist es hier relativ ruhig und bescheiden. An den Wochenenden, Maifeiertagen, Pfingsten, Vatertag ist der Ort Rothenbürg Anlaufpunkt und Ausflugsort für zahlreiche Menschen der Region. Hier wird auch gern der Zug genutzt.
Rothenbürg und die Amerikaner...
Alle Kenner der Materie kennen die "zweideutige Berühmtheit" des Ortes Rothenbürg. Oft verschlug es teilweise zu Nacht oder in den Wintermonaten, eigentlich immer zahlreiche Amerikaner oder Englisch Sprechende Touristen nach Rothenbürg, was mitunter oft zu lustigen Begebenheiten führte oder auch etwas Entsetzen hervorrief. Bis in die heutige Zeit ereignet sich fast mehrfach wöchentlich folgendes.
Im englischen Sprachgebrauch wird der Bayerische Ort Rothenburg ob.der Tauber von unzähligen Touristen besucht, der sich aber zwischen Ansbach und Würzburg im Mittelfränkischen befindet. Also ca. 250 km weiter westlich. Die englische oder amerikanische Sprachweise ist "Rothenbürg", also gemeint ist das Rothenburg an der Tauber. Oft kommen ahnungslose Touristen nach ihrer Landung im Flugzeug in Düsseldorf, Frankfurt, Dortmund zum Fahrkartenschalter. - "Ticket to Rothenbürg" - Eingabe Rothenbürg in den Computer Rothenbürg bei Hof. Los geht es mit dem Zug über Würzburg / Nürnberg / Hof nach Rothenbürg. "Nächster Halt Rothenbürg" - Ausstieg - Erstaunen - "This is Rothenbürg", Türen schließen Abfahrt - Fußmarsch der Touristen zum Ort. Vergebliche Suche der Fachwerkhäuser und der Altstadt. Meist wissen die Bewohner und Eisenbahner um das Problem. Also im englischen Sprachgebrauch, Erklärung, und mit dem nächsten Zug zurück von "Rothenbürg nach Rothenbürg". Bedauerlicher Weise kommt dies auch Nachts und in den Wintermonaten vor, so das das Entsetzen der Touristen oft sehr groß ist wenn sie hier landen. Es gab schon Touristen die an Entführung glaubten und erst nur durch das Hinzuziehen der Polizei wieder beruhigt werden konnten.
Selbitz
Kreuzungs-, Überholungs- und Abzweigbahnhof, später nur noch Kreuzungsbahnhof und Sitz des Zugleiters der Strecke.
Die Kleinstadt an der Selbitz, war und ist durch Handwerk, Gewerbe, Handel und etwas Industrie geprägt. Bestimmend für die Region und die umliegenden Ortschaften bot Selbitz den Bewohnern einiges an Arbeitsplätzen. Porzelan-, Schuhindustrie, zahlreiche Handwerksfirmen, etwas Land- und Forstwirtschaft, einige Steinbrüche. Neben den einheimischen Arbeitsplätzen boten sich weitere Beschäftigungsmöglichkeiten im benachbarten Naila, bis 1949 in Blankenstein oder in Hof. Durch die recht beachtliche Industrie in Selbitz, gab es auch im Güterverkehr reichlich für die Eisenbahn zu tun. Neben der Güterabfuhr Richtung Hof und Saalfeld, etablierte sich die ab 1923 geschaffene Verbindung nach Helmbrechts bis Münchberg ebenfalls sehr positiv. Abfuhr der Güterwagen über Helmbrechts nach Münchberg und von dort weiter nach Neuenmarkt Wirsberg, Bayreuth, Kulmbach und Lichtenfels. Fluß der Güterströme über Hof nach Sachsen, in die Oberpfalz, nach Nürnberg und nach Böhmen. Güterströme Richtung Lobenstein, Saalfeld und Triptis, Gera bestanden ebenfalls bei der ansässigen Industrie, genauso wie hier auch Bewohner des Thüringer Oberlandes Lohn und Brot fanden und die Bahnverbindung über Marxgrün nutzen konnten. Dazu kamen die schnellere Abfuhr von Textilprodukten von Helmbrechts und Hof auch wiederum in Richtung Saalfeld, was die Strecken belebte und die Wirtschaft in Franken sowie in Thüringen ankurbelte.
Naila
Cirka 4 km weiter von Selbitz in westlicher Richtung befindet sich die Stadt Naila und der dazugehörige Bahnhof. Ebenfalls als Durchgangsbahnhof konzipiert wurde später die Strecke mit knapp 10 km Länge nach Schwarzenbach am Wald in Betrieb genommen. In Schwarzenbach am Wald war neben dem Gleisanschluß zum Kalksteinwerk auch umfangreicher Güterversand in Punkto Holztransporte angesagt. Die reichhaltigen Holzvorkommen rund um Schwarzenbach und Schübelhammer sorgten für Holztransporte in alle Richtungen. Auch gingen von Schwarzenbach über Naila Gütertransporte Richtung Saalfeld und Triptis. Naila selbst wie Selbitz von zahlreichen Handwerksfirmen geprägt, etwas Textilindustrie und verarbeitendes Gewerbe. Interessant ist auch, daß Naila bis in die 70er Jahre Kreisstadt mit ca. 8000 Einwohnern war. In Bezug zur Wirtschaft pendelten die Nailaer auf Grund der günstigen Lage Richtung Blankenstein / Lobenstein, Selbitz und nach Hof. Die Nutzung des Nahverkehres in Naila ist recht ansprechend auch außerhalb der Pendlerzeiten. Naila selbst verfügte nur über eine geringe Gleiskapazität, so wurden Wagen Richtung Saalfeld in Marxgrün und Richtung Hof in Selbitz hinterstellt bzw. von dort zugeführt.
Oberklingensporn
Mitten im Wald befindet sich bei km 20,5 die Haltestelle Oberklingensporn zum Teil im Laufe der Jahre eine Bedarfshaltestelle. Vornehmlich für Wanderer und Ausflügler die hier den Ein-bzw.Ausstieg nutzten. Aber die Errichtung des Haltepunktes nutzte auch der Industrielle Karl Mayer, der 1937 hier im Nailaer Ortsteil Oberklingensporn eine Fabrik zur Herstellung von Textilmaschinen errichten ließ mit mehreren hundert Arbeitsplätzen. Gerade in der Berufspendlerzeit war der Haltepunkt stark frequentiert. Einige Mitarbeiter des heutigen Unternehmens "LIBA" benutzen noch heute den Haltepunkt.
Marxgrün
Der einstige Endpunkt der Strecke verfügte seit Anfang seines Bestehens über zahlreiche Gleisanlagen sowie weitere Anlagen wie Laderampe, Lokschuppen und Wagendrehscheibe. Als betriebliches Reglement galt, das täglich mehrfach nicht nur die "Preußen Lok`s" hier endeten und Restaurierten, auch die Lokomotiven der letzten Züge nach Bad Steben wurden hier hinterstellt. Der letzte Zug in Bad Steben wurde abgestellt, danach ging es Lz nach Marxgrün, Restaurieren, Abstellen, Nachtruhe. Morgens Wasser, Kohle e.t.c., Lz nach Steben und den ersten Zug nach Hof bespannen. Weitere Anmerkungen zum Bahnhof Marxgrün finden Sie auch an der Streckenbeschreibung Triptis-Marxgrün. Von Marxgrün aus erfolgte die Bedienung des Gleisanschlußes zur Kohlensäurefabrik "Höllensprudel" auf dem Gleis Richtung Blankenstein. Weiterhin wurde hier Holz verladen und der Gleisanschluß des Schotterwerkes auf dem Gleis Richtung Bad Steben bedient. Richtung Bad Steben bestand eher bescheidener Güterverkehr auf Grund der Lage als Kur- und Erholungsort. Die ortsansässige Textilfabrik war ebenfalls Großkunde am Bahnhof und ihre Warensendungen sorgten sowohl in Richtung Saalfeld und Hof für ausgelastete Güterzüge, sowie für Lohn und Brot der Thüringer und Oberfränkischen Bevölkerung.
Höllenthal
An der Bad Stebener Strecke liegend der Haltepunkt, ca. 2 km weiter östlich liegt der Bahnhof Hölle an der Strecke Marxgrün-Triptis. Gebaut wurde der Haltepunkt zum großen Teil für den Ausflugsverkehr in das Höllenthal, obwohl für die Bevölkerung somit die Möglichkeit bestand zwei Stationen mit unterschiedlichen Richtungen zu benutzen. Zum Ort selbst sind es ca. 0,5 km die einzige Möglichkeit heute mittels Nahverkehr nach Hof bzw. Bad Steben zu gelangen.
Endbahnhof Bad Steben
Anschluß des Bayerischen Staatsbades war notwendig und dringlich auf Antrag der Gemeinde Steben. Seit dem 14.Jahrhundert bestehen Heiße und erholsame Quellen rund um den Ort, bereits seit dieser Zeit pilgerte man bei Erkrankungen nach Steben. Durch die hervorragende Heilkraft der Stebener Quellen, verlieh man schon 1832 den Titel Staatsbad. Auch der Bayerische Staat erkannte den Tourismus als förderliche Einnahmequelle. Auch galt es in dieser abgelegenen und armen Region den hier lebenden Menschen zu Einnahmen zu verhelfen, da der größte Teil der Bevölkerung in erbärmlichen Verhältnissen lebte. Mit dem Bahnbau, der Industriealisierung, dem Tourismus erweiterten sich die Verdienstmöglichkeiten erheblich für die Bevölkerung. So das mit Eröffnung der Bahn nach Hof ein erheblicher Aufschwung stattfand. Konnte man jetzt auch "in die Eerbedd nach Naahlich uder Huf foahrn..." zu deutsch jetzt konnte man in die Arbeit nach Naila oder Hof fahren. Vom Ansturm aus dem ländlichen Raum konnte die Textilindustrie profitieren, auch zahlreiche Stein- und Marmorbrüche der Region begannen regelrecht zu expandieren. Sicher wurde den Menschen jener Zeit nichts geschenkt, 12 Stunden Tag, Fußmärsche, karger Lohn man hatte aber ein Dach über dem Kopf einiges wenige zu essen was besser war als vorher nur von der Hand in den Mund zu leben. Man war dankbar und zufrieden.
Seit 1898 mit Eröffnung des Teilstückes Marxgrün - Bad Steben kämpfte der Ort und seine Nachbargemeinden um die Weiterführung nach Nordhalben bzw. Kronach. Leider wurden immer wieder die schwierigen Geländeverhältnisse und das enge finanzielle Budget zugrunde gelegt, warum dieses Projekt nie zur Ausführung kam, obwohl es nur 14 km Entfernung bis nach Nordhalben waren. Auch die im Abschnitt Saalfeld-Wurzbach-Lobenstein angeführte Verbindung von Wurzbach Richtung Oßla um den Berg herum Richtung Rodacherbrunn, Nordhalben, Heinersberg nach Bad Steben wurde oft diskutiert. Aber ebenfalls schwierige Geländeverhältnisse und wirtschaftliche Abwägungen ließen dieses Projekt ebenfalls scheitern. Hauptgedanke war die weitere Erschließung des Frankenwaldes sowie eine schnellere Güterabfuhr Richtung Kronach und Lichtenfels. Man sprach zwar nach Eröffnung der Bahn nach Bad Steben von einer "erquicklichen Reise in das Kurbad", aber der weitere Weg von Nürnberg über Marktredwitz bzw. Bamberg, Lichtenfels und Hof schien schon damals hinderlich. Schon alsbald verkehrten auch Linienkutschen von Bad Steben nach Nordhalben bzw. Dürrenwaid an die Strecke Richtung Kronach. Später ab den 20er Jahren der Postbus Kronach-Nordhalben-Bad Steben-Hof als Konkurenz zur Bahnlinie. Von Lichtenfels aus gerechnet betrug die Entfernung über Kronach nach Bad Steben ca. 60 km und über Kulmbach-Hof ca. 120 km, was lange und viele Jahre immer wieder den Bau der Strecke begehrte. Nach 1950 begann wie in den Jahren nach 1900 ein regelrechter "Bäder Boom", viele Kriegsgefangene, Heilungsbedürftige und Erkrankte jener Zeit kamen in die Kurbäder. Gerade die Versicherungsanstalten in Berlin bevorzugten die Kurheime im "Zonenrandgebiet", auf Grund guter Erreichbarkeit über die A 9 bzw. die Grenzübergänge Probstzella / Ludwigsstadt bzw. Gutenfürst / Hof mit den 300er Zügen, die auf DDR Gebiet nicht hielten. So kamen auch in die Region entlang zur "Zonengrenze" die "Preiß`n" wie die Hofer sagten und machten sich breit....Auch aus dem Ruhrgebiet und dem Frankfurter Raum kamen zahlreiche Gäste. Um den Kurort attraktiv zu gestalten lag Bad Steben an zahlreichen verknüpften Zug / Bus Verbindungen die sich positiv bis in die 90er Jahre hielten.
Kurswagenverbindungen:
Dortmund Hbf / Frankfurt (Main) Hbf - Bad Steben
Bahnbusverbindung:
Ludwigsstadt nach Ankunft D 403 und D 303 ca.12:00 Uhr Abfahrt nach Bad Steben und Hof über Teuschnitz sowie
von Hof über Bad Steben gegen 11:30 Uhr ankommend in Ludwigsstadt mit Anschluß an D 402 und D 302
Berlin Bus Verbindung (BEX) - Bayern Express der Firma Kühne und Nagel
Berlin Funkturm - A 9 - Hof Hbf - Bad Steben - Kronach - Coburg und zurück
In Coburg bestand auch eine Anschlußverknüpfung mit den Coburger Bahnbussen aus und nach Eisfeld über den Strassengrenzübergang Rottenbach / Eisfeld und der Bahnbuslinie von Fulda nach Coburg mit Anschluß in Coburg an Busse nach Bad Steben und Berlin.
In Bad Steben selbst am Bahnhof war das Hauptgeschäft der Reiseverkehr, Verkauf von Fahrkarten, Reisegepäck und Expreßgut. Der Güterverkehr selbst spielte eine untergeordnete Rolle. Etwas Stückgut, Holz, Torf, Kohlen, Landwirtschaftsprodukte. Der größere Teil des regionalen Güterverkehres konzentrierte sich in Marxgrün. Zumal die Fuhrwerke leichter bergein Richtung Marxgrün rollten gerade mit Ladungen der Horwagen Marmorbrüche in Bobengrün. Der Verkehr nach Hof wurde als sehr lebhaft beschrieben nicht nur nach Hof auch über Marxgrün Richtung Saalfeld und Triptis-Gera kamen zahlreiche Besucher. So sprach es sich in damaligen Zeitungen und Reiseführern schnell herum, "die Fahrt in landschaftlich reizvoller Gegend, über hohe Brücken, dem Höllenthale bei Marxgrün und später auch der Anschluß in Harra an die Saale Dampfer"...
Auch Lobenstein und Blankenstein profitierten von den Gästen und Besuchern aus Steben und dem Höllenthale. So besuchte man sehr gern die reussischen Orte des Thüringer Oberlandes wo zahlreiche Restaurationen mit vorzüglichen und erquicklichen Speisen und Getränken aufwarteten. Kurzum man profitierte in Gegenseitigkeit. Als Erlebnis galt immer wieder die Bahnfahrt oder auch die Wanderung durch das Höllenthal. Aber auch Wanderungen und Ausflüge in reiner sauerstoffhaltiger Luft um Bad Steben war der "Renner". Besuche in umliegenden Ausflugsobjekten, Cafe`s, Restaurant`s waren an der Tagesordnung. Auch die Wanderung von Bad Steben über Carlsgrün zur Krötenmühle. Später verlief hier unmittelbar die Grenze. Auch durch die Grenze profitierte der Ort Bad Steben. Zahlreiche interessierte Kurgäste und Besucher waren fassungslos, als sie plötzlich vor der Grenze standen. Viele konnten sich das nicht vorstellen, daß es hier einmal nach Thüringen ging und der Kontakt zu ehemaligen Schulkameraden, Arbeitskollegen, Verwandten, Freunden plötzlich abgeriegelt war. So konnte man an der Krötenmühle bis direkt zur Grenze oder an der Munschwitz bei Lichtenberg oder im Höllenthal bei Blechschmiedenhammer und so weiter. Aber die Bevölkerung der DDR wurde bereits viele Kilometer vor der Grenze abgefangen. Der erste Posten war schon in Lichtentanne am Bahnhof wo Einreisekontrolle Richtung Lehesten, Probstzella bestand aber Fremdpersonen oder Fahrzeuge die sich hier befanden schon ins Visier genommen wurden. Weitere Kontrollen gab es in Röttersdorf, Wurzbach, Lobenstein, Helmsgrün, Schlegel u.s.w. Unstimmiges Kartenmaterial führte ebenfalls dazu, daß die Flucht in den Westen von vornherein vereitelt werden konnte. Genaue Ortskenntnis, Kontrollabläufe waren den Einheimischen vorbehalten, die zum Stillschweigen verdonnert wurden oder politisch für den Schutz des Sozialismus standen.